Sonntag, 19. April 2015

Fanelwochenende

Einmal mehr besuchte die Natrix diesen Frühling das altbekannte Fanel, den ornithologischen Hotspot am Ostende des Neuenburgersees. Dieses Jahr allerdings nicht während vier Tagen, sondern nur deren zwei. Dies sollte die Freude aber keineswegs trüben.

Erster Tag – 18. April

Am frühen Morgen traf sich die Jugendgruppe Natrix in Zürich am Treffpunkt, um dann gleich via Bern in Richtung Ins zu fahren. Dort angekommen wurden die im Voraus verschickten Velos entgegengenommen und sogleich in Richtung Fanel losgeradelt. Auf dem Weg liessen sich Grauammer sowie 16 Regenbrachvögel – eine stattliche Anzahl – beobachten. Während die Zimmer in Beschlag genommen wurden, stiess noch Alt-Natrixler David Marques zu uns, mit dem wir einen Kuckuck schön frei auf einer Leitung, einen in rasantem Tempo überfliegenden Baumfalken sowie eine gut im Gebüsch versteckte Klappergrasmücke beobachten konnten. Als alle Mägen mit Lunch gefüllt waren, zog es uns auf den Gemshoger, von wo aus am morgen früh noch ein Seggenrohrsänger sowie ein Stelzenläufer beobachtet respektive gehört werden konnten. Während unserer Visite war es vor allem einmal ausserordentlich windig und dementsprechend gefühlsmässig sehr kalt. Vögel wie Kampfläufer (im wunderbaren Prachtkleid), Bruchwasserläufer, Flussuferläufer, Bartmeisen, Rohrammer und Rohrschwirl waren sehr wohl schöne Beobachtungen, konnten unsere Herzen jedoch nicht nachhaltig erwärmen.

Kampfläufer im Prachtkleid.
Foto: Samuel Betschart.
Zufriedene Gesichter trotzen dem Wind und der Kälte.
Foto: Eva Baier.
Als es definitiv zu kalt wurde, beschlossen wir, ins Naturschutzzentrum La Sauge zu gehen, wo es sich in den Hides windgeschützt deutlich gemütlicher beobachten lassen sollte. Ausserdem mutmassten wir, dass der am Morgen noch auf der Berner Insel beobachtete Stelzenläufer sich an den Grand Étang verzogen haben könnte. Wir sollten Recht behalten. Hochbeinig stolzierte das Stelzenläuferweibchen umher und überragte sowohl Grünschenkel als auch Bruchwasserläufer, welche ebenfalls anwesend waren. Auch das Eisvogelpärchen mit seinem strahlend blauen Rücken wusste zu entzücken. Nach ausgiebiger Fotosession und endlich wieder mehr oder weniger aufgewärmten Körpern zog es uns auf die Felder. Wegen immer noch starken Windes waren Kleinvögel ein rares Gut. Dafür machten wir uns einen Spass daraus, uns bei der Fruchtschür gegenseitig mit Grasbüscheln zu bewerfen, wobei derjenige mit Rückenwind einen erheblichen Vorteil hatte ;-). Als es nichts mehr zu werfen gab, die Schläfrigen ihren Mittagsschlaf gehalten hatten und der Ort auch ornithologisch für ausgekostet erklärt werden konnte, fuhren wir zum Fanelhaus zurück.

Flurin beim Mittagsschläfchen.
Dort gesellten sich Leon, Selina, Andrea und Lionel mit Eva in die Küche, um dort für alle Nudeln mit Pesto und Tomatensauce zu kochen. Der Rest versuchte noch auf dem Berner Turm sein Glück. Nebst zwei Trauerseeschwalben und fünf durchziehenden Weissstörchen konnte nichts sehr Spezielles beobachtet werden...

Trauerseeschwalbe.
Foto: Samuel Betschart.
…bis Samuel plötzlich ganz gemütlich ein Gespräch mit „Es hääät de no a Röötääuuschwaalbee“ begann. Ebenso gemütlich antworteten die andern: „Wo isch si den gmeldet worde?“ – „Si flüügt gad doo voorne mit de Raauuchschwaaalbee umenand“ (streckt uns seine Kamera hin, wo tatsächlich eine Rötelschwalbe das Display zierte) – „Whaaaaat?!?“

Allen schoss das Adrenalin ins Blut und nach kurzer Zeit konnten auch alle den Vogel mindestens einmal im Feldstecher beobachten. Was für eine Entdeckung!

Der Beweis - eine Rötelschwalbe!
Foto: Samuel Betschart.
Leider war dieser hübsche Vogel dem Küchenteam nicht vergönnt, da wir sie nach dem schmackhaften Essen nicht mehr beobachten konnten. Dafür sorgte ein anderer pelziger Kerl für Entzücken – schon seit Oktober 2014 hielt ein Siebenschläfer hinter dem Radio im Speisezimmer seinen Winterschlaf. Er liess sich von unserer doch eher lauten Tischgemeinschaft nicht stören und hielt auch brav allen Fotografen hin.

Lässt selbst die härtesten Herzen erweichen - der Siebenschläfer im Winterschlaf.
Foto: Samuel Betschart.

Mit dieser Beobachtung konnten alle auf einen erlebnisreichen Tag zurückblicken und zufrieden einschlafen.


Zweiter Tag – 19. April
 

Gegen 6 Uhr in der Früh schrillte der Wecker und holte uns aus den Federn. Der Gemshoger sollte unser Ziel sein. Dort erwartete uns eine schöne malerische Morgenstimmung.

Morgenstimmung.
Foto: Eva Baier.
Mit Schilfrohrsänger, Habicht und Wiesenweihe konnten wir drei neue Arten beobachten. Daneben erfreuten uns einmal mehr Bartmeisen, Schwarzkehlchen, Trauerseeschwalbe, Bruch- und Waldwasserläufer, Grünschenkel, Grosser und Regenbrachvogel, Kampfläufer und vier Knäkenten. Ausserdem blieb auch noch Zeit für ein Gruppenfoto:

Die Natrixler streben in die Höhe.
Foto: Selbstauslöser von Evas Kamera ;-).
Als es wieder zu kalt wurde, war es Zeit fürs Frühstücken. Frischer Zopf, Ruchbrot und Müesli beglückten uns. Selbst gesunden Salat gab es, da am Vorabend Salat nicht wirklich hoch im Kurs war… Danach war Frühlingsputz angesagt, der auch speditiv erledigt werden konnte. Den restlichen Tag verbrachten wir nach einem kürzeren ereignislosen Aufenthalt auf dem Berner Turm bei der Fruchtschür, wo uns Grauammer, Dorngrasmücke, als Highlight ein überfliegender Rotkehlpieper sowie verschiedene Spiele zum Zeitvertrieb erwarteten. Zwischendurch spazierten auch noch zwei Rehe über einen Feldweg, die sich super beobachten liessen.

Zwei Rehböcke.
Foto: Samuel Betschart.
Leider hiess es gegen drei Uhr auch schon wieder zum Bahnhof zurück zu radeln, Fahrräder aufzugeben und nach Zürich zu reisen. In Erinnerung bleiben zwei tolle Tage und die Erkenntnis, dass ein Wochenende im Fanel definitiv zu kurz ist.

Bis zum nächsten Mal!

Bericht und Fotos ohne Vermerk des Fotografen: Merlin Hochreutener.