Sonntag, 10. September 2017

Anstatt Schweizer Goldschrecken: Ersatzexkursion ins Nuolener und Kaltbrunner Ried

Eigentlich hätten wir an diesem Tag ins Toggenburg fahren wollen, um auf einer Wanderung vom Chäserrugg auf die Gamsalp die alpine Heuschreckenwelt besser kennenzulernen, dabei insbesondere die im Gebiet der Churfirsten endemische Schweizer Goldschrecke Podismopsis keisti. Doch daraus wurde nichts, das schaurige Herbstwetter zwang uns zu einem Ausweichziel in den Niederungen.

So versammelten sich am Sonntagmorgen neun Natrixler am Zürcher Hauptbahnhof für eine Ersatz-Exkursion. Diese führte zuerst ins Nuolener Ried, wo wir uns aufgrund der regnerischen Witterung interessante Zugvogelbeobachtungen erhofften. In einer Buntbrache entdeckten wir einen diesjährigen Ortolan, der sich teilweise schön zeigte, meistens aber schwierig im Fernrohr einzustellen war.

"Wo ist er jetzt schon wieder hin?"
Auf der Suche nach dem Ortolan.

Am gleichen Ort waren ausserdem Schafstelzen, Braunkehlchen, viele Rohrammern und in der angrenzenden Wiese ein Bruchwasserläufer anzutreffen, während über den umliegenden Feldern eine Rohrweihe ihre Kreise zog.


Wer zaubert die nächste Rarität hervor?
Foto: Merlin Hochreutener.

Dann kündigten sich die stimmfreudigen Grossen Brachvögel an. Wir zückten unsere Feldstecher und beobachteten, wie sich ein Trupp von ungefähr 100 Vögeln am Boden niederliess. Bei genauem Hinsehen mit dem Fernrohr bemerkten wir darunter einen Regenbrachvogel und der aufmerksame Leon eine Uferschnepfe, die meist vom hohen Gras verdeckt war und sich nur dann und wann präsentierte. Nach einer Stärkung begaben wir uns zu einer kleinen Bucht am nahen See, wo zwecks besserer Einsicht eine Schneise ins Dickicht geschlagen worden war. Auch hier war eine Rohrweihe zugegen. Über der Wasseroberfläche jagten Rauchschwalben nach Fressbarem und liessen sich dabei auf ein Foto bannen:


An Eleganz nur schwer zu überbieten.
Beide Fotos: Merlin Hochreutener.

Ausserdem liess sich neben ein paar Graugänsen, Schnatter-, Löffel- und Reiherenten eine weibliche Knäkente beobachten, die buchstäblich in sich gekehrt auf dem Wasser trieb. 

Dann war es Zeit, zurück zum Bahnhof Lachen zu gehen, um von dort mit dem Zug nach Uznach zu fahren, wo wir nach einer halben Stunde Fahrzeit ankamen. Schnellen Schrittes marschierten wir ins Kaltbrunner Ried und bestiegen den beliebten Beobachtungsturm.

Das Schilfdickicht des Kaltbrunner Rieds ragt im Herbst oft so stark auf den schmalen Pfad, dass man sich manchmal wünscht, man hätte eine Machete eingepackt ;-)
Foto: Merlin Hochreutener.

In der Flachwasserzone ruhten cirka 30 Bekassinen in Gesellschaft von zwei Alpenstrandläufern, einem Grünschenkel und einem Bruchwasserläufer. Alsbald machte eine Eisvogel durch seine schrillen Ruf auf sich aufmerksam und setzte sich gut sichtbar am Wasserrand auf einen Schilfhalm. Später flog ein Temminckstrandläufer im Gebiet ein, gefolgt von einem Waldwasserläufer. Daneben jagten zwei Rohrweihen über dem Röhricht-Gürtel und ein hungriger Silberreiher stakste im Gebiet herum, der allerdings meistens verdeckt war. Da der Abend näherrückte, machten wir uns nach ein paar spannenden Stunden im Ried allmählich auf den Rückweg zum Bahnhof Uznach, wobei wir als finale Beobachtung zwei Schwarzkehlchen in einer Brache feststellten, was den Abschluss einer gelungenen Ersatz-Exkursion darstellte.


Bericht und Foto ohne Vermerk des Fotografen: Jakob Hochuli.