Sonntag, 2. November 2014

Bootstour auf dem Bodensee

Da in den letzten Jahren im September viele spektakuläre Beobachtungen auf dem Bodensee gelungen sind, wollten wir heuer nun endlich herausfinden, ob sich im November ähnlich tolle Arten finden lassen. Auf unserem sehr ambitiösen Wunschzettel befanden sich unter anderem Spatelraubmöwe, Skua, Thorshühnchen und Eistaucher!
Eine erste Herausforderung für unseren Leiter, Merlin, war es, überhaupt ein Boot im November zu organisieren. Der einzige Bootvermieter, der im November noch Boote vermietet, befindet sich auf deutscher Seite, weshalb wir zuerst mit der Fähre von Romanshorn aus nach Friedrichshafen fuhren. Dort angekommen hiess es zuerst einmal geduldig sein: Dicker Nebel hing über dem See und es wurde uns verständlicherweise noch kein Boot ausgeliehen. Die Kinder trotzten der Kälte und vertrieben sich die Zeit mit Fangis und Beobachten. Ca. eine Stunde nach unserer Ankunft in Friedrichshafen hatte sich der Nebel endlich soweit zurückgezogen, dass wir in See stechen konnten. Da wir versicherungstechnisch gesehen ein halbes Kind zu viel waren, mieteten wir zwei Boote: Ein "Pontoon" und ein kleines Elektroboot.

Unsere zwei Boote, kurz bevor wir in See stachen.
Es stellte sich schnell heraus, dass wir mit dem Elektroboot froh sein dürfen, wenn wir es aus eigenem Antrieb wieder in den Hafen zurück schaffen, denn schon nach kurzer Zeit hatten uns die "Pontünler" meilenweit hinter sich gelassen. Kurz nach der Ausfahrt aus dem Hafen gelang bereits der Nachweis einer spannenderen Art: ein Schwarzhalstaucher; für einmal konnten wir den aus der Nähe bestaunen und nicht wie üblich weit weg durchs Fernrohr. Da wir über Funk rege miteinander kommunizierten, konnten alle diesen "herzigen" Lappentaucher beobachten.
Nach einer halben Stunde Fahrt näherten wir uns mit dem Elektroboot im Schneckentempo einem Prachttaucher. Zumindest fühlte er sich so nicht gestört und wir konnten uns ihm nähern. Alarmiert durch unseren Funkspruch rasten die "Pontünler" herbei; der Seetaucher verschwand hingegen spurlos und von ihnen ungesehen.
In der Mitte des Bodensees waren erstaunlich viele Grossmöwen auf der Jagd nach springenden Fischen. Was es genau mit diesem Verhalten auf sich hatte, konnten wir nicht herausfinden. Beide Boote sahen eine 1.KJ-Silbermöwe, wir vom Elektroboot machten noch eine schöne Beobachtung einer sehr zutraulichen adulten Steppenmöwe.
Der Nebel wurde wieder dichter und es bereits Zeit zurückzukehren. In unserem Tempo mussten wir schon beinahe zwei Stunden für die Rückfahrt einberechnen. Wir waren alle sehr froh, dass wir mit GPS und Handy navigieren konnten, denn in diesem Nebel hatten die meisten bereits die Orientierung verloren.

Ein kleiner Eindruck unserer Nebeltour.
Als wir bereits wieder das Ufer sahen und die Sonne uns wärmte, riss ein "Kraniche über Friedrichshafen!" alle aus ihrer Lethargie. Der Alarm kam vom Elektroboot. Obwohl die zahlreichen "Pontünler" alle angestrengt den Himmel absuchten, konnten sie die Kraniche einfach nicht ausmachen. Enttäuscht hörten sie den Funkspruch "jetzt sind sie fast nicht mehr zu sehen, fliegen Richtung Schweiz". Erst als die sich vor Lachen kugelnden, hämisch winkenden "Elektroböötler" vorbeifuhren, dämmerte den "Pontünlern", dass ihnen hier ein Bär aufgebunden worden war. Glücklicherweise nahmen sie das mit Humor und das war nicht das Ende einer wunderbaren Freundschaft ;-)
Obwohl wir nicht das Erhoffte finden konnten, hatten wir doch alle unsern Spass an diesem nebligen Sonntag; nicht zuletzt dank den "Speck mit Schinke"-Funksprüchen von Vito :-)

Bericht und Fotos: Eric Christen.