Der Klingnauer Stausee gehört zu den besten
Naturschutzgebieten der Schweiz. Besonders im September rasten viele seltene
Zugvögel in diesem Gebiet. Kein Wunder, dass zahlreiche Natrixler an dieser
erfolgsversprechenden Exkursion teilnahmen.
Nachdem wir in Koblenz angekommen waren, marschierten wir sogleich
zum Gippinger Wald. Leider ertönte nur selten eine Stimme aus dem schönen
Auenwald. So durchquerten wir diesen ziemlich schnell. An der Aare lockten drei
Baumfalken, welche über den Baumwipfeln des andern Ufers jagten, die
Aufmerksamkeit auf sich. Besonders durch die typischen Rufe, welche ununterbrochen zu
hören waren, konnte das Vogelstimmenwissen einiger Teilnehmer ergänzt werden. Auf
einmal wurde die Aufmerksamkeit schlagartig auf einen anderen Vogel gelenkt: Zuoberst
auf einem kahlen Baum am andern Flussufer zeigte sich der seltene Mittelspecht.
Im Herbst sind diese Vögel sehr schwer zu entdecken und für einige war es sogar
der erste überhaupt! Ein herrliches Erlebnis. Als dieser in einem nicht
einsehbaren Baum verschwand, betrachteten wir wieder die Baumfalken, welche
etwas näher gekommen waren. Einer meinte es mit uns besonders gut und flog
wenige Meter an uns vorbei:
Ein kooperativer Baumfalke. |
Wir beschlossen weiter in Richtung Gippinger Grien zu gehen.
Auf dem Weg zeigten sich unzählige Eichelhäher und eine Rabenkrähe, welche
eine Nuss exakt auf der Strasse platzierte, um sie von einem Auto knacken zu lassen. Im Gippinger Grien wurden wir von einem zutraulichen und wunderschön
gefärbten Fitis begrüsst. Die zahlreichen Entenarten boten ein gutes
Bestimmungsquiz, da sie grösstenteils im Schlichtkleid waren. Auf einem im
Wasser liegendem Ast entdeckten wir eine Schildkröte. Beim Betrachten dieses
Reptils wurde schnell klar, dass es sich um eine nicht-einheimische Art handelt.
Etwas weiter oben fanden wir die ersten Limikolen, einige Waldwasserläufer und
einen Flussuferläufer. In den alten Bäumen verweilten viele Kleinvögel, insbesondere die Trauerschnäpper waren zahlreich. Es liess sich hervorragend
beobachten, wie diese aufflogen, sich ein Insekt schnappten und oft auf den Ast,
auf dem sie Sekunden zuvor gesessen waren, zurückkehrten.
Als wir schlussendlich am Klingnauer Stausee ankamen, machten
auch wir eine kleine Rastpause auf der Wiese vor dem Staudamm. Daraufhin ging
die Vogelsuche weiter. Auf einem Baumstumpf liess sich ein Gartenrotschwanz
nieder. Weiter vorne entdeckten wir eine frühe Spiessente, welche den Weg an den
Klingnauer Stausee gefunden hatte. Bei den ersten Schilfinseln zogen Kiebitze, Grosse
Brachvögel sowie Bekassinen die Aufmerksamkeit auf sich. Die ursprünglich aus
Asien stammende Rostgans ist am Klingnauer Stausee regelmässig anzutreffen. An
diesem Tag zeigte sie sich in besonders hoher Anzahl.
Beim Bunker machten
wir eine kleine Spielpause. Wir gaben uns die Hände und verknoteten uns mit
unsern eigenen Armen. Das Ziel war, diesen Knoten ohne die Hände des andern
loszulassen, zu öffnen. Nach einiger Zeit gelang es uns, auch wenn einige
nicht mehr in die richtige Richtung schauten.
Eine nähere Inspektion eines kleines toten Fisches am Seeufer zeigte, dass am Klingnauer Stausee eine schweizweit nur an wenigen Seen vorkommende Fischart lebt: der Bitterling.
Ein ebenso seltener wie leider auch toter Bitterling. |
Eine kleine Limikole auf grosse Distanz mit leicht krummem
Schnabel, hellem Bauch, an dem noch einige kleine schwarze Flecken an das
Prachtkleid erinnerten, war ein gutes Bestimmungsquiz. "Alpenstrand- ... oder doch ein
Temminckstrandläufer?" war in der Runde zu hören. Nach einiger Zeit einigten sich
alle auf Alpenstrandläufer. Das schwierigste Bestimmungsquiz des Tages war
bestanden. Danach machten wir ein weiteres Spiel. Wir stellten uns in zwei
Gruppen auf und bekamen Behauptungen zu verschiedenen Vögel. Je nachdem, ob diese richtig waren,
mussten wir von der andern Gruppe wegspringen oder diese fangen. Wer wann in
welche Richtung springen musste, forderte einigen bis zum Schluss alle
Koordination ab.
Auf dem grossen Turm hofften wir auf durchziehende Greifvögel. Abgesehen von einem Sperber, welcher dicht über unsere Köpfe flog, war jedoch nicht viel zu sehen.
Der aufregendste Greifvogel der heutigen Exkursion: ein Sperber. |
Wir gingen daher weiter und stiessen bald auf ein Tüpfelsumpfhuhn, das auf kurze Distanz vor uns herumstakste:
Juhui, ein Tüpfelsumpfhuhn! |
Das
Sumpfhuhn war klar eines der ornithologischen Highlights des Tages und
machte viele, die auf diese Art gehofft hatten, froh. Den hübschen
Abschluss der Exkursion stellte ein Seidenreiher dar, der sich uns
ebenfalls auf wenige Meter präsentierte.
Einmal mehr brachte eine Exkursion an den Klingnauer Stausee viele zufriedene
Gesichter zurück an den Treffpunkt im Bahnhof Zürich. Und es ist schon jetzt
klar, dass wir das Gebiet bald wieder besuchen werden!
Bericht und Fotos: Samuel Betschart.