Montag, 28. Mai 2012

Pfingstlager am Ritomsee, 26. - 28. Mai 2012

Erster Tag: 26. Mai

Wir trafen uns wie üblich am HB Zürich, wo Jannik von Eva und Jonas abgeholt wurde. Nach einer halben Stunde kamen auch (hoffentlich bald) neue Natrixler dazu: Manuela und Sonja vom Zürichsee. Wir fuhren zusammen ins Tessin an den Ritomsee und spielten dabei wie jeden Tag des Lagers ,„Arschlöcheln“. Meo stieg erst in Airolo zu uns, danach ging es mit dem Bus nach Piotta, wo wir mit der steilsten Seilbahn Europas den Berg zum Ritomsee hinaufratterten. Als wir endlich oben waren, sahen wir schon eine Felsenschwalbe, einen Kolkraben und drei Alpendohlen vorbeifliegen und hörten einen Gimpel. Nach dem steilen Aufstieg konnten wir es kaum erwarten, im Berggasthaus „Lago Ritom“ das Gepäck abzuladen und die Gegend auszukundschaften. Mit dem Lunchrucksack ging es auf um den Ritomsee, wobei wir bald merkten, dass am Nordhang noch sehr viel Schnee lag. Er erschwerte uns die Wanderung sehr, Jannik war davon u.a. auch betroffen. Er rutschte aus und schlitterte den halben Hang hinunter und kam bei einem Busch heil zum Stehen – oder besser gesagt zum Liegen. Lachend warteten die anderen Teilnehmer, da er den Hang wieder heraufklettern musste und noch dazu Kommentare wie: „Jetzt habe ich den besten Stunt des heutigen Tages geschafft, könnt ihr das auch?“ von Jannik fielen. Nach diesem spektakulären Ereignis stapften wir weiter durch den Schnee und legten etwas später eine etwas längere Pause ein. Wir stauten einen Bach mit Geröll, Schnee und Torferde, mit dem Ziel, einen Wasserfall zu bauen - mit Erfolg!

Die Natrixler und der 2-Meter-Wasserfall.
Foto: Eva Baier

Sonja und Manuela beim Beobachten.
Nach der entspannenden Pause ging es weiter, wir sahen und hörten u.a. Heckenbraunellen, zwei Misteldrosseln, Weidenmeisen, einen Fichtenkreuzschnabel und zwei Klappergrasmücken, welche ausgiebig sangen. Als wir auf der Südseite anlangten,  erstaunten wir ab einer riesigen Sandfläche am Ufer. Dieses Phänomen gibt es zwar an vielen Stauseen, wenn das Wasser abgelassen wird, aber noch kein Teilnehmer des Lagers hatte dies schon einmal gesehen. Jonas' Kindheit kam hervor - in ihm brach das „Sändele“-Fieber aus. Die Inschrift liess sich bestaunen:

Im Sand verewigt: unsere Jugendgruppe!
Foto: Jonas Landolt

Im Ornithologentempo ging es weiter mit dem Ziel, das Lago Ritom heute noch zu erreichen. Dabei wurden wir von unzähligen Murmeltieren, etwa fünf Hänflingen, zehn Steinschmätzern, 15 Bergpiepern, einer Schafstelze und zwei „Rehen“ (von Jannik entdeckt und bestimmt) aufgehalten.

Eine Steingeiss - die weibliche Form des Steinbocks.
Nach diesem kleinen Abschiffer wanderten wir mit leeren Mägen zum Lago Ritom, bei dem wir die Gelegenheit nutzten, unseren Hunger mit Köstlichkeiten der Bergwelt zu stillen. Nach diesem guten Mahl genossen wir die Aussicht auf die umliegende Bergwelt.

Aussicht vom Lago Ritom.
Zweiter Tag: 27. Mai

Am nächsten Morgen erwartete uns schon eine der besten Beobachtungen des Lagers. Jonas entdeckte ein Birkhuhnmännchen. Es balzte auf einer Fichte und wir konnten es gut beobachten, leider war die Distanz recht gross. Zugleich sah Jannik eine Ringdrossel, und wir hörten ein Gartenrotschwanzmännchen singen.

Ein Birkhuhnmännchen am Balzen.
Nach dem Frühstück packten wir unsere Rucksäcke mit dem Lunch und Beobachtungsoptik,  marschierten los und nahmen uns die grösste Wanderung dieses Lagers vor, nämlich auf der Südseite des Sees eine grössere Route zu unternehmen und nebenbei den einzigen regelmässigen Brutplatz des Rotsternigen Blaukehlchens in der Schweiz auszukundschaften. Auf dem Weg dorthin sahen wir Fichtenkreuzschnäbel, etwa ein Dutzend Hänflinge, drei Baumpieper, einen Turmfalken, zehn Steinschmätzer und ein Braunkehlchen im Singflug. Wir legten einen Stopp bei einem Hang ein, wo in letzter Zeit oft Steinrötel beobachtet wurden. Jonas entdeckte dann ein Steinrötelmännchen, es war ein wundervoller Anblick! Als dieser wegflog, nutzten wir die Pause und nahmen die Insektenwelt genau unter die Lupe. Michaela, Sonja und Jannik fingen sie und brachten sie Eva und Jonas zum Bestimmen. Mit Vorfreude auf das Blaukehlchen stürmten wir weiter, aber Jonas hielt uns schon wieder auf. Er sah nochmals einen Steinrötel, diesmal auf einen Felsvorsprung. Daneben noch 10 Bergpieper und drei Klappergrasmücken. Als wir am Brutort angelangten, begrüssten uns wieder Heckenbraunellen und eine Gartengrasmücke, die mit ihrem Singen kaum aufhören konnten. Weiter weg entdeckte Meo drei Geissen (weibliche Form für Gämse), die sich bestaunen liessen. Beim Brutplatz des Blaukehlchens legten wir wieder eine Rast ein und assen unseren mitgebrachten Lunch, die Bergpieper bekamen wir bei dieser Gelegenheit auch schön zu Gesicht.

Jonas und Eva lichten Murmeltiere ab.


Ein Bergpieper im Prachtkleid.
Da die Blaukehlchen nicht auffindbar waren, beschlossen wir, uns nach den Steinhühnern umzusehen, die an einem Hang weiter schon oft gesehen wurden. Leider wurde das fleissige Absuchen nicht belohnt - wir wurden von keinen Steinhühner begrüsst, wie es Meo unbedingt wünschte, jedoch von Murmeltieren. Zwei Individuen sassen auf einen Hausdach und putzten sich, was einem nicht jeden Tag begegnet! Eva fand sogar noch den Kiefer eines toten Murmeltiers.

Murmeltiere aufm Haudach.
Foto: Eva Baier

Doch plötzlich kehrte das Wetter und es setzte Regen ein. Unsere geplante Tour, einen Rundweg, mussten wir auf Eis legen. Bei einem Gasthaus suchten wir Schutz vor dem Regen. Nach dem Unwetter brachen wir auf und machten uns auf den Heimweg zum Lago Ritom. Auf dem Weg dorthin entstand ein schöner Regenbogen und es regnete erneut, darum kamen wir auch patschnass am Ziel an.

Schlechtes Wetter hat auch seine schönen Seiten - die Lagerteilnehmer vor dem Regenbogen.
Foto: Jonas Landolt
Vor dem Essen entdeckte Meo dann noch unerwartet eine Art, die wir an einem ganz anderen Ort vermuteten. Zwei Steinadler kreisten sehr tief über dem Berggasthaus. Zum Glück bekamen noch alle Teilnehmer diese Art zu Gesicht. Gleichzeitig hörten und sahen wir einen Birkenzeisig, ein Gartenrotschwanzmännchen, zwei Misteldrosseln und eine Gebirgsstelze. Nach dem Essen spielten wir „Pöpperlen“ und verbanden es mit „Arschlöcheln“, Sonja war die Siegerin des Spiels. Jonas musste noch lernen; wir gingen ins Bett, da wir am nächsten Morgen wieder um sechs Uhr frisch, freundlich und aufgestellt draussen stehen sollten.

Dritter Tag: 28. Mai

Wir schafften es tatsächlich, in der Hoffnung ein balzendes Birkhuhn zu finden, früh aufzustehen. Also marschierten wir einen nahegelegenen Hang zum Birkhuhnplatz hinauf, dort, wo wir es einen Tag zuvor gesehen hatten. Nach dem steilen Aufstieg wurden wir leider mit keinem Birkhuhn belohnt, umso mehr mit  Murmeltieren.

Die vielen Murmeltierbeobachtungen hinterlassen bei den Lagerteilnehmern allmählich ihre Spuren...
Foto: Jonas Landolt
 Während dem wir sie auf einer höher gelegenen Weide beobachteten, flog auch schon der seltenste Vogel des Tages über uns, ein von Jonas entdeckter Mauerläufer. Er flog über den Ritomsee und kam direkt auf uns zu. Danach kreiste er über uns und verschwand an einer Felswand, wobei wir ihn noch ein paar Minuten beobachten konnten. Darauf sahen wir zwei Kuckucke, die ausgiebig riefen, hörten Sing- und Misteldrosseln, zwei Gartenrotschwänze, einen Birkenzeisig, Weidenmeisen, Fichtenkreuzschnäbel und einen Baumpieper. Als wir den Schnee bedeckten Weg hinunterliefen, kam Jannik wieder auf die Rutschidee und rutschte voller Vorfreude auf einen neuen Stunt den Weg hinunter. Nach dem unfallfreien Abrutsch frühstückten wir, wobei uns Jonas die Problematik der Lebensmittelverschwendung veranschaulichte, indem er doppelt so viel Marmelade aufs Brot schmierte, wie Brot vorhanden war. Nach diesem Beitrag musste er all diese Kalorien fürs Lernen einsetzen. Darum blieb Jonas auch zurück, alle anderen liefen zum Murmeltier auf die anderen Seite des Sees. Daneben beobachteten wir zwei Steinschmätzer, etwa fünf Bergpieper, ein Braunkehlchen und einen Kolkraben. Schon bald war es Zeit zum Aufbruch, um mit der steilsten Seilbahn Europas ins Tal befördert zu werden. Auf dem Weg sahen wir eine Felsenschwalbe und hörten eine Haubenmeise. Als wir endlich unten angelangten, fuhren wir mit dem Bus nach Airolo und nahmen den nächsten Zug nach Zürich - mitsamt den 44 gesehenen Arten.

Ein kurzweiliges und vogelreiches Lager geht zu Ende - Blogschreiberling Meo ist sichtlich zufrieden mit der Ausbeute.
 Foto: Jonas Landolt
Talwärts.
Foto: Jonas Landolt
Für den Bericht: Meo Sauter.
Bilder ohne Vermerk des Fotografen: Meo Sauter.

Samstag, 12. Mai 2012

Vierte Grundkursexkursion: Katzensee

Heute trafen wir uns im Nordosten Zürichs, um am Katzensee typische Vogelarten des Kulturlandes zu beobachten. Doch die Hoffnungen auf eine ergiebige Exkursion wurden beim Anblick des strömenden Regens leider arg gedämpft.

Wir machten uns auf Richtung Büsisee und konnte dort die kürzlich geschlüpften Waldohreulen beobachten, es präsentierten sich deren zwei gut sichtbar! In der Folge stellten wir auf dem Weg retour zum Katzensee fest, dass sich kaum Vögel in den andauernden Regen wagten, welcher auch uns zusetzte; einige hatten bald nasse Füsse und kalte Glieder zu beklagen.

Ertrug den Regen mit stoischer Ruhe: eine junge Waldohreule.
So blieb nichts anderes übrig, als die Vögel des Kulturlandes wenigstens in der Theorie zu behandeln. In Anbetracht dieser suboptimalen Situation fällten wir schliesslich ungern den Entscheid, die Exkursion nach zweieinhalb Stunden abzubrechen, den auch bei der Badi liessen sich kaum erwähnenswerte Beobachtungen machen. Derweil bewies der Regen weiterhin Trotzigkeit und liess es mächtig kübeln.

Es bleibt zu hoffen, dass das Neeracherried während der Abschlussexkursion am 2. Juni etwas zu bieten hat – wobei, immerhin sahen wir junge Waldohreulen, was nicht alltäglich ist!

Bericht und Foto: Jakob Hochuli