Montag, 13. Juni 2011

Pfingstlager in Ramosch, 11.-13. Juni 2011

Am frühen Morgen des 11. Juni versammelte sich die „westliche“ Sektion der Jugendgruppe Natrix mit David, Oli, Dominic, Dennis, Simon, Fabian und Eric um 8:20 Uhr am HB, um kurz darauf die Zugfahrt zum diesjährigen Pfingstlager im Unterengadin anzutreten. Auf dem Zwischenhalt in Chur gesellte sich dann auch noch die inoffizielle „östliche“ Sektion der Natrix mit Jakob, Merlin, Kasimir und Nikolai dazu. Nach einer langen, jedoch eindrucksvollen Zugfahrt durch die Landschaft des Engadins kam die vollständige Jugendgruppe zur Mittagszeit in Scuol an. Auf dem Bahnhofareal begegneten wir jedoch noch weiteren Ornis: Darunter Peter Jäggi, welcher im Auftrag des SVS nach den weltweit gefährdeten Wachtelkönigen sucht – leider hatte er aber bisher noch keine vernommen. Die Hälfte der Gruppe blieb in Scuol, um die Einkäufe zu erledigen, währenddem die übrigen Teilnehmer alle Rucksäcke mit dem Postauto zu unserem Capmingplatz „Sur En“ am Inn fuhren. Die Zelte waren mit Unterstützung von singenden Berglaubsängern und Weidenmeisen schnell aufgestellt und die Gruppe konnte sich mit der angekommenen „Shopping-Gruppe“ auf die erste Exkursion wagen. Da neben Berglaubsängern und einem Wespenbussard nicht gerade die Hölle los war, widmete sich die Natrix ihrem neuen Hobby, dem „Heuschreckele“ ;) Auch bisher nicht entomologisch interessierte Personen konnten schnell für die Heuschreckenbestimmung begeistert werden, denn neben den eher gewöhnlichen Gebirgsgrashüpfern Stauroderus scalaris konnten einige Grosse Höckerschrecken Arcyptera fusca gefunden werden!

Eine Grosse Höckerschrecke Arcyptera fusca

Weiter oben im östlichen Hang von Sent konnten dann trotz des schlechten Wetters (sporadische Niederschläge und stark bewölkt) doch einige typische Vertreter des Unterengadins ausfindig gemacht werden; Dorngrasmücke, Klappergrasmücke, Braunkehlchen, Baumpieper, Neuntöter und Zippammer verkörperten die typische Vogelfauna der kleinparzelligen Landwirtschaft. Davon zeigte sich nicht nur ein Baumpieper von seiner schönsten Seite (singend auf Baumpitze in 10 Metern Entfernung) sondern auch eine Langfühler-Dornschrecke Tetrix tenuicornis, eine Blauflüglige Ödlandschrecke Oedipoda caerulescens und Warzenbeisser Decticus verrucivorus wurden gefunden.

Zurück am Campingplatz hatten wir Wetterglück, denn die Niederschläge zogen nach Info von Davids iPhone nördlich an uns vorbei. Da viele von uns einen „Bärenhunger“ hatten (im Engadin hielt sich zur selben Zeit ein Bär auf), stand nun das Kochen auf dem Programm. Fabians Benzinkocher war ein Retter in der Not, denn mit diesem wurde das Wasser in Windeseile erwärmt. Das Abendessen war eines der kulinarischen Höhenflüge: Feine Ravioli mit Tomatensauce ;) Auch Jonas traf im Verlaufe des späten Abends in unserem Zeltlager ein.

Absolut hygienekonformes Abendmahl.

Nächsten Morgen machte sich die Natrix frohen Mutes nach auf den Weg nach Ramosch. Erneut hatten wir Wetterglück, denn die kräftigen Niederschläge waren hauptsächlich in der Nacht gefallen.

Kompanie Natrix während Gewaltmarsch ;)

Die Ruine Tschüff mit ihren an das Mittelmeergebiet erinnernden Buschhabitaten beherbergten immer wieder Raritäten wie Samtkopfgrasmücke oder Sperbergrasmücken. Für eine möglichst effiziente Suche durchkämmte die Hälfte der Gruppe die Gebiete um die Ruine ab, währenddem die andere Hälfte ihr Glück weiter unten am Inn versuchte. Am Inn konnten Arten wie Braunkehlchen, Gartengrasmücke, Alpensegler, Neuntöter oder eine äusserst zutrauliche, reviermarkierende Zippammer beobachtet werden, währenddem die andere die Hälfte ergänzend einen Wendehals vernehmen konnte. Weiter ging‘s nun mit einem kleinen Postauto hinauf nach Vnà, ornithologisch schweizweit bekannt für seinen Nachweis eines Weisskehlsängers. In der kleinen Bündner Bergsiedlung konnten an Gebäude brütende Felsenschwalben ausgemacht werden. In den Wiesen von Vnà fühlen sich bedrohte Bodenbrüter wie Braunkehlchen oder Baumpieper noch wohl – sogar mehrere Steinadler kreisten an den Berghängen um Vnà. Auch ein Segelfalter Iphiclides podalirius, Grosse Höckerschrecken Arcyptera fuscaoder und Roessels Beissschrecken Metriopterea roeselii konnten ausgemacht werden.

Bläuling spec.

In den östlichen Gebieten von Vnà ist die Waldbedeckung wieder deutlich höher, was uns ausgiebige Beobachtungen von Zitronengirlitzen, aber auch von singenden Klappergrasmücken erlaubte. Auf dem Abstieg nach Ramosch dominierte wieder die typisch terrassierte Landwirtschaft – diese Wiesen sind die letzen Rückzugsgebiete für die Wachtelkönige der Schweiz... Trotz intensivster Suche nach Sperbergrasmücken war uns kein Erfolg beschieden.

Hungrige Spinne

Am Abend gab es auf dem Campingplatz ein natrixinternes Fussballspiel. Während dem Spiel zeigte sich, dass sich die Strategie „Wendigkeit“ der Strategie „Dampflokomotive“ klar überlegen war – allen voran Kasimir konnte die erstgenannte Strategie wirkungsvoll umsetzen ;) Unsere Nachbarn auf dem Campingplatz zeigten sich zum Glück äusserst verständnisvoll, als der Abschusswinkel von einigen Spielern etwas falsch eingeschätzt wurde. Des Weiteren widmeten sich die „Heuschreckeler“ der leider erfolglosen Suche nach dem landesweit gefährdeten Kiesbank-Grashüpfer Chorthippus pullus, welcher einer seiner letzen Rückzugsgebieten auf den Kiesbänken am Inn hat.

Der Campingplatz - unser Fussballfeld.

Am Abend gab es eine regelrechte Grillparty: Es gab Würste und einen vegetarischen „Käsegrill“. Am nächsten Morgen wurden von den schlechteren Seiten der Meteorologie überrascht. Zwar sind Schlechtwetterlagen für Zugvögel interessant, jedoch waren wir mehr an den wärmeliebenden Brutvögeln interessiert. Darum blieb die Exkursion nach Ramosch eher ereignisarm – dafür konnte eine singende Zippammer ausgiebig beobachtet werden. Als der Niederschlag seinen Höhepunkt erreicht hatte, wechselte die Natrix zu einem „Schere-Stein-Papier“-Turnier, wo überraschenderweise Kasimir siegte.

Die Natrix auf dem Weg nach Ramosch

Da die Niederschläge noch weiter anhielten, entschied sich die Natrix etwas früher die Heimreise in die westlichere Schweiz anzutreten. Nach ein paar entspannenden Stunden Zugfahrt kamen schlussendlich alle Lagerteilnehmer wohlbehalten zu Hause an.

Für den Bericht: Nikolai Orgland, Fotos: Kasimir & Jakob Hochuli