Sonntag, 11. Oktober 2015

Reise nach Helgoland

Erstmals seit 2008 führte die Jugendgruppe Natrix wieder einmal eine Auslandreise durch. Helgoland lautete das Ziel. Helgoland ist eine Hochseeinsel, die 50 Kilometer vom Festland entfernt in der Nordsee liegt. Diese etwa ein Quadratkilometer grosse Insel ist europaweit bekannt für ihre ornithologische Vielfalt – schon über 430 verschiedene Vogelarten wurden dort beobachtet.

Erster Tag - Montag, 5. Oktober

Die Anreise mit dem Nachtzug nach Hamburg/Cuxhaven von Zürich/Basel war lustig und verlief fast ohne Zwischenfälle. Eine Haltestelle später aussteigen und wieder zurück fahren könnte sich theoretisch auch ornithologisch gesehen lohnen – aber die dreckigen Scheiben sorgten für neblige Sicht.

Helgoland, we are coming!

Gegen 13 Uhr kamen alle aufgeregt in Helgoland an – nur Merlins Gepäck war in Cuxhaven geblieben. Die nette Schiffcrew hatte es in Sicherheit gebracht und verschiffte es einen Tag später nach Helgoland.

Am Katamaran vorbeiziehende Weisswangen- und Blässgänse.

Die erste Begehung auf der Insel war eher ruhig und wir konnten uns Rufe von auf Helgoland häufigen Arten wie Rotdrossel oder Singdrossel einprägen.Nach dem Abendessen tobten wir uns alle beim Fussballspielen aus. In der Hoffnung, dass der angesagte Ostwind und Regen uns am nächsten Tag zahlreiche Vögel bescheren sollte, legten wir uns schliesslich nach einigen Partien Tischtennis und Tischfussball schlafen.

Text: Eva Baier.

Zweiter Tag - Dienstag, 6. Oktober

Nach der erfolgreichen Frühexkursion einiger Unentwegten mit Strandpieper, Sandregenpfeifer und Merlin und einem schnellen Zmorge machten wir uns auf den Weg zum Südhafen mit einem Zwischenstopp bei der Ausstellung des Vereins Jordsand (lokaler Vogelverein). Erfreut, einige Zeit im Trockenen verbringen zu können, begutachteten wir die interessanten Ausstellungsobjekte, die unter Anderem in Form von ausgestopften Vögeln daherkamen. Wieder im Regen flog am Kringel eine Sumpfohreule nur wenige Meter entfernt über unsere Köpfe. Ausserdem wimmelte es überall von Wiesenpiepern. Nachher gingen wir dem Strand entlang und dann hoch zum Leuchtturm und dem roten Backsteinweg entlang zur langen Anna. Unterwegs sahen wir zwei Ohrenlerchen und drei Basstölpel.


Wir Natrixler sind hart im Nehmen...
Vom stürmisch kalten Regenwetter liessen wir uns nicht beirren!

Die Suche nach einer Krähenscharbe unter den zahlreichen Kormoranen blieb leider vorerst erfolglos. Gegen Mittag traten wir aufgrund des gruusigen Wetters den Rückzug in die Jugendherberge an. Nach einem Zmittag unter anderem mit Noah’s „all inclusive“-Aktion wurde Karten und Tirggu (oder so was Ähnliches) gespielt, während andere Langweiler lieber gamten. Die Tapferen der Tapfersten, die sich lieber ornithologisch betätigten, wurden mit einem Gelbbrauenlaubsänger belohnt. Als der Handyakkustand der Suchtis endlich Nullniveau erreichte, war es schon Zeit für das Abendessen. Nach dem Znacht folgte eine amüsante Powerpoint-Präsentation des Tagesreporters Merlin und etliche Partien „Töggelichaschte“ und Ping-Pong. Ein etwas regnerischer, aber erlebnisreicher Tag ging zu Ende. Was würde uns wohl am nächsten Tag erwarten?

Text: Noah & Lukas K.

Dritter Tag - Mittwoch, 7. Oktober

Hütte sind mer wie immer früeh am Morge ufgschtande. „Müend mir uf Hochdütsch schriibe?“ – „Jaaa“. Tja, so soll‘s halt sein. Nach einem feinen Zmorgen liefen wir zum „Nussschaleböötli“ (Dünenfähre, wie man sie auch nennen kann), die uns auf Helgolands kleine Schwester, die Düne, bringen sollte. Angekommen suchten wir sofort das Hafengelände ab und entdeckten einen „unglaublichen“ Mittelsäger. Danach liefen wir an den Strand, wo die Seehunde und Kegelrobben für einige sehr attraktiv waren. Allen voran Eva hatte eine Riesenfreude.

Seehund - j********** ;-)

Dann kamen zahlreiche Steinwälzer, Alpenstrandläufer, Sand- und Goldregenpfeifer dazu. Alle waren glücklich, und noch besser wurde es, als es sogar einen Sterntaucher zu sehen gab!

Ein Trupp Goldregenpfeifer.
Milan auf Goldregenpfeiferfotopirsch.
Sandregenpfeifer.

Plötzlich… „BERGHÄNFLING!“ - leider Fehlalarm, war doch "nur" ein normaler Bluthänfling. Doch unsere Beobachtungstour ging weiter mit Ringelgans und zwei Grossen Brachvögeln. Ein wenig später teilten wir uns in mehrere Gruppen auf. Eine Gruppe blieb noch auf der Düne, eine andere ging in die Herberge zurück und die letzte ging im Hafeneck Burger essen. Die nächste neue Art war eine Zwergschnepfe. Gegen Abend konnten wir dann noch eine super Führung der enthusiastischen Stefanie durch die Vogelwarte geniessen, wo sie für ca. eineinhalb Jahre gearbeitet hatte. Nach einem Sprint durch die Reusen im Fanggarten konnten wir dann sogar noch Wiesenpieper, Mönchsgrasmücke, Rotkehlchen und Singdrossel aus nächster Nähe beobachten und beringen. Es war ein sehr toller Tag.

Text: Jaro & Samuel.

Vierter Tag - Donnerstag, 8. Oktober

Alle ausser Valentin, der auf einem frühmorgendlichen Egotrip nichts beobachten konnte, waren viel zu faul, als dass die Motivation für eine Frühexkursion aufgebracht werden konnte – so starteten wir den Tag mit dem Frühstück. In Gruppen kundschafteten/auskundschafteten (eine Debatte unserer Pseudodeutschexperten um den korrekten Gebrauch dieses unendlich komplizierten Wortpaars war entfacht) wir die besten Spots für das morgige Birdrace [aus]. Das erste Highlight waren vier Spornammern auf der Düne bei der Aade und eine erfolglose Stockentenfangaktion:

"Chuuuuuum-chum-chum-chum!"
Foto: Eva Baier.
Uuuuuunnnnddd - nöd ganz... :-)
Foto: Eva Baier.

Zurück auf der Hauptinsel sollten wir uns pünktlich um 5 Uhr zum Fussballspiel treffen. Die Meldung eines möglichen Isabellsteinschmätzers auf der Düne liess unseren Puls hochschellen, zerstörte aber jegliche Fussballträume. Im Stile Usain Bolts rannten wir nochmals zurück zum Hafen und erwischten gerade noch die Fähre zur Düne. Kaum im Dünenhafen angelegt rannten wir auch schon wieder weiter in Richtung Nordostmole. Nach dem Marathon bekamen wir den Vogel endlich vor die Linse. Unser erfahrener Steinschmätzer-Spezialist Jaro konnte ihn sofort auf Artniveau bestimmen. Mit Hilfe einiger Fotos konnte die Art auch von den anderen Experten bestimmt werden. Diese Art bescherte allen (selbst Steffi!) auf der Westpaläarktis-Artenliste ein neues Kreuz.

Isabellsteinschmätzer - ein Highlight des Lagers.
Foto: Jaro.
Beim Isabellsteinschmätzer. Wir waren nicht die einzigen...

Nach einem verspäteten Nachtessen erfuhren wir an einem Vortrag noch einiges über den Vogelflug und -federn von einem witzigen Experten. Es war ein gelungener Tag und alle konnten trotz einiger Schnarcher gut schlafen.

Text: Flurin und Lukas S.

Fünfter Tag – Freitag, 9. Oktober

An diesem Tag fand das Birdrace statt. Wir waren allerdings nicht wie üblich 24 Stunden unterwegs, sondern „nur“ deren acht. In drei Gruppen kämpften wir um den Sieg. Wer würde gewinnen? Spannend und knapp sollte es sein. Schliesslich konnten die Youngsters aus den Reihen der Bebbi Babbler ihre Konkurrenz um 2 Arten distanzieren. 70 Arten beobachteten sie.

Diese Zwergschnepfe präsentierte sich den Birdrace-Teams auf wenige Meter.
Foto: Stefanie Pfefferli.
Noah beim konzentrierten Seawatching.
Diese flugunfähige Eisente mit kleinen Flügelstummeln (mauserbedingt) war ebenfalls eine sehr willkommene Birdrace-Art.
Wunderschöne Ohrenlerche, die unsere Kameras heisslaufen liess.

Nach dem intensiven Birdrace mit vielen tollen Beobachtungen blieb auch noch genügend Zeit für eine ebenso intensive Fussballpartie:

Ornis und Fussball - eine vielversprechende Synthese!
Foto: Eva Baier.

Dabei erkannten wir, dass Flurin nicht nur mit seinem Footbag hervorragend umzugehen weiss, sondern auch mit dem um einiges grösseren Fussball. Er führte die Torschützenliste unbestritten auf Platz 1 an. Als der Fussballsieger – wenigstens hier sollte die Natrix im Gegensatz zum Birdrace die Oberhand behalten – ermittelt war, gab es Abendessen in der Jugendherberge. Nach dem letzten und bei einigen Personen fünften oder sechsten Dessert gab es noch ein Quiz. Steffi stellte dieses zusammen. 25 Rätselvögel warteten darauf, von uns bestimmt zu werden. Ganz knapp konnte schliesslich Samuel das Rennen für sich entscheiden. Danach bekamen wir noch ein lustiges Video von Flurin zu Gesicht, welches uns beim Sprint zum Isabellsteinschmätzer zeigte. Eine halbstündige Dokumentation über Helgolands Vogelwelt (inklusive Steffis „haaa-Wald-haaa-wasser-haaa-läufer“) rundete den Tag ab und wir begaben uns zu Bett.

Text: Merlin.

Sechster Tag – Samstag, 10. Oktober

Merlin und Lukas haben eine Frühexkursion gemacht (Merlins erste, tapfer, tapfer... ;-)). Merlin hat aber einen Aufstehkurs nötig, hat er uns doch alle durch lautes Geschwafel und schreckliche Weckmusik aufgeweckt. Nachdem wir uns gestern sowohl beim Birdrace als auch beim Quiz konkurrierten, gingen wir heute wieder mit vereinten Kräften birden. Auf der Düne präsentierte sich der Isabellsteinschmätzer wieder sehr schön und der Gänsezug war sehr stark. Auf der Hauptinsel gaben Gelbbrauenlaubsänger und ein Raubwürger die Abschlussvorstellung, und bald waren wir, nachdem einige noch eine Östliche Klappergrasmücke getickt haben, auf den Weg zum Katamaran. Alle standen auf dem Hinterdeck und beobachteten die ziehenden Vögel auf dem Meer. Sterntaucher, grosse Trupps von Weisswangengänsen, Trauerenten und sogar Wiesenpieper zogen an uns vorbei.
Am Katamaran vorbeiziehende Eiderenten.

Die Fahrt ging schnell und mit dem Metronom ging‘s weiter nach Hamburg. Dort stiegen wir auf den Nachtzug um. Mit vielen schönen Fotos auf der SD-Karte und seltenen Arten auf der Artenliste ging es nun zurück in das Land der Berge.

Text: Valentin und Stefanie.

Gruppenfoto der Helgoland-Crew.

Bericht und Fotos ohne Vermerk des Fotografen: Merlin Hochreutener.

Samstag, 3. Oktober 2015

EuroBirdWatch und Arbeitseinsatz auf den Hegmatten

Da wir als traditionell und patriotisch eingestellte Natrixler Traditionen nicht einfach so aufgeben und natürlich an keinem anderen Ort als auf „unserem“ Territorium einen EuroBirdWatch-Stand aufstellen würden, wählten wir auch dieses Jahr wieder das "vereinseigene" Naturschutzgebiet Hegmatten als Beobachtungspunkt für den internationalen Zugvogelzähltag aus. Netter Nebeneffekt dabei war, dass wir nebst dem Zählen sämtlicher durchziehender Vögel auch gleich einige Unterhaltsarbeiten verrichten konnten, damit das kleine biodiversitätsreiche Juwel inmitten intensivst genutzter Landwirtschaftsfläche bereit für den Winterschlaf war. Zu den acht Natrixlern gesellten sich nebst den beiden Ornithologen Christian Beerli und Andreas Weiss auch noch eine ganze Schar Waldkäuze dazu. Nein, keine befiederten Gesellen waren dies, sondern neun motivierte Gesichter von der Jugendgruppe Waldkäuze aus Andelfingen, die sich an diesem Tag zu uns gesellten. Bereits auf dem Marsch vom Bahnhof Oberwinterthur zu den Hegmatten konnten wir einige Erlenzeisige und Distelfinken akustisch vernehmen. Dennis war schon seit 7.00 Uhr am Zählen. Bei unserer Ankunft sagte er, dass dies ein rekordträchtiger EuroBirdWatch-Tag würde. Diese These bestätigte sich: So wurden nur bis 10.00 Uhr schon mehr Vögel gezählt als in den Jahren zuvor während des gesamten Tages! Wir verbrachten die Zeit abwechslungsweise mit Vögelzählen und Schnittgutzusammentragen. Die für Oktober ausserordentlich hohen Temperaturen sorgten dafür, dass auch ein kleines Nickerchen in der Sonne nicht zur frostigen Angelegenheit werden sollte. Highlights des Tages waren ein später Wespenbussard, Habicht, 14 Sperber, Wanderfalke, eine Beutelmeise und acht Kernbeisser.

Dennis präsentiert freudig seine Arbeit.
Da nach dem Mittag die Zugaktivität nachliess und die starke Sonne das Zusammenrechen von Schilf zu einer schweisstreibenden Arbeit machte, spielte so mancher Waldkauz und noch so eingesessener Natrixler lieber eine Runde „Schittli-Vertschutte“.
Die Waldkäuze verliessen uns am Nachmittag schon etwas früher und begaben sich auf ihren Heimweg nach Andelfingen. Bald räumten auch wir unseren Stand (leider waren an diesem Tag nur wenig Spaziergänger(innen) dort, die von unserem Infostand hätten profitieren können), zählten die letzten Vögel und nahmen schliesslich den Weg zurück nach Oberwinterthur unter die Füsse – mit dem guten Gewissen im Hinterkopf, dass das Gebiet nun bereit für den Winterschlaf war.

Bereit für kältere Zeiten: Unser hübsches Naturschutzgebiet.
Die Natrixler nach getaner Arbeit.
In Erinnerung bleibt der ertragreichste, wärmste und sonnigste EuroBirdWatch-Tag der Jugendgruppe Natrix.

Bericht und Fotos: Merlin Hochreutener.