Sonntag, 15. November 2015

Wasservogelzählung am Zürichsee

Jedes Jahr Mitte November und Mitte Januar ist Wasservogelzähltag. An diesen Tagen werden seit 1966/67 in der gesamten Schweiz alle überwinternden Wasservögel gezählt und die Ergebnisse für wissenschaftliche Zwecke der Schweizerischen Vogelwarte Sempach übermittelt. Dieses Jahr war auch die Natrix mit dabei: Wir hatten von Eric, welcher in Russland weilt, die Strecke von Pfäffikon SZ bis Wädenswil übernommen.

15 topmotivierte Teilnehmer meldeten sich für diese Exkursion an. Darunter auch drei neue Gesichter, die etwas Natrixluft schnuppern wollten. In Pfäffikon SZ angekommen begannen wir sofort mit Zählen, damit wir die insgesamt 10 Kilometer lange Zählstrecke auch an einem Tag abdecken konnten. Nach ein paar Zählinstruktionen war von überall das „klick-klick-klick“ der Handzähler zu vernehmen. Die erste etwas speziellere Art unter den vielen „normalen“ war eine schneeweisse Hausente. Diese Art ist eine Zuchtform der Pekingente und ein Gefangenschaftsflüchtling. Auch die an der Hafenmole herumstolzierenden Teichhühner waren einen Blick wert. Nach einer längeren Strecke ohne Uferzugang folgte bei Freienbach der nächste Zählstopp. Unter den vielen Reiher- und Tafelenten entdeckte Elias eine spezielle Ente. Sie tarnte sich als Moorente. Nach einem genaueren Blick wurde aber klar, dass es sich um einen Hybriden zwischen einer Moorente und einer Tafelente handelte. Sie konnte an der orangefarbenen Iris, dem eher stärkeren Kontrast zwischen der dunkelroten Brust und den helleren Flanken und dem tafelentenähnlichen Schnabel identifiziert werden:

Der Hybrid Tafelente x Moorente.
Foto: Samuel Betschart.
Eine ganz spezielle Beobachtung war die einer Fledermaus, die am helllichten Tag über unseren Köpfen ihre Runden drehte. Normalerweise sind diese Tiere nachtaktiv. Einige von uns konnten auch noch Spiess- und Löffelente sowie einen Prachttaucher entdecken. Leider war letzterer nach einem Tauchgang plötzlich nicht mehr auffindbar und sein Anblick blieb wenigen vorbehalten. Auch die 18 Grossen Brachvögel waren nur schwierig zu beobachten. Auf dem Floss des Strandbads Freienbach war dafür eine seltene Möwe umso kooperativer. Eine adulte Silbermöwe, die an diesem Ort schon die letzten zwei Jahre überwintert hatte, präsentierte sich uns im besten Licht und liess ein genaues Studium der Merkmale zu – praktisch, dass im selben Fernrohrbild auch noch eine adulte Mittelmeermöwe zu sehen war. Auch die winzigen Zwergtaucher erheiterten unsere Gemüter.

Adulte Silbermöwe.
Foto: Samuel Betschart.
Kurz vor dem Mittagsrastplatz zeigte sich dann auch noch eine „echte“ Moorente.

Nach dem Mittagessen ging es weiter in Richtung Wädenswil. Da es für November ausserordentlich warm war, tummelten sich eher wenige Vögel auf dem Zürichsee. Immerhin konnten wir auf der restlichen Strecke noch einen weiteren Hybriden zwischen Moor- und Tafelente entdecken.

Nach dem Wanderfalken-Strassentauben-Spiel und neun marschierten Kilometern waren die meisten Beine müde. Zum Glück war unser Zielort Wädenswil schon in Sicht. Dort ging diese etwas spezielle Natrixexkursion nach einem Gruppenfoto zu Ende. Müde, aber trotzdem zufrieden traten wir die Heimreise an – mit dem Wissen, wertvolle Arbeit für die Schweizerische Vogelwarte Sempach geleistet zu haben.

Die fleissigen Zähler nach getaner Arbeit.
By the way: Ist Lachen ein Fremdwort? ;-)

Foto: Corinna.

Bericht: Merlin Hochreutener.