Montag, 25. Mai 2009

Auffahrtslager Wallis 21.-24. Mai 2009

In einer kleinen Gruppe erkundeten wir am heissen Auffahrtswochenende die Region um Leuk. Dominic, Dennis und Res reisten bereits am Mittwochabend an und nachdem sie einen Ziegenmelker in der Felsensteppe unterhalb von Leuk beim Eindunkeln gehört haben, stellten sie das Zelt auf dem Campingplatz Torrent auf. Noch während dem Aufbauen machte sich eine weitere Seltenheit hörbar: Ein lautes „tuut“ verkündete eine Zwergohreule vom benachbarten Hang aus! Am Donnerstag konnte das Trio dann mit Ortolan und Orpheusspötter gleich einige erste Highlights ausmachen, die sich trotz dem hiessen Wetter früh am Morgen zeigten. Am Nachmittag kamen dann noch David und Diana dazu. Im Leukerfeld beobachteten wir unzählige singende Braunkehlchen und Feldlerchen und an den Teichen sangen eben so viele Nachtigallen und ein lautstarker Drosselrohrsänger. Nach einer Nachtmittags-Siesta in der brütenden Hitze und einem gemeinsamen Nachtessen besuchten wir dann wieder das Leukerfeld und die Felsensteppen auf die kühlen Abendstunden, wo sich ein bisher unentdeckter Purpurreiher bemerkbar machte, wie auch einer der letzten brütenden Ortolane in der Schweiz und natürlich das leise Summen eines entfernten Ziegenmelkers.


Am Freitag machten wir uns in den wilden Westen des Kantons auf, um das berühmt berüchtigte Gebiet „Les Follatères“ bei Branson VS zu erkunden. Der erste Zug brachte uns bei (noch) kühlen Temperaturen in den trockenen Flaumeichenwald, in dem wir zunächst von einer Zippammer – der häufigste Vogel im Gebiet – begrüsst wurden. Von den gut 1500 Pflanzenarten, die in den Follatères vorkommen, konnten wir immerhin einige wunderschöne Orchideen bestimmen, wie Langblättriges Waldvögelein (Cephalanthera longifolia), Brandorchis (Orchis ustulata), Weisse Waldhyazinthe (Platanthera bifolia) und Spitzorchis (Anacamptis pyramidalis). Trotz grossem Potential für seltene Mittelmeer-Vogelarten, konnten wir nur Garten- und Mönchsgrasmücken ausmachen. Eine adulte Äskulapnatter auf dem Abstieg war leider tot, dafür bot sie umso nähere Beobachtungsmöglichkeiten… Im Tal angelangt, bescherte uns ein beringter, lokal brütender Wiedehopf eine geniale Beobachtung: Nach ein paar Gesangsstrophen flog er 4 m an uns vorbei und landete auf einem Pfosten in ca. 20 m Distanz! Nach ein paar Felsenschwalben, einem Wespenbussard und einem Wanderfalken begaben wir uns dann wieder in Richtung Martigny bzw. Mittagssiesta mit Glacé und co. Am Abend stiess dann noch Jakob zu uns mit dem wir zunächst einen super Grillabend auf dem Campingplatz Torrent verbrachten. Am kühlen Abend hörte er dann mit Zwergdommel, Ziegenmelker und Zwergohreule gleich drei neue Arten.


Am Samstag radelten wir zu den Satellitenschüsseln hoch – um 4:15. Während dieser guten Prise Morgengymnastik konnten wir einen Wendehals, eine Zaunammer, viele Gartenrotschwänze und Zippammern hören und für kurze Zeit stiftete eine Dorngrasmücke etwas Unruhe – leider hatte diese keine Brille auf… Von der Satellitenstation aus betraten wir die unheimlich grosse Waldbrandfläche, wo man unter anderem die grösste Gartenrotschwanzdichte der Schweiz findet. Trotz vereinten Kräften und der Anwesenheit von Paul Mosimann und Stefan Trösch zeigte sich kein Steinrötel, dafür hörten wir 3 Wendehälse, viele Zippammern und Gartenrotschwänze, einige Misteldrosseln und auf dem Abstieg sahen und hörten wir neben unzähligen Berglaubsängern einen schönen Waldlaubsänger. Um die Satellitenschüsseln ging es spannend weiter mit einer weiblichen Zaunammer, vielen Neuntötern und einem Orpheusspötter, der klammheimlich kurz seinen ultraschnellen Gesang vortrug. Zwei weitere Orpheusspötter, eine Heidelerche und zwei weitere Orchideenarten (Dingel Limodorum abortivum und Ohnsporn/Puppenorchis Orchis anthropophora) versüssten den eher heissen zweiten Teil des Morgens. Nachdem sich der erhoffte Mauerläufer bei der hohen Brücke aber nicht mehr zeigte, entschieden wir uns für die rasante Velo-Abfahrt, die uns die frühmorgens erkämpften Höhenmeter nun boten!


Nach einem sehr phlegmatischen Siesta-Nachmittag und einer köstlichen Büchsenravioli-Mahlzeit rafften wir uns dann doch noch auf, die Felder im Abendlicht etwas unter die Lupe zu nehmen. Nach wunderschönen Beobachtungen von Braunkehlchen und Feldlerchen, mischte sich an den Teichen im Leukerfeld plötzlich eine neue Stimme in die abendliche Symphonie: dzet-dzet-dzet-dzet… Der wetzende Klang erinnerte stark an eine Zikade am Mittelmeer, da man aber ein paar Feldschwirl-ähnliche metallische Töne raushörte, kam der Verdacht auf Schlagschwirl sofort auf! Wir spielten sofort eine Aufnahme von Dominic’s Handy ab und: Der Gesang war absolut identisch! Tempo, Tonhöhe, Klang und die metallischen Silben – alles tönte perfekt. Nach einer Annäherung auf etwa 10 m verstummte der Gesang und die Versuche, ihn mit dem Handy aufzunehmen scheiterten. Schwirl-typisch hatten wir mit der einbrechenden Dunkelheit keine Chancen ausser einer kleinen Bewegung im dichten Gestrüpp die Bestimmung optisch zu bestätigen. Trotz einem erfolglosen Play-back Versuches sang der Schlagschwirl etwa eine halbe Stunde später wieder lautstark und bestätigte nochmals den typischen Gesang. Mit der Dunkelheit, einer Sieger-Getränkerunde auf dem Camping und der dazu singenden Zwergohreule schlossen wir den Abend erfolgreich ab.


Eine Nachsuche am nächsten Morgen um 4:15 brachte uns leider keinen Schlagschwirl mehr, dafür aber eine schöne Pirol-Beobachtung mit drei Vögeln und einen adulten Purpurreiher. Nachdem wir unsere extra angereisten und sichtlich enttäuschten Kollegen empfingen, machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Camping, um vor der grossen Hitze unsere Zelte abzubrechen und den Rest des Sonntags im kühlen Zug nach Zürich bzw. am Genfersee zu verbringen.