Samstag, 29. Mai 2010

Grundkursabschlussexkursion ins Neeracherried

An der letzten Grunkursexkursion besuchten wir das Neeracherried, den zwischenzeitlichen Arbeitsort von Jonas. Schon als wir aus dem Bus stiegen, sahen wir die ersten Rotmilane am Himmel kreisen, unter ihnen der berühmte Rotmilan mit den kaputten Flügeln. Da sich die Hochulis (mit dem Auto unterwegs) verspäteten, mussten wir uns gedulden, bis uns Jonas vom Gebiet und seinen Bewohnern erzählen konnte. Später im Besucherzentrum veranschaulichte er seine Geschichten über die Vögel mit ausgestopften Exemplaren. Besonders imponiert haben der riesige Rotmilan (den man auch wie ein Segelflugzeug schiessen könnte;)) und die kleine Bekassine mit ihrem speziellen Schnabel.



Nach den spannenden Ausführungen von Jonas, wollten wir aber doch endlich Vögel beobachten und machten uns auf den Weg in Richtung Hides. Einige Meter vom Besucherzentrum entfernt, hatte es schon den ersten Höhepunkt: Ein Bachstelzennest direkt unter dem Steg.
Kiebitze, Lachmöwenjunge und Weisstörche präsentierten sich schön nahe bei den Hides. Später machte ein Rotfussfalkenpaar, welches sogar die eingefleischten Natrixler mitriss, den Morgen perfekt.
Als Abschluss des Grundkurses grillierten wir im nahe gelegenen Wald.

Hoffentlich machen unsere Nachwuchsornis weiter und kommen bald auf eine Exkursion mit den Grossen. :)


Geschrieben von Eric Christen

Montag, 17. Mai 2010

Auffahrtslager im Wallis, 13.-16. Mai 2010

Tag 1, 13. Mai 2010

Dennis, Joris, Fabian, David und Simon fanden sich bereits am Abend des 12.5. in Leuk ein.

Aufgrund des eher schlechten Wetters konnten sie vom Camping Torrent aus, dem traditionellen Campingplatz unseres Auffahrtslagers, in der folgenden Nacht keine singende Zwergohreule vernehmen. Aber am nächsten Morgen wurden sie im Leukerfeld zu ihrer Freude nur so von tollen Arten überschüttet! Beim ersten Halt, nämlich nahe des Golfzentrums, sang in den Weiden und Büschen ein Orpheusspötter. Von der Strasse aus entdeckten sie kurze Zeit später einen Brachpieper, der sich nach einem Überflug auf dem Golfplatzgelände beobachten liess. Auf einem der vielen Kieshaufen, ca. 200 Meter weiter, sass exponiert eine Kurzzehenlerche. Da sich Kurzzehenlerchen ja bekanntlich selten so frei zeigen, war die Freude am Vogel besonders gross. Nebenbei entdeckten die artenhungrigen Natrixler am selben Ort zwei Ortolane. Nun gings weiter zu den Teichen, wo als einzige nennenswerte Art ein Kuhreiher beobachtet werden konnte. Mit der Zeit verbesserten sich auch die meteorologischen Verhältnisse, und die fünf Beobachter entschieden sich dafür, mit dem Velo nach Turtmann zu fahren und dort nach der Singammer zu suchen, die hier vor zwei Wochen in den Büschen bei einer Autobahnbaustelle entdeckt worden war. Obwohl intensivste Suche betrieben wurde, war der mysteriöse Vogel nicht auffindbar.

Etwa zur gleichen Zeit, ca. 11 Uhr vormittags, kam der Rest der Lagerteilnehmer, nämlich Leiter Dominic und die Gaiser Fraktion mit Merlin, Kasimir, Melchior und mir in Leuk an. Bereits per Telefon hatten wir von den Beobachtungen der anderen erfahren und waren ganz kribbelig. In Eile luden wir das Gepäck auf dem Campingplatz ab und machten uns Richtung Leukerfeld auf. Nach vielen Braunkehlchen bekam Dominic ein Telefon von David, der sich mit seiner Gruppe nach dem Abstecher nach Turtmann bei der Kläranlage unterhalb der Felsensteppe eingefunden hatte: Schlangenadler über Felsensteppe! So effizient wie möglich suchten wir von den Teichen aus die Felsensteppe nach dem Vogel ab. Und dann sahen wir ihn! Nachdem er sich zuerst nur aus grosser Entfernung beobachten liess, kam er uns immer näher, bis er gerade über uns vor dem nun blauen Himmel in der Luft stehen blieb. Er liess sich gut fotografieren und kreiste dann wieder weiter gen Felsensteppe.

Bei den Teichen konnten wir ausser einer Menge Ornis keine spannenden Arten mehr ausmachen. Dafür sahen wir nun, dass über der Felsensteppe nicht nur ein, sondern zwei Schlangenadler kreisten! Als wir nach dieser Feststellung zu den dahinter gelegenen Feldern gingen, sahen wir den Kuhreiher auch noch – mit ein paar Graureihern im hohen Gras. Nachdem Dominic zunächt einen „komischen“ Steinschmätzer entdeckt hatte, der sich beim genaueren Hinsehen dann trotzdem als „normaler“ Steinschmätzer herausstellte, machten wir uns Richtung Kläranlage auf, um uns dem Rest der Lagergruppe anzuschliessen. Sie erzählten uns, sie hätten auf den Feldern noch eine Weihe beobachten können, die verdächtig nach einer Steppenweihe aussah. Nach einer genauen Fotoanalyse hätte der Vogel dann aber als Wiesenweihe bestimmt werden können.

Nachdem wir ein wenig „herumvegetierten“ und das Wetter langsam wieder zum Regnerischen mutierte, musste uns David Richtung Zürich verlassen. Auf der Brücke, die über die Rhone führte, suchten wir die vielen Rauchschwalben nach Rötelschwalben ab – leider ohne zu reüssieren. Anschliessend fuhren wir zurück zum Camping, machten Ordnung und nahmen eine Zwischenverpflegung ein. Etwas später beschlossen wir, dem ergiebigen Gebiet noch einen abendlichen Besuch abzustatten und schwangen uns erneut auf die Räder. Vom Beobachtungshügel konnten wir einen Rallenreiher beobachten, der dem Uferrand entlang einer Beute auflauerte. Zudem entdeckte Simon auf der Kuhweide einen rastenden Ortolan. Ein paar wenige von uns sahen während ca. 4 Sekunden einen vorbeifligenden Fischadler, der jedoch just hinter den vielen Bäumen verschwand und danach nicht mehr aufzufinden war. Und aus kurzer Distanz sang lautstark ein Feldschwirl. Jedoch war er sowohl heute als auch die folgenden Tage längst nicht der einzige Feldschwirl im Gebiet. Weil es langsam Abend wurde und uns, verursacht durch den Nieselregen, ein Gefühl der Kälte überkam, kehrten wir später wieder zum Zeltplatz zurück. Nun stiess Jonas zu uns, und gemeinsam nahmen wir die „Abendverpflegung“ mit Käse, Brot etc. ein. Nach einem überaus artenreichen Beobachtungstag verkrochen wir uns im Schlafsack.

Tag 2, 14. Mai 2010

Wir beschlossen, an diesem Tag früh auf den Beinen zu sein, um im regnerischen Morgen ähnlich viele Vogelarten zu sehen wie am Vortag. Am gleichen Ort sang wieder ein Orpheusspötter. Zudem beglückten uns mindestens drei Brachpieper, die sich auf einer Kiesplattform gut beobachten liessen. In der Baumreihe, die den Golplatz abgrenzte, sassen zwei Purpurreiher. Auf dem Weg zu den Teichen konnten wir danach eine Wachtel feststellen (Weil wir diese Art während des ganzen Aufenthalts im Wallis sehr oft hörten, werden die anderen Beobachtungen dieser Art im weiteren Verlauf des Berichtes nicht mehr erwähnt). Auf den Kieshaufen zeigten sich wie am Vortag zwei Ortolane. Nachdem ein Teil der Gruppe zum Campingplatz zurückgekehrt war, um diejenigen, welche den frühen Morgen lieber im Zelt verbrachten, aus dem Schlaf zu rütteln, und um im Dorf einkaufen zu gehen, begaben sich Jonas, Joris, Simon und ich auf den Beobachtungshügel und konnten während den nächsten zwei Stunden ein Vielzahl von Arten beobachten. Darunter befanden sich Arten wie Seidenreiher, Purpurreiher, Schilfrohrsänger, Drosselrohrsänger, Schafstelze zwei Flussuferläufer, eine weibliche Rohrweihe sowie ein Kuckuck. Die besten Arten waren jedoch ein Brachpieper, der sich auf einem Baum mitten der Teiche niedergelassen hatte, ein Fischadler, der die Wasserflächen mehrmals im Tiefflug überquerte und das wahrscheinlich gleiche Individuum darstellte, das schon am Vorabend hier gesehen werden konnte, eine weibliche Wiesenweihe und ein Kurzzehenlerche, die auf einem dahinter gelegenen Acker herumstreunte. Auf dem Rückweg konnten wir weiter vorne bei den Teichen für eine kurze Zeit erneut eine Wiesenweihe beobachten, die der Felsensteppe entlangzog. Als sich die beiden Gruppen auf dem Campingplatz wieder vereinten, wurde gekocht. Chefkoch und Leiter Dominic schöpfte aus dem Vollen und zauberte in der Mittagssonne für seine Leute einen wahren Festschmaus hervor. Die exzellenten Gnocchi füllten unsere Mägen gänzlich und verursachten einige lustige Momente, da wir ja nicht gerade eine Luxusküche zur Verfügung hatten und auf andere Mittel ausweichen mussten... Den halben Nachmittag verbrachten wir dann entweder schlafend, Schlangenadler suchend oder fotografierend auf dem Campingplatz.

Unter anderem beobachteten wir einen Steinadler, der auf einem der durch die Felsensteppe führenden Wanderwege herumstolzierte. Später fällten wir den Entschluss, Richtung Turtmann nach Vögeln zu suchen und teilten uns in zwei Gruppen auf: Während die eine zwischen Leuk und Turtmann keine nennenswerten Arten ausmachen konnte, zeigte sich der anderen in einem Windschutzstreifen ein männlicher Rotfussfalke. Wenig später trafen die beiden Gruppen beim Fluplatz Turtmann wieder zusammen. Die andere Gruppe konnte, bevor die andere beim Treffpunkt eingetroffen war, auf dem leicht überschwemmten Feld noch einen Sandregenpfeifer beobachten. Eine halbe Stunde später entdeckte Jonas in einer kleinen Schafweide auf wenige Meter einen Kuhreiher. In kürzester Zeit wimmelte es nur so von Objektiven – dadurch dass der Himmel bewölkt war, waren die Lichtverhältnisse jedoch nicht optimal. Der Kuhreiher aber bot uns auf wenige Meter eine sehenswerte Flugshow und zog all unsere Aufmerksamkeit auf sich. Der Rotfussfalke liess sich - nun von uns allen - nochmals beobachten, und an der gleichen Stelle konnten wir auch einen Wendehals vernehmen. Auf einem geteerten Strässchen nahe den Leuker Teichen entdeckten die abenteuerlustigen Natrixler für einmal keine Vögel, sondern eine riesige, verlockende Pfütze! Und sie liessen sie nicht unversehrt. Vor allem Jonas und Fabian hatten ihren Spass: Während Jonas mehr oder weniger ohne gravierenden Schaden davonkam, erlitt Fabian bei der Durchfahrt mit dem Velo durch die tiefe Pfütze einen schwerwiegenden Sturz. Obwohl ihm darauf heiter zumute war, war er von Kopf bis Fuss nass, und sein Velo musste er im Untergrund der Pfütze suchen...

Nachdem wir ausgiebig gelacht hatten, widmeten wir uns den Teichen. Hier konnten wir einen adulten Nachtreiher und einen Schilfrohrsänger ausmachen. Nachdem wie danach ausser den genannten zwei Arten nichts mehr entdecken konnten, suchten wir den Zeltplatz auf. Ich sah beim Industriegelände noch einen Kleinspecht. Nachdem wir gegessen hatten und die Nacht über uns kam, ging es in den Schlafsack. Aber vorerst entstand noch einmal Unruhe. Der Grund? Jonas und Simon spielten den Gesang der in den Vorjahren hier eigentlich immer gehörten Zwergohreule ab – und beide Male glaubten alle, welche noch nicht schliefen, es sei sie nun aber wirklich gewesen. Doch wenige Minuten später sang die Eule wirklich. Jedoch hörten sie bedauerlicherweise nur Jonas, Dominic und Fabian – ausgerechnet die drei, die die anderen zuvor reingelegt hatten (-:

Tag 3, 15. Mai 2010

Am Morgen konnten ein paar von uns vom Campingplatz aus einen singenden Pirol vernehmen. Diesen Tag aber widmeten wir uns der Felsensteppe, insbesondere der Waldbrandfläche. Während der Velofahrt hinauf Richtung Brentjong beobachteten wir unter anderem Zippammern, Neuntöter, Gartenrotschwänze und unzählige Berglaubsänger. Schnaufend bei den Sattelitenschüsseln angekommen, suchten wir die Waldbrandfläche von unten her nach Steinröteln ab, ohne Erfolg. Nachdem wir die Velos abgeschlossen hatten, machten wir uns Richtung Waldbrandfläche auf. Schon früh sang auf kurze Distanz ein mehr oder weniger fotogener Gartenrotschwanz. Auch eine Zippammer liess sich gut fotografieren. Weiter oben hörte Dennis als Einziger eine Heidelerche. Zudem liessen sich ein Zitonengirlitz im Fernrohr einstellen und zwei Steinadler beobachten. Nachdem wir das Gefühl hatten, die Waldbrandfläche ausgekostet zu haben, hatten wir vor, mit dem Velo zur Hohen Brücke zu fahren. In Brentjong konnten wir zunächst mindestens drei Neuntöter beobachten. Später, als wir mit den Rädern bei der Hohen Brücke angelangt waren, sah Joris gerade einen Mauerläufer um die Ecke der eindrücklich hohen Felswände davonfliegen. Leider war dies für heute die einzige Beobachtung dieser Art. Später beobachteten wir hier einen tief vorbei fliegenden Wespenbussarden und erneut einen Steinadler. Wie immer waren auch einige Kolkraben zugegen. Als der Spätnachmittag Einzug hielt, nahmen wir die Abfahrt nach Leuk auf uns. Als die Fahrtregeln, die danach trotzdem nicht von allen einwandfrei einhgehalten wurden, besprochen waren, stürzten wir uns mit unseren Drahteseln ins Tal.

Im malerischen Leuk gönnten sich diejenigen, die noch vor der Schliessung des Dorflädchens angekommen waren, eine erfrischende Glace.

Abends auf dem Campingplatz stand uns wieder einmal eine Mahlzeit à la Gaskocher bevor. Gravättchen standen auf dem Speiseplan. Wieder waren sie hervorragend zubereitet und liessen das Wasser auf unseren Zungen zergehen. Nach dem Essen vergnügten sich insbesondere die drei Hochulis damit, die Spatzen zu fotografieren. Jedoch wie gewohnt nicht mit eigenen Apparaten, sondern mit den langen Objektiven der älteren Natrixler. Natürlich wurden sie mit misstrauischen Blicken von den anderen Campern konfrontiert, im Sinne von „Sind das deine?“ oder „Von wem habt ihr die?“ Nachdem auch alles abgewaschen war, verliess uns Jonas frühzeitig in Richtung Zürich, und wir gingen in der Dämmerung zur Kläranlage, wo wir in den Vorjahren praktisch immer Ziegenmelker hören hatten können. Obwohl Mitbeobachter und Nicht-Narixler Christian B. dabei war, sang zu unserer Enttäuschung für einmal halt kein Ziegenmelker. Nach einer langen Suche gaben wir auf und radelten zurück zum Campingplatz. Wieder war ein ereignisreicher Tag vergangen.

Tag 4, 16. Mai 2010

Für den sowohl vierten als auch letzten Tag unseres Auffahrtslagers im Wallis waren keine Beobachtungen im Leukerfeld und in der Umgebung geplant. Nach dem feinen Frühstück mit Nutellabrot etc. beschlossen wir nach einem Hin und Her, dass Dennis und Dominic noch einen Besuch in der Préverenges abstatten werden und der Rest der Gruppe mit dem Zug nach Hause fahren würde. Und eben diejengen, für die ein Besuch in der Préverenges aus schulischen und anderen Gründen nicht mehr drin lag, war der Verzicht auf die Reise an den Genfersee im Nachhinein nicht bereuenswert. Im Gegenteil, der Verzicht lohnte sich. In Bern nämlich erreichte einige unserer Handys ein sms, nach dem in Schmerikon SG an der Aabachmündung zwei Sumpfläufer weilten. Und wenig später nochmal eines: Rötelschwalbe in Jona-Stampf! So bildeten diese zwei tollen Raritäten einen schönen Abschluss unseres Auffahrtslagers 2010, denn diejenigen, die in Zürich auf die S-Bahn nach Schmerikon und Jona umgestiegen waren, bekamen beide Arten noch zu Gesicht! Später trafen dann auch noch Dennis und Dominic – mit einer schönen Beobachtung eines Kiebitzregenpfeifers im Gepäck - am Untersee ein. Damit war ein tolles, arten- und ereignisreiches und wie immer sehr lustiges Auffahrtslager zu Ende.

Für den Bericht: Jakob Hochuli