Samstag, 5. Dezember 2015

Ornithologische Nebelwanderung am Bodensee

Dieses Jahr führte uns die Klausexkursion ins Wollmatingerried. Wir erinnerten uns an die sehr erfolgreiche Exkursion am selben Ort vor vier Jahren. Damals lagen 10 Zentimeter Schnee, was in Kombination mit mehreren Kornweihen, Raubwürger, Habicht und Zwergschwänen ein super Bild abgab. Heuer war uns das Glück aber nicht hold. Zum einen verletzte sich Eva den Fuss und konnte mit Gips und Krücken die Exkursion leider nicht leiten. Zum anderen war das Wetter eher schlecht für die Vogelbeobachtung.

Stimmungsbild...
Wir liessen uns aber nicht unterkriegen und marschierten sehr motiviert vom Bahnhof Konstanz-Wollmatingen in Richtung Wollmatingerried. Wir hatten schon eine turbulente Zugfahrt hinter uns. Da unsere Reservation irgendeinen Bug aufwies, mussten wir im Interregio in den Gängen stehen, dermassen überfüllt war der Zug. Wir fragten uns, was diese Menschenmenge wohl in Konstanz wollte. Irgendwann überkam uns dann der Geistesblitz – um Einkaufstouristen musste es sich handeln! Am Abend sollte sich diese These bewahrheiten, als alle mit prall gefüllten Einkaufstaschen wieder mit uns zurück nach Zürich fuhren. Dann waren unsere Plätze aber korrekt reserviert und wir konnten es uns auf den Sitzen gemütlich machen.

Im Entenmarsch geht's zur Beobachtungsplattform.
Wir marschierten also freudig in Richtung Wollmatingerried zum Vogelhäusle, dem Ausgangspunkt unserer Führung mit Martina, die Eva kurzfristig als Ersatz engagiert hatte. Das Wollmatingerried ist nebst dem Rheindelta, das wir auch schon auf mehreren Natrixexkursionen besucht hatten, eines der grössten Naturschutzgebiete am Bodensee. Nach einigen allgemeinen Informationen über das Ried machten wir uns dann auf, um dieses wertvolle Gebiet selber zu erkunden. Dank der Begleitung von Martina konnten wir auch die der breiten Öffentlichkeit nicht zugänglichen Flächen des Wollmatingerrieds aufsuchen. Gleich zu Beginn entdeckten wir einen Trupp Schwanzmeisen. In letzter Zeit tauchten in Mitteleuropa vermehrt Schwanzmeisen auf, die Merkmale der weissköpfigen nordischen Unterart caudatus zeigen. Nach genauem Betrachten stellten sich aber alle als „normale“ aus. Nichtsdestotrotz waren wir ab dem Anblick dieser kleinen langschwänzigen Tierchen entzückt. Ein paar Kleiber und Gartenbaumläufer weiter entdeckten wir drei Rehe. Im dichten Nebel konnten wir noch ganz knapp ihre Umrisse erkennen.

Schon bald kamen wir zur Beobachtungsplattform, die ganz neu gebaut worden war. Da jedoch auch Beobachtungsplattformen neuester Generation den Nebel nicht zum Verschwinden bewegen können, benutzten wir sie vorwiegend als willkommenen windgeschützten Ort für das Mittagsessen. Wir bekamen nicht einmal das Wasser des Bodensees zu Gesicht, so dicht war der Nebel. Die Unnachgiebigen konnten immerhin einen Grossen Brachvogel entdecken, der im Schlick nach Nahrung stocherte. Dabei blieb es aber auch. Als alle ihren Mittagslunch verspeist hatten, machten wir uns auf den Rückweg. Auf diesem letzten Abschnitt unseres Rundgangs durch das Wollried (so die Abkürzung unter Insidern ;-)) sollte der Höhepunkt der Exkursion folgen. Trotz intensiver Suche konnten wir vorerst nur viele „Pschieng“-Rufe aus dem nahen Schilf vernehmen. Es waren jene von Bartmeisen. Mit etwas Geduld erhaschten unsere geübten Augen aber doch noch den Anblick dieser Meise, die eigentlich gar keine ist. Die Bartmeise gehört einer eigenen Familie an. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen könnte sie vielleicht sogar zu den Lerchen gehören. Wir verharrten einige Zeit vor Ort. Es musste sich um über ein Dutzend Vögel gehandelt haben, sie waren aber wegen des Nebels und des dichten Schilfs nur sehr schwierig zu zählen. Danach ging die Führung beim Vogelhäusle dort zu Ende, wo unser Rundgang ein paar Stunden früher gestartet hatte.

Gespannt wurde den Rufen der Bartmeisen gelauscht.
Foto: Martina.

Was uns diese ca. 300 Jahre alte Weide wohl alles erzählen könnte?

Unverkennbar: Das Werk der Biber.
Auch wenn die Ausbeute der Exkursion vergleichsweise gering ausfiel, erfuhren wir doch einiges Wissenswertes und entdeckten bemerkenswerte Dinge. So wissen wir jetzt beispielsweise, welch grosse Bäume ein Biber innerhalb einer Nacht zum Einstürzen bringen kann, was Bibergeil ist und wozu es eingesetzt wird, und wo dass die wohl älteste Weide der Nordostschweiz steht. So machten wir uns müde, aber doch zufrieden auf die Heimreise. Ein Dankeschön für die Führung durch das Wollmatingerried geht an Martina!

Bericht und Fotos ohne Vermerk des Fotografen: Merlin Hochreutener.

Sonntag, 15. November 2015

Wasservogelzählung am Zürichsee

Jedes Jahr Mitte November und Mitte Januar ist Wasservogelzähltag. An diesen Tagen werden seit 1966/67 in der gesamten Schweiz alle überwinternden Wasservögel gezählt und die Ergebnisse für wissenschaftliche Zwecke der Schweizerischen Vogelwarte Sempach übermittelt. Dieses Jahr war auch die Natrix mit dabei: Wir hatten von Eric, welcher in Russland weilt, die Strecke von Pfäffikon SZ bis Wädenswil übernommen.

15 topmotivierte Teilnehmer meldeten sich für diese Exkursion an. Darunter auch drei neue Gesichter, die etwas Natrixluft schnuppern wollten. In Pfäffikon SZ angekommen begannen wir sofort mit Zählen, damit wir die insgesamt 10 Kilometer lange Zählstrecke auch an einem Tag abdecken konnten. Nach ein paar Zählinstruktionen war von überall das „klick-klick-klick“ der Handzähler zu vernehmen. Die erste etwas speziellere Art unter den vielen „normalen“ war eine schneeweisse Hausente. Diese Art ist eine Zuchtform der Pekingente und ein Gefangenschaftsflüchtling. Auch die an der Hafenmole herumstolzierenden Teichhühner waren einen Blick wert. Nach einer längeren Strecke ohne Uferzugang folgte bei Freienbach der nächste Zählstopp. Unter den vielen Reiher- und Tafelenten entdeckte Elias eine spezielle Ente. Sie tarnte sich als Moorente. Nach einem genaueren Blick wurde aber klar, dass es sich um einen Hybriden zwischen einer Moorente und einer Tafelente handelte. Sie konnte an der orangefarbenen Iris, dem eher stärkeren Kontrast zwischen der dunkelroten Brust und den helleren Flanken und dem tafelentenähnlichen Schnabel identifiziert werden:

Der Hybrid Tafelente x Moorente.
Foto: Samuel Betschart.
Eine ganz spezielle Beobachtung war die einer Fledermaus, die am helllichten Tag über unseren Köpfen ihre Runden drehte. Normalerweise sind diese Tiere nachtaktiv. Einige von uns konnten auch noch Spiess- und Löffelente sowie einen Prachttaucher entdecken. Leider war letzterer nach einem Tauchgang plötzlich nicht mehr auffindbar und sein Anblick blieb wenigen vorbehalten. Auch die 18 Grossen Brachvögel waren nur schwierig zu beobachten. Auf dem Floss des Strandbads Freienbach war dafür eine seltene Möwe umso kooperativer. Eine adulte Silbermöwe, die an diesem Ort schon die letzten zwei Jahre überwintert hatte, präsentierte sich uns im besten Licht und liess ein genaues Studium der Merkmale zu – praktisch, dass im selben Fernrohrbild auch noch eine adulte Mittelmeermöwe zu sehen war. Auch die winzigen Zwergtaucher erheiterten unsere Gemüter.

Adulte Silbermöwe.
Foto: Samuel Betschart.
Kurz vor dem Mittagsrastplatz zeigte sich dann auch noch eine „echte“ Moorente.

Nach dem Mittagessen ging es weiter in Richtung Wädenswil. Da es für November ausserordentlich warm war, tummelten sich eher wenige Vögel auf dem Zürichsee. Immerhin konnten wir auf der restlichen Strecke noch einen weiteren Hybriden zwischen Moor- und Tafelente entdecken.

Nach dem Wanderfalken-Strassentauben-Spiel und neun marschierten Kilometern waren die meisten Beine müde. Zum Glück war unser Zielort Wädenswil schon in Sicht. Dort ging diese etwas spezielle Natrixexkursion nach einem Gruppenfoto zu Ende. Müde, aber trotzdem zufrieden traten wir die Heimreise an – mit dem Wissen, wertvolle Arbeit für die Schweizerische Vogelwarte Sempach geleistet zu haben.

Die fleissigen Zähler nach getaner Arbeit.
By the way: Ist Lachen ein Fremdwort? ;-)

Foto: Corinna.

Bericht: Merlin Hochreutener.

Sonntag, 11. Oktober 2015

Reise nach Helgoland

Erstmals seit 2008 führte die Jugendgruppe Natrix wieder einmal eine Auslandreise durch. Helgoland lautete das Ziel. Helgoland ist eine Hochseeinsel, die 50 Kilometer vom Festland entfernt in der Nordsee liegt. Diese etwa ein Quadratkilometer grosse Insel ist europaweit bekannt für ihre ornithologische Vielfalt – schon über 430 verschiedene Vogelarten wurden dort beobachtet.

Erster Tag - Montag, 5. Oktober

Die Anreise mit dem Nachtzug nach Hamburg/Cuxhaven von Zürich/Basel war lustig und verlief fast ohne Zwischenfälle. Eine Haltestelle später aussteigen und wieder zurück fahren könnte sich theoretisch auch ornithologisch gesehen lohnen – aber die dreckigen Scheiben sorgten für neblige Sicht.

Helgoland, we are coming!

Gegen 13 Uhr kamen alle aufgeregt in Helgoland an – nur Merlins Gepäck war in Cuxhaven geblieben. Die nette Schiffcrew hatte es in Sicherheit gebracht und verschiffte es einen Tag später nach Helgoland.

Am Katamaran vorbeiziehende Weisswangen- und Blässgänse.

Die erste Begehung auf der Insel war eher ruhig und wir konnten uns Rufe von auf Helgoland häufigen Arten wie Rotdrossel oder Singdrossel einprägen.Nach dem Abendessen tobten wir uns alle beim Fussballspielen aus. In der Hoffnung, dass der angesagte Ostwind und Regen uns am nächsten Tag zahlreiche Vögel bescheren sollte, legten wir uns schliesslich nach einigen Partien Tischtennis und Tischfussball schlafen.

Text: Eva Baier.

Zweiter Tag - Dienstag, 6. Oktober

Nach der erfolgreichen Frühexkursion einiger Unentwegten mit Strandpieper, Sandregenpfeifer und Merlin und einem schnellen Zmorge machten wir uns auf den Weg zum Südhafen mit einem Zwischenstopp bei der Ausstellung des Vereins Jordsand (lokaler Vogelverein). Erfreut, einige Zeit im Trockenen verbringen zu können, begutachteten wir die interessanten Ausstellungsobjekte, die unter Anderem in Form von ausgestopften Vögeln daherkamen. Wieder im Regen flog am Kringel eine Sumpfohreule nur wenige Meter entfernt über unsere Köpfe. Ausserdem wimmelte es überall von Wiesenpiepern. Nachher gingen wir dem Strand entlang und dann hoch zum Leuchtturm und dem roten Backsteinweg entlang zur langen Anna. Unterwegs sahen wir zwei Ohrenlerchen und drei Basstölpel.


Wir Natrixler sind hart im Nehmen...
Vom stürmisch kalten Regenwetter liessen wir uns nicht beirren!

Die Suche nach einer Krähenscharbe unter den zahlreichen Kormoranen blieb leider vorerst erfolglos. Gegen Mittag traten wir aufgrund des gruusigen Wetters den Rückzug in die Jugendherberge an. Nach einem Zmittag unter anderem mit Noah’s „all inclusive“-Aktion wurde Karten und Tirggu (oder so was Ähnliches) gespielt, während andere Langweiler lieber gamten. Die Tapferen der Tapfersten, die sich lieber ornithologisch betätigten, wurden mit einem Gelbbrauenlaubsänger belohnt. Als der Handyakkustand der Suchtis endlich Nullniveau erreichte, war es schon Zeit für das Abendessen. Nach dem Znacht folgte eine amüsante Powerpoint-Präsentation des Tagesreporters Merlin und etliche Partien „Töggelichaschte“ und Ping-Pong. Ein etwas regnerischer, aber erlebnisreicher Tag ging zu Ende. Was würde uns wohl am nächsten Tag erwarten?

Text: Noah & Lukas K.

Dritter Tag - Mittwoch, 7. Oktober

Hütte sind mer wie immer früeh am Morge ufgschtande. „Müend mir uf Hochdütsch schriibe?“ – „Jaaa“. Tja, so soll‘s halt sein. Nach einem feinen Zmorgen liefen wir zum „Nussschaleböötli“ (Dünenfähre, wie man sie auch nennen kann), die uns auf Helgolands kleine Schwester, die Düne, bringen sollte. Angekommen suchten wir sofort das Hafengelände ab und entdeckten einen „unglaublichen“ Mittelsäger. Danach liefen wir an den Strand, wo die Seehunde und Kegelrobben für einige sehr attraktiv waren. Allen voran Eva hatte eine Riesenfreude.

Seehund - j********** ;-)

Dann kamen zahlreiche Steinwälzer, Alpenstrandläufer, Sand- und Goldregenpfeifer dazu. Alle waren glücklich, und noch besser wurde es, als es sogar einen Sterntaucher zu sehen gab!

Ein Trupp Goldregenpfeifer.
Milan auf Goldregenpfeiferfotopirsch.
Sandregenpfeifer.

Plötzlich… „BERGHÄNFLING!“ - leider Fehlalarm, war doch "nur" ein normaler Bluthänfling. Doch unsere Beobachtungstour ging weiter mit Ringelgans und zwei Grossen Brachvögeln. Ein wenig später teilten wir uns in mehrere Gruppen auf. Eine Gruppe blieb noch auf der Düne, eine andere ging in die Herberge zurück und die letzte ging im Hafeneck Burger essen. Die nächste neue Art war eine Zwergschnepfe. Gegen Abend konnten wir dann noch eine super Führung der enthusiastischen Stefanie durch die Vogelwarte geniessen, wo sie für ca. eineinhalb Jahre gearbeitet hatte. Nach einem Sprint durch die Reusen im Fanggarten konnten wir dann sogar noch Wiesenpieper, Mönchsgrasmücke, Rotkehlchen und Singdrossel aus nächster Nähe beobachten und beringen. Es war ein sehr toller Tag.

Text: Jaro & Samuel.

Vierter Tag - Donnerstag, 8. Oktober

Alle ausser Valentin, der auf einem frühmorgendlichen Egotrip nichts beobachten konnte, waren viel zu faul, als dass die Motivation für eine Frühexkursion aufgebracht werden konnte – so starteten wir den Tag mit dem Frühstück. In Gruppen kundschafteten/auskundschafteten (eine Debatte unserer Pseudodeutschexperten um den korrekten Gebrauch dieses unendlich komplizierten Wortpaars war entfacht) wir die besten Spots für das morgige Birdrace [aus]. Das erste Highlight waren vier Spornammern auf der Düne bei der Aade und eine erfolglose Stockentenfangaktion:

"Chuuuuuum-chum-chum-chum!"
Foto: Eva Baier.
Uuuuuunnnnddd - nöd ganz... :-)
Foto: Eva Baier.

Zurück auf der Hauptinsel sollten wir uns pünktlich um 5 Uhr zum Fussballspiel treffen. Die Meldung eines möglichen Isabellsteinschmätzers auf der Düne liess unseren Puls hochschellen, zerstörte aber jegliche Fussballträume. Im Stile Usain Bolts rannten wir nochmals zurück zum Hafen und erwischten gerade noch die Fähre zur Düne. Kaum im Dünenhafen angelegt rannten wir auch schon wieder weiter in Richtung Nordostmole. Nach dem Marathon bekamen wir den Vogel endlich vor die Linse. Unser erfahrener Steinschmätzer-Spezialist Jaro konnte ihn sofort auf Artniveau bestimmen. Mit Hilfe einiger Fotos konnte die Art auch von den anderen Experten bestimmt werden. Diese Art bescherte allen (selbst Steffi!) auf der Westpaläarktis-Artenliste ein neues Kreuz.

Isabellsteinschmätzer - ein Highlight des Lagers.
Foto: Jaro.
Beim Isabellsteinschmätzer. Wir waren nicht die einzigen...

Nach einem verspäteten Nachtessen erfuhren wir an einem Vortrag noch einiges über den Vogelflug und -federn von einem witzigen Experten. Es war ein gelungener Tag und alle konnten trotz einiger Schnarcher gut schlafen.

Text: Flurin und Lukas S.

Fünfter Tag – Freitag, 9. Oktober

An diesem Tag fand das Birdrace statt. Wir waren allerdings nicht wie üblich 24 Stunden unterwegs, sondern „nur“ deren acht. In drei Gruppen kämpften wir um den Sieg. Wer würde gewinnen? Spannend und knapp sollte es sein. Schliesslich konnten die Youngsters aus den Reihen der Bebbi Babbler ihre Konkurrenz um 2 Arten distanzieren. 70 Arten beobachteten sie.

Diese Zwergschnepfe präsentierte sich den Birdrace-Teams auf wenige Meter.
Foto: Stefanie Pfefferli.
Noah beim konzentrierten Seawatching.
Diese flugunfähige Eisente mit kleinen Flügelstummeln (mauserbedingt) war ebenfalls eine sehr willkommene Birdrace-Art.
Wunderschöne Ohrenlerche, die unsere Kameras heisslaufen liess.

Nach dem intensiven Birdrace mit vielen tollen Beobachtungen blieb auch noch genügend Zeit für eine ebenso intensive Fussballpartie:

Ornis und Fussball - eine vielversprechende Synthese!
Foto: Eva Baier.

Dabei erkannten wir, dass Flurin nicht nur mit seinem Footbag hervorragend umzugehen weiss, sondern auch mit dem um einiges grösseren Fussball. Er führte die Torschützenliste unbestritten auf Platz 1 an. Als der Fussballsieger – wenigstens hier sollte die Natrix im Gegensatz zum Birdrace die Oberhand behalten – ermittelt war, gab es Abendessen in der Jugendherberge. Nach dem letzten und bei einigen Personen fünften oder sechsten Dessert gab es noch ein Quiz. Steffi stellte dieses zusammen. 25 Rätselvögel warteten darauf, von uns bestimmt zu werden. Ganz knapp konnte schliesslich Samuel das Rennen für sich entscheiden. Danach bekamen wir noch ein lustiges Video von Flurin zu Gesicht, welches uns beim Sprint zum Isabellsteinschmätzer zeigte. Eine halbstündige Dokumentation über Helgolands Vogelwelt (inklusive Steffis „haaa-Wald-haaa-wasser-haaa-läufer“) rundete den Tag ab und wir begaben uns zu Bett.

Text: Merlin.

Sechster Tag – Samstag, 10. Oktober

Merlin und Lukas haben eine Frühexkursion gemacht (Merlins erste, tapfer, tapfer... ;-)). Merlin hat aber einen Aufstehkurs nötig, hat er uns doch alle durch lautes Geschwafel und schreckliche Weckmusik aufgeweckt. Nachdem wir uns gestern sowohl beim Birdrace als auch beim Quiz konkurrierten, gingen wir heute wieder mit vereinten Kräften birden. Auf der Düne präsentierte sich der Isabellsteinschmätzer wieder sehr schön und der Gänsezug war sehr stark. Auf der Hauptinsel gaben Gelbbrauenlaubsänger und ein Raubwürger die Abschlussvorstellung, und bald waren wir, nachdem einige noch eine Östliche Klappergrasmücke getickt haben, auf den Weg zum Katamaran. Alle standen auf dem Hinterdeck und beobachteten die ziehenden Vögel auf dem Meer. Sterntaucher, grosse Trupps von Weisswangengänsen, Trauerenten und sogar Wiesenpieper zogen an uns vorbei.
Am Katamaran vorbeiziehende Eiderenten.

Die Fahrt ging schnell und mit dem Metronom ging‘s weiter nach Hamburg. Dort stiegen wir auf den Nachtzug um. Mit vielen schönen Fotos auf der SD-Karte und seltenen Arten auf der Artenliste ging es nun zurück in das Land der Berge.

Text: Valentin und Stefanie.

Gruppenfoto der Helgoland-Crew.

Bericht und Fotos ohne Vermerk des Fotografen: Merlin Hochreutener.

Samstag, 3. Oktober 2015

EuroBirdWatch und Arbeitseinsatz auf den Hegmatten

Da wir als traditionell und patriotisch eingestellte Natrixler Traditionen nicht einfach so aufgeben und natürlich an keinem anderen Ort als auf „unserem“ Territorium einen EuroBirdWatch-Stand aufstellen würden, wählten wir auch dieses Jahr wieder das "vereinseigene" Naturschutzgebiet Hegmatten als Beobachtungspunkt für den internationalen Zugvogelzähltag aus. Netter Nebeneffekt dabei war, dass wir nebst dem Zählen sämtlicher durchziehender Vögel auch gleich einige Unterhaltsarbeiten verrichten konnten, damit das kleine biodiversitätsreiche Juwel inmitten intensivst genutzter Landwirtschaftsfläche bereit für den Winterschlaf war. Zu den acht Natrixlern gesellten sich nebst den beiden Ornithologen Christian Beerli und Andreas Weiss auch noch eine ganze Schar Waldkäuze dazu. Nein, keine befiederten Gesellen waren dies, sondern neun motivierte Gesichter von der Jugendgruppe Waldkäuze aus Andelfingen, die sich an diesem Tag zu uns gesellten. Bereits auf dem Marsch vom Bahnhof Oberwinterthur zu den Hegmatten konnten wir einige Erlenzeisige und Distelfinken akustisch vernehmen. Dennis war schon seit 7.00 Uhr am Zählen. Bei unserer Ankunft sagte er, dass dies ein rekordträchtiger EuroBirdWatch-Tag würde. Diese These bestätigte sich: So wurden nur bis 10.00 Uhr schon mehr Vögel gezählt als in den Jahren zuvor während des gesamten Tages! Wir verbrachten die Zeit abwechslungsweise mit Vögelzählen und Schnittgutzusammentragen. Die für Oktober ausserordentlich hohen Temperaturen sorgten dafür, dass auch ein kleines Nickerchen in der Sonne nicht zur frostigen Angelegenheit werden sollte. Highlights des Tages waren ein später Wespenbussard, Habicht, 14 Sperber, Wanderfalke, eine Beutelmeise und acht Kernbeisser.

Dennis präsentiert freudig seine Arbeit.
Da nach dem Mittag die Zugaktivität nachliess und die starke Sonne das Zusammenrechen von Schilf zu einer schweisstreibenden Arbeit machte, spielte so mancher Waldkauz und noch so eingesessener Natrixler lieber eine Runde „Schittli-Vertschutte“.
Die Waldkäuze verliessen uns am Nachmittag schon etwas früher und begaben sich auf ihren Heimweg nach Andelfingen. Bald räumten auch wir unseren Stand (leider waren an diesem Tag nur wenig Spaziergänger(innen) dort, die von unserem Infostand hätten profitieren können), zählten die letzten Vögel und nahmen schliesslich den Weg zurück nach Oberwinterthur unter die Füsse – mit dem guten Gewissen im Hinterkopf, dass das Gebiet nun bereit für den Winterschlaf war.

Bereit für kältere Zeiten: Unser hübsches Naturschutzgebiet.
Die Natrixler nach getaner Arbeit.
In Erinnerung bleibt der ertragreichste, wärmste und sonnigste EuroBirdWatch-Tag der Jugendgruppe Natrix.

Bericht und Fotos: Merlin Hochreutener.

Sonntag, 20. September 2015

Zugvögel am Klingnauer Stausee

Der Klingnauer Stausee gehört zu den besten Naturschutzgebieten der Schweiz. Besonders im September rasten viele seltene Zugvögel in diesem Gebiet. Kein Wunder, dass zahlreiche Natrixler an dieser erfolgsversprechenden Exkursion teilnahmen. 

Nachdem wir in Koblenz angekommen waren, marschierten wir sogleich zum Gippinger Wald. Leider ertönte nur selten eine Stimme aus dem schönen Auenwald. So durchquerten wir diesen ziemlich schnell. An der Aare lockten drei Baumfalken, welche über den Baumwipfeln des andern Ufers jagten, die Aufmerksamkeit auf sich. Besonders durch die typischen Rufe, welche ununterbrochen zu hören waren, konnte das Vogelstimmenwissen einiger Teilnehmer ergänzt werden. Auf einmal wurde die Aufmerksamkeit schlagartig auf einen anderen Vogel gelenkt: Zuoberst auf einem kahlen Baum am andern Flussufer zeigte sich der seltene Mittelspecht. Im Herbst sind diese Vögel sehr schwer zu entdecken und für einige war es sogar der erste überhaupt! Ein herrliches Erlebnis. Als dieser in einem nicht einsehbaren Baum verschwand, betrachteten wir wieder die Baumfalken, welche etwas näher gekommen waren. Einer meinte es mit uns besonders gut und flog wenige Meter an uns vorbei:

Ein kooperativer Baumfalke.
Wir beschlossen weiter in Richtung Gippinger Grien zu gehen. Auf dem Weg zeigten sich unzählige Eichelhäher und eine Rabenkrähe, welche eine Nuss exakt auf der Strasse platzierte, um sie von einem Auto knacken zu lassen. Im Gippinger Grien wurden wir von einem zutraulichen und wunderschön gefärbten Fitis begrüsst. Die zahlreichen Entenarten boten ein gutes Bestimmungsquiz, da sie grösstenteils im Schlichtkleid waren. Auf einem im Wasser liegendem Ast entdeckten wir eine Schildkröte. Beim Betrachten dieses Reptils wurde schnell klar, dass es sich um eine nicht-einheimische Art handelt. Etwas weiter oben fanden wir die ersten Limikolen, einige Waldwasserläufer und einen Flussuferläufer. In den alten Bäumen verweilten viele Kleinvögel, insbesondere die Trauerschnäpper waren zahlreich. Es liess sich hervorragend beobachten, wie diese aufflogen, sich ein Insekt schnappten und oft auf den Ast, auf dem sie Sekunden zuvor gesessen waren, zurückkehrten. 

Als wir schlussendlich am Klingnauer Stausee ankamen, machten auch wir eine kleine Rastpause auf der Wiese vor dem Staudamm. Daraufhin ging die Vogelsuche weiter. Auf einem Baumstumpf liess sich ein Gartenrotschwanz nieder. Weiter vorne entdeckten wir eine frühe Spiessente, welche den Weg an den Klingnauer Stausee gefunden hatte. Bei den ersten Schilfinseln zogen Kiebitze, Grosse Brachvögel sowie Bekassinen die Aufmerksamkeit auf sich. Die ursprünglich aus Asien stammende Rostgans ist am Klingnauer Stausee regelmässig anzutreffen. An diesem Tag zeigte sie sich in besonders hoher Anzahl.

Beim Bunker machten wir eine kleine Spielpause. Wir gaben uns die Hände und verknoteten uns mit unsern eigenen Armen. Das Ziel war, diesen Knoten ohne die Hände des andern loszulassen, zu öffnen. Nach einiger Zeit gelang es uns, auch wenn einige nicht mehr in die richtige Richtung schauten. 

Eine nähere Inspektion eines kleines toten Fisches am Seeufer zeigte, dass am Klingnauer Stausee eine schweizweit nur an wenigen Seen vorkommende Fischart lebt: der Bitterling.

Ein ebenso seltener wie leider auch toter Bitterling.
Eine kleine Limikole auf grosse Distanz mit leicht krummem Schnabel, hellem Bauch, an dem noch einige kleine schwarze Flecken an das Prachtkleid erinnerten, war ein gutes Bestimmungsquiz. "Alpenstrand- ... oder doch ein Temminckstrandläufer?" war in der Runde zu hören. Nach einiger Zeit einigten sich alle auf Alpenstrandläufer. Das schwierigste Bestimmungsquiz des Tages war bestanden. Danach machten wir ein weiteres Spiel. Wir stellten uns in zwei Gruppen auf und bekamen Behauptungen zu verschiedenen Vögel. Je nachdem, ob diese richtig waren, mussten wir von der andern Gruppe wegspringen oder diese fangen. Wer wann in welche Richtung springen musste, forderte einigen bis zum Schluss alle Koordination ab.

Auf dem grossen Turm hofften wir auf durchziehende Greifvögel. Abgesehen von einem Sperber, welcher dicht über unsere Köpfe flog, war jedoch nicht viel zu sehen.
 
Der aufregendste Greifvogel der heutigen Exkursion: ein Sperber.
Wir gingen daher weiter und stiessen bald auf ein Tüpfelsumpfhuhn, das auf kurze Distanz vor uns herumstakste:

Juhui, ein Tüpfelsumpfhuhn!
Das Sumpfhuhn war klar eines der ornithologischen Highlights des Tages und machte viele, die auf diese Art gehofft hatten, froh. Den hübschen Abschluss der Exkursion stellte ein Seidenreiher dar, der sich uns ebenfalls auf wenige Meter präsentierte.

Einmal mehr brachte eine Exkursion an den Klingnauer Stausee viele zufriedene Gesichter zurück an den Treffpunkt im Bahnhof Zürich. Und es ist schon jetzt klar, dass wir das Gebiet bald wieder besuchen werden!

Bericht und Fotos: Samuel Betschart.

Samstag, 5. September 2015

Birdrace

Natrix – Die Pubertierenden
Route: Gais  Altstätten Bannriet – Altenrhein – Rheindelta

Das Ziel dieses Birdrace war klar: Zum sechsten Mal in Folge den Jugendsiegertitel in den Reihen der Natrix behalten. Das erste Kreuz bescherte uns noch am Abend ein Waldkauz in Gais. Toll waren auch die faszinierenden Glühwürmchen. Nach einer kurzen Nacht waren wir um 04:15 Uhr schon wieder unterwegs. Es war kalt und nass und es sangen nur wenige Vögel. Die Abfahrt nach Altstätten war, abgesehen vom Tempo, unspektakulär und erst im Bannriet wurde es allmählich spannend. Innerhalb von kurzer Zeit hatten wir Dorn- und Klappergrasmücke, Gartenrotschwanz und den nicht zählbaren Fasan. Die drei übersommernden Kraniche, die zwei Laufenten alias Nordic-Walkerinnen kurz zuvor noch beobachten konnten, sahen wir leider nicht. Beschäftigungen auf der halbstündigen Zugfahrt an den Bodensee waren Birden, Artenzählen, Essen und Handyliegenlassen. Mit der Zwischenbilanz von 69 Arten konnte die entscheidende Phase beginnen.
Am Bodensee bescherte uns der tiefe Wasserstand die meisten häufigen Limikolen inklusive zweier Knutts. Hoch zu Ross respektive Drahtesel verursachte ein kleiner Kerl beinahe eine Massenkarambolage. Ein adultes Merlin-Männchen leitete ein Bremsmanöver ein und sollte zur Top-Art des Tages mutieren. Nach rasanten Flugmanövern sass es sogar noch hin und liess sich fotografieren.
Gerade mal im Herzstück des Rheindeltas, dem Damm, angekommen, begann es plötzlich wie wild zu stürmen und zu regnen. Viele häufige Arten blieben uns verwehrt. Unsere Wetterfestigkeit wurde immerhin mit einem Blaukehlchen, fünf Steinwälzern und einer Steppenmöwe belohnt. Bei 107 Arten angelangt blieben uns noch zwei Stunden bis zum Ende. Nach dem antiökonomischen Prinzip „maximaler Suchaufwand“ und „minimalen Ertrag“ (nur Nachreiher und Regenbrachvogel kamen noch hinzu) verbrachten wir diese restliche Zeit.

Scheinbar idyllische Abendstimmung:
Korrekt für die Farben, nicht aber für das Wetter.

Während dem Abendessen erfuhren wir, dass wir mit unseren 109 Arten sieben Arten hinter dem besten Jugendteam, den Bebbi Babblern, lagen, was natürlich eine Enttäuschung war. Diese wurde aber vom Gefühl, das Beste gegeben und trotz ungünstigen Wetterbedingungen ein solides Resultat abgeliefert zu haben, mehr oder weniger vertrieben. Summa summarum war es ein tolles, spannendes Birdrace mit vielen speziellen Arten. Wir freuen uns alle auf das nächste Jahr!

Gruppenfoto.

Bericht: Noah
Fotos: Merlin Hochreutener.

Natrix – Sperberlis
Route: Fanel und Umgebung

Wir verbrachten unser Birdrace im und ums Fanel. Trotz intensivstem Vogelbeobachten werden uns gerade mehrere Säugetierbeobachtungen in Erinnerung bleiben. Kurz bevor es anfing, flogen 2 Nachtreiher vorbei. Zum Glück tauchten sie später auch nochmals auf. An diesen Abend werden wir uns trotz Beobachtungen von Schleiereule, Waldohreule und Waldkauz aber aus einem anderen Grund immer erinnern: Wir entdeckten eine Wildkatze! Mit der Aufregung dieser Beobachtung im Blut und der anschliessenden Begegnung mit einer Wildschweinfamilie legten wir uns im Stroh schlafen. Vor Sonnenaufgang radelten wir zum Damm. Dort waren wir nicht die Einzigen. Nebst einem Biber waren auch schon mehrere Birdrace-Teams unterwegs. Ausser der Knäkenten durften wir fast alle gängigen Enten notieren, als es plötzlich raschelte. Etwa ein Wildschwein, wie gestern? Oder die Wasserralle von vorhin? Nein, eine Ratte war gerade dabei, eine ausgekühlte Ringelnatter geräuschvoll anzuknabbern! Am Nachmittag radelten wir in die Krümmi. Unterwegs traf uns der Hunger und wir machten auf einem Baumstamm Pause. Keine gute Idee: Dominic musste seine Guetzli einem Hund opfern! Wir beschlossen, uns nun besser nur noch den Vögeln zu widmen. Mit 114 beobachteten Arten und einigen Abenteuern machten wir uns müde, aber zufrieden auf den Heimweg nach Bern, Zürich respektive Sargans.


Gruppenfoto

Bericht und Foto: David Marques.

Natrix – 3G
Route: Rheindelta – Bannriet – Kaltbrunner Riet – Jona – Rapperswil – Frauenwinkel


Am Freitagabend machte sich unser Team auf Richtung Fußach, um dort das Hotelzimmer zu beziehen. Bereits um 21 Uhr schnappten wir unsere Fahrräder und fuhren auf den linken Damm, um den Geräuschen der Nacht zu lauschen. Tatsächlich konnten wir eine Waldohreule und ein paar andere Arten auf unserer Liste abhaken.  
Um 5.30 Uhr kamen wir dann auch schon wieder aus den Federn und begaben uns im Eiltempo auf den linken Damm, wo wir v. a. viele rastende Singvögel beobachten konnten, etwa Dorn- und Klappergrasmücken sowie sehr viele Fitisse und Trauerschnäpper. 
Danach radelten wir zum Hide in der Fußacherbucht und konnten zu unserem Glück gute Arten wie Kleines Sumpfhuhn, Bartmeise und Schilfrohrsänger entdecken. Wir wollten hier nicht unnötig Zeit verlieren und machten uns zügig auf zum Glashaus, von wo wir eine Sturmmöwe finden konnten – auch eine nicht selbstverständliche Art am Bird Race! Weiter durchforsteten wir den Wetterwinkel (Drosselrohrsänger, Sommergoldhähnchen, Saatkrähe) und fuhren von dort an die Mündung des Alten Rheins. Für viel Freude in der Gruppe sorgten eine einfliegende Raubseeschwalbe und ein junger Purpurreiher sowie eine Raubmöwe, die sich sehr weit auf dem See draussen aufhielt und unbestimmbar blieb. Im Anschluss ging es das Rheintal hinauf. Im Bannriet angekommen, machte sich etwas Ernüchterung breit, denn hier konnten gerade mal zwei Arten hinzugefügt werden, welche wir im Laufe des Tages auch noch beobachten sollten. 
Wir setzten unsere Hoffnungen daher auf die Linthebene, in die wir nach einer Zugfahrt am Walensee entlang gelangten. Doch auch das Kaltbrunnerriet enttäuschte, war doch auch hier ausser einem Blaukehlchen nicht viel zu entdecken. Wir setzten unser Race fort und gingen Richtung Jonamündung. Als wir dort ankamen, begann das Wetter etwas garstiger zu werden, was zur Folge hatte, dass die fehlenden Limikolen und Enten sowie Singvögel nicht mehr aufzufinden waren. Immerhin blieb uns der schon an den Vortagen hier beobachtete Knutt treu. Um unser Minimalziel von 100 Arten noch zu erreichen, eilten wir im letzten Licht in den Frauenwinkel, wo wir immerhin die noch fehlenden Arten Graugans und Tafelente feststellen konnten. Bald wurde es dunkel und das Bird Race 2015 näherte sich dem Ende. Das Resultat von 101 Arten blieb etwas hinter unseren Erwartungen zurück, aber wir fuhren schliesslich trotzdem ganz zufrieden (und müde) wieder nach Zürich.

Bericht: Dennis Riederer.

Sonntag, 16. August 2015

Von hohen Bergen und tiefen Seen - zu Besuch auf der Beringungsstation Bretolet und ein Abstecher nach Yverdon-les-Bains, 14.-16. August 2015

Erster Tag - 14. August 
Lange hatten wir diesem Wochenende entgegengefiebert - endlich ging es los! Die einen mussten zwar bereits in der ersten Schulwoche den Jokertag einziehen, aber der Col de Bretolet ist das wohl wert. Diese Exkursion bedeutete früh aufstehen und den ganzen Morgen im Zug verbringen. Anschliessend wurden wir in Champéry bereits von Donnergrollen erwartet. Dies konnte uns aber nicht vom Aufstieg nach Barmaz abhalten. Zügig gings hinauf in unser Nachtlager, wo wir uns einrichteten und danach auf Französisch unser Znacht bestellten - die einen schon ziemlich professionell, bei den anderen reichten die Sprachkünste wenigstens so weit, dass sie bekamen, was sie wollten ;-) Frisch gestärkt gings los auf die Nachtpirsch.
Leider machte sich kein Nachtvogel bemerkbar. Einige Stunden später sollten wir aber selber zu richtigen Nachtvögeln werden...

Text: Selina und Andrea.

Zweiter Tag - 15. August
Nach wenigen Stunden Schlaf klingelte der Wecker um kurz nach 3.00 Uhr. Wir stopften alles Nötige in den Rucksack, zogen uns an und schlichen so leise wie möglich hinunter in den Esssaal, in dem wir, auch nach minutenlanger Suche, keinen (funktionierenden) Lichtschalter finden konnten. Also assen wir im Lichte unserer Stirn- und Taschenlampen einen kleinen, aber stärkenden Zmorgen. Nachdem alle draussen bereitstanden, machten wir uns, ebenfalls im Licht unserer Lampen, auf den Weg… Nach zwei sehr nassen Wanderstunden im Nebel konnten wir vor uns zwei kleine Hütten erahnen: Die Rettung war doch noch gekommen! Das stark erhoffte Dach war jedoch nicht vorzufinden, zumindest war es nicht gross genug, um uns alle ins Trockene zu stellen. So warteten wir um 6.00 Uhr morgens vor der Beringungsstation im Regen… 

Fast so zielstrebig wie die Natrixler: Eine Graureiherpatrouille im Nebel.
Da! Da war jemand der Angestellten vor der Hütte! Dieser beachtete uns jedoch nicht gross und verschwand wieder in seinem trockenen, warmen Zimmer… Anstatt weiterhin im Regen zu warten, zogen wir die Schuhe aus und versuchten, es uns in einem Zimmer, das wahrscheinlich als Werkraum diente, gemütlich zu machen. Viele sassen auf dem Boden und schlossen die Augen. Es war sehr still, bis um ca. 7.00 Uhr jemand ins Zimmer hineinstürzte und erschrak, als er uns dort vorfand! Mit der Zeit wachten immer mehr Leute auf und wir sassen neben ihnen, als diese frühstückten. Wir spielten auch diverse Spiele, blätterten Bücher durch und rätselten an Fotos herum, von denen die meisten von Valentins Fotoapparat stammten. Als es draussen nicht mehr allzu nass und neblig war, nützten wir die Chance und stellten die Japannetze auf. Bei schlechtem Wetter (wie an diesem Tag) werden die Netze jede halbe Stunde kontrolliert, bei schönem Wetter jede volle Stunde. Nach 30 Minuten ging es los und wir konnten schon einige Arten aus den Netzen befreien: Erlenzeisig, Buchfink, Gimpel, Alpenbirkenzeisig und einen Zitronengirlitz! 

Beringer Fabian Schneider begutachtet einen Zitronengirlitz.
Nach dem Beringen durften wir die Schönheit dieses Finkenvogels auch noch aus nächster Nähe bestaunen.
Foto: Selina und Andrea.
Im weiteren Verlauf des Tages durften wir noch zwei Mal bei der Kontrolle dabei sein, weil sich das Wetter wieder verschlechterte. Bei den letzten zwei Kontrollen fingen wir noch ein Rotkehlchen, eine Gartengrasmücke und ein, zwei Arten, welche wir schon einmal gefangen hatten. 

Ein unscheinbarer Zeitgenosse: die Gartengrasmücke.
Es war spannend zuzusehen, wie die Vögel beringt wurden; besonders toll war auch, dass wir die gefangenen Arten freilassen durften!  

Danach machten wir uns auch langsam auf den Weg. Kurz vor unserem Abmarsch überflog uns noch ein recht grosser Trupp von Alpen- und Mauerseglern. Wir marschierten den gleichen Weg wieder hinunter, der nun bei Tageslicht wie ein fremder Weg wirkte. Nach anderthalb bis zwei Stunden kamen wir bei der Unterkunft an. Kurz davor konnten wir jedoch am Bergbach ein Trauerschnäpperweibchen und eine Wasseramsel beobachten. 

In der Unterkunft zogen wir uns um und hängten alles Nasse auf. Da wir noch mehr als genug Energie hatten, ging es mit einer Kissenschlacht und -eroberung weiter ;-). Wir versuchten, alle Decken und Kissen in eine Ecke zu bringen, schliesslich lagen wir alle auf den Decken und Kissen kreuz und quer übereinander; und zuunterst, unter diesem Haufen, lagen Samuel B. und Dennis, denen das scheinbar nicht viel ausmachte. Als wir uns ausgetobt hatten, ging es runter in den Esssaal, in dem sich wieder jeder selbst ein Menü aussuchen konnte.
An diesem Tag gingen wir nicht sehr spät zu Bett - wahrscheinlich konnte jeder von uns schnell tief und fest schlafen… 

Text: Leon.  

Dritter Tag - 16. August 
Weil es regnete, beschlossen wir (anstatt früh aufzustehen und auf den Col de Bretolet zu steigen) ein bisschen auszuschlafen und stattdessen nach Yverdon-les-Bains zu fahren. Nach dem köstlichen Frühstück nahmen wir - zur grossen Erleichterung einiger Teilnehmer - den Bus. Der Bus chauffierte uns nach Champéry, von wo wir die Bahn nehmen konnten. Nach einer angenehmen Zugfahrt hofften wir in Yverdon etwas Spannendes zu entdecken. Vorne am See angekommen legten wir erstmals einen kurzen Stopp ein, um diesen abzusuchen. Dies wurde mit einer überfliegenden Zwergdommel belohnt, die sich auch noch (wenn auch sehr versteckt) sitzend zeigte:

Meister der Tarnung: die Zwergdommel.
Danach spazierten wir an der Promenade Robert Hainard entlang. In der Bucht konnten wir Flussuferläufer, Zwergtaucher und eine Knäkente gut beobachten. Weiter draussen auf dem See liessen sich einige Trauerseeschwalben feststellen. Freude bereiteten aber auch häufigere Arten - sei es nun, weil wir sie in einem besonders putzigen Kleid beobachten durften oder weil sie sich wieder mal lustig verhielten:

Jööö! (Merlin lässt grüssen...): Ein wenige Tage altes Kolbenentenküken.
Ehekrach bei Herr und Frau Haubentaucher? Oder ist das bloss ein Bescheid an diese aufsässigen Paparazzi, sich schnellstens zu verdünnisieren?
Merlin hielt ein Nickerchen und plötzlich rief Leon (?) entzückt: "Eine Zwergseeschwalbe!" Merlin juckte auf und war sofort hellwach, nur leider erwies sich die Zwergseeschwalbe als Erfindung. Doch da es sowieso Zeit zu gehen war, war dieser Scherz nicht weiter schlimm. Am Bahnhof verabschiedeten wir uns von den Teilnehmer der Basler Sektion und stiegen in unseren Zug nach Zürich. Dort angekommen hatten wir trotz schlechten Wetters ein interessantes und unterhaltsames Wochenende erlebt und gingen zufrieden nach Hause. 

Text: Flurin.
Fotos ohne Vermerk des Fotografen: Samuel Betschart.