Sonntag, 19. Juni 2016

Aller guten Dinge sind drei: (wieder mal) am Neuenburgersee (anstatt in Andermatt oder Boltigen)

Eigentlich hätte uns die letzte Exkursion vor den Sommerferien ins Freiburgerland zu Gänsegeier, Ringdrossel und Zippammer führen sollen. Weil der dafür eingeplante Merlin aber einen Preis bei "Schweizer Jugend forscht" gewann und im Juni nach Amerika reisen durfte, mussten wir umdisponieren. Die geringen Geierzahlen ließen es aber wenig attraktiv erscheinen, an unserem ursprünglichen Reiseziel Boltigen festzuhalten. Stattdessen sollte es ins Urserental bei Andermatt gehen, wo neben den typischen Bergvögeln auch immer wieder Karmingimpel anzutreffen sind. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Die ganze Woche schon regnete es im ganzen Land in Strömen und in den Zentralschweizer Bergen war für Sonntag noch keine Besserung in Sicht. Deswegen entschieden wir kurzfristig, zum dritten Mal in diesem Jahr an den Neuenburgersee in die Gebiete Chablais de Cudrefin und Fanel zu reisen.

Für einmal ging es ohne Velos in den Westen - wer früh aus den Federn kommt, kann sich von einem (nur drei Mal pro Tag zwischen Ins und Cudrefin verkehrenden) Bus nach La Sauge kutschieren lassen. Von dort aus marschierten wir zuerst auf den Chablaisdamm. Leider hatte der erwähnte Starkregen den Pegel des Neuenburgersees stark ansteigen lassen, und von den wertvollen Schlickflächen war daher nichts mehr zu sehen. Ganz recht war das wohl einem Pärchen Mittelsäger, das seine Nahrung tauchend sucht und daher nicht auf tiefen Wasserstand angewiesen sind. Vielleicht handelt es sich bei den zweien um Übersommerer, vielleicht aber auch um (erfolglose) Brutvögel: Wie so häufig wurden auch heuer wieder Mittelsäger mit Pulli, also Dunenjungen, im Gebiet beobachtet. Zumindest einige der Jungen sind aber wieder einmal den gefräßigen Mittelmeermöwen, die zu hunderten im Fanel brüten, zum Opfer gefallen... (vgl. Meldung M. Ehrengruber, 10. Mai, ornitho.ch).

Keine Eltern mehr? Ein Pärchen Mittelsäger im Chablais de Cudrefin.
Foto: Alina.

Ansonsten war es ruhig im Gebiet. Auch das Absuchen der auf den Pfosten ruhenden Seeschwalben und Möwen förderte keine Überraschung zu Tage. So erfreuten wir uns der Beobachtungen lokaler Brutvogelarten, die bei der Aufzucht ihres Nachwuchses wohl etwas mehr Glück gehabt haben, als wir es für die Mittelsäger annehmen müssen...

Eine junge Rohrammer.
Foto: Elias.

Bald kehrten wir Richtung La Sauge zurück, wo wir zuerst einmal ausführlich zu Mittag aßen. Im Zentrum führten wir uns die Ausstellung über Biodiversität im Stadtraum zu Gemüte und nahmen an einem Wettbewerb teil, bei dem ein Swarovski-Feldstecher der Topklasse lockte... Danach entdeckten wir von den verschlungenen Pfaden und von den Beobachtungshütten im Gebiet aus allerlei Spannendes:

Dicke Brummer wie den Seefrosch...
Foto: Elias.
... blau-orange Juwelen wie diesen (männlichen) Eisvogel...
Foto: Alina.
... trillernde Federbällchen wie den Zwergtaucher...
Foto: Elias.
... und last, but definitely not least: einen wunderhübschen Rallenreiher!
Foto: Alina.

Der Rallenreiher hielt sich meistens im hohen Gras versteckt, wo er Wasserinsekten und Fröschen nachstellte. Ab und an ließ er sich aber doch blicken und versetzte damit einige (wenn auch nicht jeden...) in Begeisterungsstürme. Nach einer Weile machten wir uns auf Richtung Fanel, wo wir uns noch den einen oder anderen Brutvogel erhofften. Begrüßt wurden wir natürlich wie immer von den Rufen der Kormorane und Mittelmeermöwen, die im Fanel die größten Kolonien im ganzen Land haben. Eine Mittelmeermöwe erkundete, wer weiß, vielleicht auch schon mal einen möglichen neuen Brutplatz, nämlich den von Menschen selten besuchten Neuenburger Turm:

Schließlich gibt es auf den Inseln kaum mehr Platz...
Foto: Elias.

Beim Kanal entdeckten wir drei immature Nachtreiher, die stoisch auf Bülten und Ästen ruhten und somit zur genauen Altersbestimmung einluden. Während wir ein Exemplar sicher als diesjähriges und ein anderes als letztjähriges Individuum ansprechen konnten, zeigte das dritte uneindeutige Merkmale. So oder so stellt sich die Frage, woher so früh (Mitte Juni) ein diesjähriges Individuum kommen mag. Da der Nachtreiher ein sehr heimlicher Brutvogel ist, kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass dieser junge Kerl vielleicht hier in der Nähe erbrütet und großgezogen wurde. Er kann aber natürlich auch aus südlicheren oder östlicheren Gefilden stammen, wo die Art zu den regelmäßigen Brutvögeln zählt.

Vom Pavillon aus sahen wir drei Silberreiher (wovon einer im Prachtkleid war, ein nicht alltäglicher Anblick!) und einen an uns vorbeizielenden Baumfalken auf Fluginsektenjagd. Aus dem Schilf hörten wir Rohrschwirl und Bartmeise. Etwas Geduld zahlt sich auf dem Pavillon meistens auf, denn früher oder später offenbaren viele heimliche Schilfbewohner durch Rufe ihre Anwesenheit. Mehrfach vernahmen wir dann auch eine Wasserralle, die energisch aus dem Dickicht quietschte. Alles Andere als energisch-vital war hingegen dieser Höckerschwan gleich unterhalb des Pavillons:

La mort du cygne - für einmal außerhalb des Opernhauses...
Foto: Elias.

Bald machte sich etwas Sommerlochlangeweile breit: Die Durchzugsaison ist definitiv vorbei, die Brutvögel markierten ihre Reviere auch schon mit mehr Elan und wenn dann zu allem Überdruss auch noch der Wasserstand so hoch ist, dass nur noch der begraste Teil der Neuenburger- und der Bernerinsel sichtbar ist, dürstet es den verwöhnten Hobbyornithologen bald mal nach etwas mehr Abwechslung. Die sollten wir aber bald bekommen: Plötzlich rief Ruben laut "Zwergdommel!" und zeigte mit der Hand an, wo der seltene Reiher zu sehen war. Alle konnten den hübschen Vogel dabei beobachten, wie er tief über dem Schilf eine Runde flog und anschließend im Röhricht verschwand. Wenig später ließ sich die Art, womöglich sogar dasselbe Individuum, nochmals blicken, wenn auch - wie so oft im Fanel - wieder nur für einige Sekunden im Flug.

Nach dieser Beobachtung und einer Grobschätzung der anwesenden Kormorane und Mittelmeermöwen machten wir uns allmählich auf den Rückweg zur La Sauge, wo wir die Exkursion mit Glacés in der Auberge ausklingen ließen. Auf der eineinhalbstündigen Rückreise nach Bern verkürzte sich ein Teil der Gruppe die Fahrt, indem sie Nicolas einen spanischen Namen verpasste, der - so der allgemeine Konsens - besser zu seinem südländischen Äußeren passt ;-) Um 19 Uhr ging am Treffpunkt ein (wenn auch nicht übermäßig aufregender, so doch wenigstens) kurzweiliger Ausflug zu Ende. 

Wer hier bald neue Geschichten aus dem Großen Moos lesen möchte, kann sich freuen: In ca. einem Monat zieht es einige Natrixler im Rahmen des SVS-Sommerlagers schon wieder in die Grande Cariçae...

Bericht: Patrick Mächler. 

Sonntag, 12. Juni 2016

Pflegeeinsatz auf den Hegmatten

An diesem Arbeitseinsatz waren wir wohl die kleinste Gruppe seit langem: Gerade mal drei waren wir. 

Auf den Hegmatten angekommen begonnen wir unverzüglich mit der Arbeit. Es ging darum, invasive Goldruten auszurupfen, um das Verdrängen von einheimischen Arten zu verhindern. Dank guter Pflege in den letzten Jahren konnten wir nur sehr wenige Goldruten vorfinden und waren auch schnell fertig. 
 
Die Goldrutenhaufen werden immer kleiner - ein toller Erfolg!
Foto: Dennis Riederer.

Während der Arbeit konnte man einen Sumpfrohrsänger und eine Gartengrasmücke hören. Wir schauten noch beim Toggenburgerweiher vorbei, doch konnten wir nichts Aussergewöhnliches entdecken. Da es nichts mehr zu tun gab, machten wir uns mit dem Bus auf den Heimweg.

Bericht: Flurin.