Nachdem wir im Vorjahr die Bartgeier-Exkursion
auf den Gemmipass absagen mussten, schien uns Petrus heuer besser gesinnt: Für
das Wallis war bestes Wetter angesagt und wir machten uns guten Mutes früh auf
den langen Weg. Die erste Überraschung des Tages bereitete uns ein adulter
Bartgeier, den wir bei einer Felswand auf der Fahrt von Leuk nach Leukerbad
beobachten konnten! Er kreiste majestätisch über dem Wald und entlockte uns so
manchen Schrei der Begeisterung; diese konnten den Buschauffeur (der den Bartgeier
wahrscheinlich Tag für Tag auf dieser Strecke sieht) nicht dazu bringen, den
Bus anzuhalten.
Die zweite Überraschung war das Wetter, denn als
wir um 11.30 Uhr oben auf dem Pass ankamen, mussten wir feststellen, dass heute
trotz guter Prognose nicht die besten Beobachtungsbedingungen herrschten: Es
war sehr windig und vor allem hielt sich hier oben im Kessel ein zäher Nebel.
Nichtsdestotrotz stiegen wir motiviert den kurzen Weg zum Grat hoch. Nachdem
Jonas uns mit den Sicherheitsregeln vertraut gemacht hatte, ging es zu den
bereits zahlreich anwesenden Fotografen. Zwischen deren Füssen spazierten
seelenruhig die ersten Besonderheiten des Gemmipasses herum: Viele
Schneespatzen und einige wenige Alpenbraunellen! Wir konnten es alle kaum
fassen, wie zutraulich diese hochalpinen Vögel hier waren – es herrschten ja
richtig „helgoländische Verhältnisse“!
Sie liebt die Kamera, und die Kamera liebt sie: eine fotogene Alpenbraunelle. |
Trotz der genialen Beobachtungen mussten wir
uns schnell eingestehen, dass mit dem Wind und der fehlenden Sonne die Verhältnisse
ziemlich garstig waren. Aus diesem Grund begab sich eine Kindergruppe mit einem
Leiter wieder nach unten, um sich mit Fangis, etc. aufzuwärmen. Genau in diesem
Moment gelang uns die erste Beobachtung eines Bartgeiers vom Gemmipass aus: Er
flog tief über unsere Köpfe über den Grat und verschwand nach kurzer Zeit im
Nebel.
Ein gigantisch-majestätischer Anblick: ein Bartgeier überfliegt den Grat. |
Nach einiger Zeit waren auch die Hartgesottenen
ziemlich durchgefroren und wir entschieden uns für einen Restaurantbesuch.
Nachdem sich die meisten wieder genügend aufgewärmt hatten, nahmen sie wieder
Stellung auf dem Grat – und wurden belohnt: Zweimal in kurzer Zeit liess sich
ein adulter Bartgeier wunderschön und extrem nah beobachten! Für die kleine
Tichu-Gruppe, die noch im Restaurant weilte, kam jede Benachrichtigung dieser
genialen Beobachtung zu spät. Dies sollte nämlich die letzte Beobachtung sein,
die uns heute glücken sollte.
Natrixler, hart im Nehmen... |
... und sehr hart im Nehmen: Kein Problem, auf Schnee und Eis zu sitzen! |
Brrr: Eine Natrix-Leiter im Schnee. |
Glücklich, erschöpft und vor allem
steifgefroren machten wir uns um 16.30 Uhr auf den langen Rückweg. Es war ein
toller Ausflug, die nächste Bartgeierexkursion wird aber hoffentlich bei
stahlblauem Himmel stattfinden! :-)
Bericht: Eric Christen.
Fotos: Jonas Landolt.