Montag, 14. Mai 2018

Auffahrtslager in Leuk, 10.–14. Mai 2018

Erster Tag – 10. Mai
Mit viel Vorfreude trafen wir uns um 8.40 am Zürcher HB und fuhren nach Visp. Dort holten wir unsere Velos ab und nahmen in zwei Gruppen den Zug nach Leuk. Auf dem Campingplatz wurden wir  von zwei Bienenfressern, einem Gartenrotschwanz und später auch noch von einem Wiedehopf herzlich begrüsst. Nachdem wir unsere Zelte aufgestellt hatten, fuhren wir direkt zur Bienenfresser-Kolonie. Auf dem Weg dorthin begegneten wir vielen, wunderschönen Smaragdeidechsen:
 
Egal vor welchem Hintergrund, die Smaragdeidechsen beeindrucken auf dem Boden...
Foto: Andrea Wüst.
... und im Astwerk.
Foto: Elias.

Als wir bei der Kolonie angekommen waren und den Bienenfressern eine Weile zugeschaut hatten, hörten wir noch einen Wendehals, leider sahen wir ihn nicht. Nach ungefähr 10 Schlangenadlern, die sich als Schwarzmilane entpuppten, machten wir eine Runde um die Felder. Wir sahen verschiedene Schafstelzen, Bluthänflinge, Steinschmätzer und eine Feldlerche im Singflug. 

Auch ohne Rot hübsch anzusehen: der Bluthänfling.
Foto: Levi.

Ab und an kamen auch Entomologen auf ihre Rechnung:

Eine kecke Feldgrille.
Foto: Elias.

Ruben, Konstantin und Merlin, die vorhin zu Alice gefahren waren, um unseren Znacht vorzubereiten, riefen uns an und sagten, dass wir um 17.50 Uhr beim Zeltplatz sein sollten. 

Kohldampfend: Die Natrixler warten auf halbvegane Spaghetti cinque pi.
Foto: Ruben Lippuner.

Zum Znacht gab es Spaghetti Cinque Pi, doch da der Rahm den beschwerlichen Weg ins Wallis nicht geschafft hatte, war die Hälfte der Sauce mit Reismilch gemacht worden. Merlin hat diese Herausforderung aber bravourös gemeistert und so war die leckere Reismilch-Cinque-Pi-Sauce zuerst weg. Nach ausgiebigem Ping-Pong-Spielen fuhren wir um circa 21 Uhr los, um den Ziegenmelker zu suchen.
 
Hört jemand ein "Trrrrrrrrrrrrrrrrrr....?
Foto: Ruben Lippuner.

Leider konnten wir ihn weder hören noch sehen. Zurück auf dem Zeltplatz schliefen alle friedlich ein.

Tagesbericht: Noémie & Alina.

Zweiter Tag – 11. Mai

Den zweiten Tag starteten wir um 4.45 Uhr. Bevor wir in die Waldbrandfläche gingen, assen wir etwas Brot. Mit dem Velo und dem Bus fuhren wir in die Waldbrandfläche. 

Wie fast immer gilt: "Im Frühtau zu Berge" ist ein Garant für einmalige Stimmungen.
Foto: Ruben Lippuner.
Blick in die Waldbrandfläche –
15 Jahre nach dem grossen Brand.
Foto: Levi.

Dort suchten wir sofort typische Vögel für dieses Gebiet. Schon nach kurzer Zeit konnten wir Neuntöter, Zippammer und einen Steinrötel beobachten. 

Zipp!
Ein männlicher Steinrötel in seiner ganzen Pracht.
Beide Fotos: Elias.

Erstaunt waren wir auch über die grosse Dichte an Berglaubsängern. Nach dem wir ein Stück hochgelaufen waren, assen wir noch einmal Zmorgen, dieses Mal richtig. Wir beschlossen, dass wir früh zurückgehen wollen, um vom Zeltplatz ziehende Greifvögel zu beobachten. Auf dem Rückweg kamen noch Arten wie Steinhuhn (rufend), Wiedehopf, Heidelerche und Wendehals dazu. Nach dieser gelungenen Morgenexkursion spielten wir auf dem Campingplatz einige Runden Tischtennis. 

Seit jeher die bevorzugte Sportart der Natrixler: Pinp-Pong!
Foto: Ruben Lippuner.

Plötzlich hiess es, dass ein Schlangenadler weit weg vor der Waldbrandfläche fliege. Als er landete, konnten alle den seltenen Greifvogel beobachten. Während einige nun ebenfalls Greifvögel suchten, spielten die anderen nochmals Tischtennis. Die nächsten Greifvögel, die etwas Aufregung auslösten, waren zwei adulte Bartgeier. Sie liessen sich relativ lange beobachten. Kaum wollten einige wieder Tischtennis spielen (wir wurden regelrecht vom Rundlauf-Fieber gepackt!), kam der nächste Alarm: Eine Weihe kreiste über unseren Köpfen! Zuerst wussten wir nicht sicher, welche Art es war. Nachdem wir aber die Bilder nochmals angeschaut hatten, erwies sich der Vogel als Wiesenweihe:
 
Foto: Elias.

Am späteren Nachmittag stiegen wir nochmals aufs Velo, um zu einer Brätelstelle zu radeln. Es gab Vegi-Plätzli, Gemüsespiesse und Kartoffeln. Einige hatten noch nicht genug vom Tischtennisspiel, deshalb wurde ein Tisch kurzerhand zum Tischtennistisch umfunktioniert. Andere vertrieben sich die Wartezeit mit dem «cup song». 

In Form von Schoko-Bananen-Schiffchen gab es sogar einen Dessert!
Foto: Merlin Hochreutener.

Nach dem leckeren Abschluss gingen wir zurück auf den Campingplatz. Dort packten wir unsere Sachen, um ein letztes mal in die Waldbrandfläche zu gehen. Als es eindunkelte, hörten wir den ersehnten Ziegenmelker! Auch er ist eine typische Art für Leuk. Ungefähr zehn Prozent des Schweizer Bestandes lebt in dieser Region. Zusammen mit einer anderen Beobachtergruppe lauschten wir seinem Gesang. Danach gingen wir auf den letzten Bus und kamen spät auf dem Zeltplatz an. Alle gingen nach dem Duschen zufrieden und müde ins Bett. 

Tagesbericht: Levi.

Dritter Tag – 12. Mai

Einige Frühaufsteher machten sich um 5.15 Uhr auf den Weg ins Leukerfeld. Dort konnten sie die Bienenfresser an der Brutwand beobachten, die Morgenstimmung geniessen und einen Nachtreiher beim Sonnenbad entdecken:
 
An den Teichen im Leukerfeld.
Foto: Ruben Lippuner.
Auf der Suche nach Ruhe und innerem Frieden
war wohl auch dieser Nachtreiher. Er konnte ja nicht ahnen,
dass die Natrixler schon so früh auf den Beinen sind!
Foto: Elias.

Auf dem Rückweg wurden sie dann mit der seit einiger Zeit im Gebiet anwesenden Sumpfohreule belohnt:

Spitzt die Öhrchen – eine Sumpfohreule im schönsten Licht!
So schön sieht man sie in der Schweiz selten.
Foto: Andrea Wüst.

Für den Rest der Gruppe begann der Tag ungefähr um 7.00 Uhr. Wir fuhren mit dem Velo an den Bahnhof. Mit dem Zug gelangten wir nach Sion/Sitten, von wo aus es mit dem Bus weiterging. Wir stiegen aus, als wir in der Nähe der Felswand bei Chamoson waren. Nachdem wir durch die Rebberge gelaufen waren, standen wir unterhalb der Felswand, an der die einzige Blaumerle im Wallis brütet. Wir beobachteten die schroffe Steilwand und hielten Ausschau, bis wir plötzlich eine Blaumerle sahen! Einige konnten sie beobachten, ehe sie wieder verschwand. Wir suchten und suchten, doch der Vogel blieb verschollen. Und so sah nur knapp die Hälfte diesen wunderhübschen Vogel, den Elias weit oben in der Felswand entdeckt hatte. 

Steil, steiler, Chamoson. Die Natrix beim einzigen
(bekannten) Brutstandort der Blaumerle im Wallis.
Foto: Ruben Lippuner.

Als wir dann einen Wanderfalken mit einer Taube, die tot in seinen Krallen war, sahen, beobachteten wir, wie sich ein Mäusebussard auf den Wanderfalken stürzte. Zum Glück kam ein männlicher Wanderfalke dem Weibchen zu Hilfe und verjagte den Mäusebussard. Nach diesen Beobachtungen stiegen wir wieder in den Bus und fuhren danach mit dem Zug nach Montreux am Genfersee. 

Einige nutzten die Fahrt für ein wohlverdientes Mittagsschläfchen.
Foto: Ruben Lippuner.

Am See teilten wir uns in zwei Gruppen auf: Eine Gruppe wollte in Préverenges die gemeldeten Sumpfseeschwalben und den Steinwälzer twitchen, die andere in die Grangettes, um selber etwas entdecken. Als meine Gruppe ankam, fuhren wir ein Stück mit dem Bus und den Rest liefen wir bis zum Genfersee. Wir beobachteten viele Vögel, darunter auch seltene (Sumpfohreule und Steinwälzer!). 

Arenia interpres wälzte sich im Prachtkleid durch die Landschaft
und lief Merlin direkt vor die Kamera.

Nach einer Weile wollten wir gehen, doch unser Leiter Merlin machte noch 200 Fotos von einem Buchfinken. Wenigstens eines davon war auch scharf ;-):

Ein patenter Papa: Buchfink auf Nahrungssuche für die Jungmannschaft.
Foto: Merlin Hochreutener.

Nach einer weiteren Bus- und Zugreise trafen wir bald die andere Hälfte der Gruppe, die die seit langem in den Grangettes anwesende Eisente neben drei Eiderenten und hübschen Schwarzhalstauchern gesehen hatten. Von letzteren hatten sie uns auch ein paar Belege mitgebracht:

Verbreitert das immense Artenspektrum dieses Lagers noch weiter:
ein Schwarzhalstaucher in Schwarz-Rot-Gold.
Foto: Elias.

Zurück in Leuk fuhren wir mit unseren Velos, die wir am Morgen abgestellt hatten, zurück auf den Campingplatz. Dort spielten wir zur Abwechslung mal Frisbee, da der Wind so stark blies. Bald assen wir leckeren Risotto mit Salat und nach dem Abendessen spielten wir wieder Ping-Pong, bis ein SBA eintrudelte, dass 6 Individuen der sehr seltenen Lachseeschwalbe soeben in den Grangettes (wo eine Gruppe heute war!) beobachtet worden sei. Von dieser Neuigkeit etwas aufgewühlt putzten wir unsere Zähne und gingen in unsere Zelte.
 
Tagesbericht: Lara. 

Vierter Tag – 13. Mai 

Die Mehrheit der Gruppe hatte sich gestern entschieden, heute Morgen um 03.45 aufzustehen, um die Lachseeschwalben zu twitchen. Das mitgebrachte Frühstück assen wir im Zug Richtung Villeneuve, wo wir kurz vor Sonnenaufgang ankamen. Wir hetzten schnell in Richtung Turm, wo wir einen Kolben- x Stockenten-Hybrid entdeckten. Da wir die Lachseeschwalben vom Turm aus nicht sahen, versuchten wir unser Glück von Chez Bonnet aus. Doch auch von dort konnten wir sie trotz intensiver Suche nicht finden. Die einzigen beiden nennenswerten Arten waren Habicht und die Eisente. Darum liefen wir weiter zum Damm. Dort verteidigte ein Schwan sein Nest, indem er nach uns schnappte, als wir vorbeigingen.

AnSel 1, Höckerschwan 0!
Foto: Elias.

Da es viel zu fest stürmte, um den See einigermassen deckend abzusuchen, hielten wir es nicht länger vorne auf dem Damm aus und machten uns auf den Rückweg. Als wir nochmals im Chez Bonnet vorbeischauten, konnten wir unter den vielen Lachmöwen mindestens zwei Schwarzkopfmöwen entdecken. Beim Spaziergang zurück an den Bahnhof sahen wir einen männlichen Rotfussfalken wegfliegen. Auf der Rückreise nach Leuk mussten sich einige dem Schlaf ergeben (kein Wunder, wenn man so früh in den Tag startet :-)):
 
Foto: Ruben Lippuner.

In Leuk trafen wir die übrigen Natrixler, die unterdessen die Felder abgesucht und die Bienenfresserkolonie besucht hatten. Dann hiess es Zelteabbauen, Packen und noch eine letzte Runde Tischtennisspielen, währenddessen nochmals einige Bienenfresser durchflogen.
 
Wehmut kommt hoch: Wir müssen an die Heimkehr denken...
Foto: Ruben.

Schon war der Moment gekommen, in dem wir uns von dem schönen Ort verabschieden mussten. Mit dem Zug brachten wir unsere Velos nach Visp, wo wir sie verschickten. Wir assen wir noch ein Glacé und durften dann im für uns reservierten Erstklasswagen zurück nach Zürich fahren. 

Ein erstklassiger Abschluss eines genialen Lagers!
Foto: Merlin Hochreutener.

Uns fiel es sehr schwer, uns von der grossartigen Gruppe zu trennen, mit der wir so viele schöne Momente erlebt hatten.

Tagesbericht: Leon, Andrea & Selina.