Sonntag, 26. August 2018

Auf der Suche nach Schweizer Spezialitäten: Heuschrecken im Toggenburg

Es ist hinlänglich bekannt, dass Heuschrecken hauptsächlich bei sonniger und warmer Witterung aktiv sind. Doch als die 18-köpfige Gruppe am Samstagmorgen des 26. Augusts auf dem 2’262 Meter hohen Chäserrugg ankam, wurde sie von Temperaturen um die Nullgradgrenze, dichtem Nebel und vereisten Bergblumen empfangen. 

Hart im Nehmen und für jede Eventualität vorbereitet:
die unerschrockenen Natrixler!
Foto: Ruben Lippuner.

Die harschen Bedingungen taten der guten Laune aber keinen Abbruch. Bedacht nahm man den steilen Abstieg hinunter zum Sattel in Angriff, als sich plötzlich Fenster im Nebel auftaten. Ein Steinadler zischte entschlossen gradlinig auf Augenhöhe vorbei, derweil stolze alte Steinböcke durch die Felswand oberhalb des Weges stiegen.


Die Steinböcke liessen sich weder vom schlechten Wetter
noch von den Natrixlern aus der Ruhe bringen.

Bald hatte man den steilsten Abschnitt hinter sich gelassen. Der Weg führte über die hügelige Kalklandschaft und war beidseits von spätblühenden Bergblumen wie der Grossköpfigen Gämswurz, dem tödlich giftigen Blauen Eisenhut und dem Grauen Alpendost gesäumt. Ab dem Sattel ging es dann steil aufwärts zum Gipfel des Gamserruggs, dem östlichen Nachbarn des Chäserruggs. 

Allmählich zeigte sich nun auch die Sonne immer öfter und schien endlich auf die ausgedehnten Bergwiesen, die wir ja heute genauer anschauen wollten. Darin leben nämlich interessante Heuschreckenarten, darunter die Schweizer Goldschrecke, eine gegen Ende der 1980er-Jahre durch Bruno Keist entdeckte Art, die weltweit ausschliesslich auf den beiden Erhebungen Chäser- und Gamserrugg vorkommt. Ergo ist sie hier sogenannt endemisch. Nach einer Stärkung zur Mittagszeit machten sich die ersten Gwundernasen mit Fangbecher auf die Suche nach den umwitterten Insekten, während eine Rohrweihe hoch über uns gen Süden flog. Dem Ruf Leandros, man solle eiligst herbeikommen, folgte die ganze Schar. Stolz präsentierte er seinen Fund, nämlich ein Weibchen der Schweizer Goldschrecke. 

Ein wahrer Tönder:
das Weibchen der Schweizer Goldschrecke.

Kurz darauf wurde auch ein Männchen entdeckt, das deutlich kleiner als das Weibchen ist. Die Schweizer Goldschrecke teilt ihren Lebensraum mit dem Bunten Grashüpfer und der Alpinen Gebirgsschrecke. Auch diese beide Arten waren zahlreich vertreten und liessen sich ausgiebig betrachten. 


Aus dem Leben der Orthoptera.
Foto: Ruben Lippuner.

Nach einigen Erklärungen des Leiters zur aussergewöhnlichen Lebensweise der Heuschrecken machte man sich auf den Abstieg hinunter zur Gamsalp. Den reifen Heidelbeeren am Wegrand konnte man sich dabei nicht verwehren, so verlockend dunkelblau leuchteten sie. Bei der Bergstation der Gamsalp gönnten sich einige sogar einen ausgiebigen Verdauungsschlaf. Dann war es aber Zeit, mit der Sesselbahn ins Tal zu fahren, hinunter nach Wildhaus. Von da ging es mit dem Postauto nach Buchs und dann – von den grossen Temperaturunterschieden sichtlich ermüdet - nach Hause. 


Bericht und Fotos ohne Vermerk des Fotografen: Jakob Hochuli.

Sonntag, 22. Juli 2018

Goldrutenzupfen auf Hegmatten

Auch dieses Jahr trommelte Dennis die Natrixleiter zusammen, um im von uns betreuten Naturschutzgebiet auf den Hegmatten Goldruten zu zupfen. Inzwischen ist dies ja nur noch eine kleine Arbeit und man muss die Pflanzen fast schon suchen. Man möge sich an frühere Arbeitseinsätze erinnern, wo der Goldrutenhaufen am Schluss mehr als ein Meter hoch war, so z.B. im Jahr 2012...

Mehr als ein Häufchen kommt kaum mehr zusammen.
Trotzdem sind alljährliche Einsätze nötig, um der invasiven
Art Herr zu werden.

Angeführt von Dennis zupften Ruben, Eric mit Freundin Nastja und Merlin die wenigen verbleibenden Goldruten im Gebiet. Meterhohe Exemplare gab es zwar fast keine mehr, aber auch die vielen Miniexemplare hatten es in sich und einige Male kam nicht wie gewünscht die gesamte Wurzel mit. Wegen der Hitze (und wir hatten eigentlich noch einen kühleren und bedeckten Tag erwischt!) machten wir nach ca. eineinhalb Stunden eine Pause. Dabei entdeckten wir einen Mirabellenbaum mit feinen reifen Früchten. Schön lokal bio und in unserem eigenen Naturschutzgebiet - was will man mehr? Wir naschten natürlich sofort davon. Leider waren wir wohl genau ein paar Tage zu früh. Beim fröhlichen Biss in die schönen goldgelbroten Früchte zog es uns nicht selten den Mund zusammen. Die sonnenexponierte Hälfte war reif, die andere leider oft noch ein bisschen sauer... Nur ein paar wenige exklusive Exemplare, die man zuerst auch noch erkennen musste, waren süss. Von Brot, Käse, Magenbrot, Chips und Waffeln gestärkt (der Schreiberling dankt dem Spendenden ;-)) machten wir uns auf und zupften die letzten noch verbliebenen Goldruten. Dies ging sehr schnell und nach etwa einer Viertelstunde waren auch die letzten Exemplare aus unserem Gebiet verbannt.

Anschliessend suchten wir noch ein bisschen nach Vögeln und Heuschrecken. Ornithologische Highlights waren eine sehr frühe Schafstelze, mind. 2 singende Feldlerchen (einer der letzten Orte im Kanton Zürich), je ein Waldwasser- und Flussuferläufer sowie eine Stockentenfamilie. Heuschreckentechnisch war vor allem die Sandschrecke eine Zielart Wir fanden dieses hübsche Insekt mit blauen Flügeln (die man nur im Flug sieht) dann auch und machten ausführliche Fotosessions. 

Ein beharrlicher Eric...
... und eine geduldig-kooperative Sandschrecke.

Danach ging es auch schon wieder nach Hause. Ein Besuch der Hegmatten ist doch immer wieder schön und gemütlich!

Bericht und Fotos: Merlin Hochreutener.

Samstag, 30. Juni 2018

Auf Geiersuche im Berner Oberland


Um 6.45 Uhr trafen wir uns am Treffpunkt am HB Zürich und fuhren mit Zug und Postauto vie Bern nach Boltigen, Reidenbach. Von dort aus wanderten wir los Richtung Walopsee. In einem Obstgarten konnten wir jagende Grauschnäpper sehr schön beobachten. Wir diskutierten gerade über einen vorbeifliegenden Schmetterling, als die ersten Gänsegeier über den Berggipfeln entdeckt wurden. Sie schraubten sich über dem Rotenchaste hoch und zogen Richtung Osten ab, aber es kamen immer wieder neue hinter dem Berg hervor! Auch ein Steinadler liess sich von den hellbegeisterten Natrixlern beobachten. Topmotiviert wanderten wir an den Fuss des berüchtigten «Hangs»: 500 Höhenmeter werden auf etwa einem Kilometer Distanz im Zickzack überwunden. 

Auf- und geierwärts.

In der schwülen Hitze kämpften sich aber alle tapfer hinauf, einige
– wohl von den Geiern beflügelt – sprinteten ihn geradezu hoch! Als wir schon ein gutes Stück hinter uns hatten, flogen alle Geier wieder Richtung Westen. Plötzlich war der ganze Himmel voll! 35 Individuen dieser eindrücklichen Art konnten wir zählen, die über unseren Köpfen kreisten.

Geier satt – was für ein Anblick!
Foto: Merlin Hochreutener.

Oben angekommen waren alle sehr erschöpft und nahmen eine verdiente Stärkung zu sich.

Blick Richtung Südosten – wo sind die Geier?

Unterdessen flogen wieder vereinzelne Gänsegeier herum. Merlin hatte sich vorgenommen, im Walopsee baden zu gehen (trotz angeblicher gefährlicher Strudel?!), und andere schauten ihm dabei vom Weg aus zu, als plötzlich ein Gänsegeier auf Höhe der Baumwipfel herangegleitet kam. Diejenigen, die glücklicherweise ihre Kamera dabeihatten, schossen ununterbrochen Bilder und die anderen genossen schlicht die fantastische Beobachtung. Levi gelang dieses tolle Bild von Gyps fulvus:


Da stockt wohl jedem der Atem:
über zwei Meter Spannweite im Anflug!

Nach dieser beeindruckenden Begegnung war es auch schon wieder an der Zeit, den Abstieg anzutreten, ohne dass wir einen Mönchsgeier oder Schlangenadler gesehen hatten, die an dem Tag beide ebenfalls im Gebiet waren. Ein Teil der Gruppe konnte aber noch junge Steinadler im Horst beobachten. Die anderen hielten derweil überall Ausschau nach Schlangen zwischen den Steinen, wurden aber leider nicht wirklich fündig. Wir hatten das Thema schon abgehakt, als Elias weiter unten, fast im Tal, plötzlich eine ganz dunkle Schlange an einem Bächlein entdeckte. Den Reptilienkennern war sofort klar: Das ist eine seltene melanistische Aspisviper! Aber Achtung beim Fotografieren: Sie ist giftig!

Die Natrixler freuen sich über den unverhofften ophiologischen Fund.

Erfreut über dieses zusätzliche, unerwartete Highlight machten wir uns auf zur Bushaltestelle. Im Zug schauten wir uns das Fussball-WM-Spiel Frankreich – Argentinien an. Dafür standen alle eng gedrängt um Merlins iPad in einem Abteil der BLS, ein ungewohnter Anblick. In Spiez stiegen wir um und die Zeit reichte gerade noch für ein Glacé. Nachdem wir in den Zug nach Bern eingestiegen waren, kam die Überraschung: Während unseres kurzen Aufenthalts hatte Frankreich den Spielstand von 1 : 2 auf 4 : 2 gedreht! Trotz verzweifeltem Kämpfen der Argentinier gelang ihnen nur noch ein Tor in der Verlängerung. Dieses interessante Spiel erheiterte unsere Heimfahrt im trotz Reservation vollgestopften Waggon. Der riesige Gänsegeier-Trupp war aber mit Abstand das eindrücklichste Erlebnis dieses sehr anstrengenden, aber äusserst gelungenen Tages, den wir alle nicht so schnell vergessen werden!

Bericht und Fotos: Ruben Lippuner.

Samstag, 16. Juni 2018

Arbeitseinsatz in Schönthal BL

BirdLife Schweiz hat uns angefragt, ob wir in einem ihrer Projektgebiet einen Arbeitseinsatz leisten könnten. Im Kontext eines grösseren Projekts, bei dem insgesamt über 100 Hektaren ökologisch aufgewertet werden, wurde ein Wald stark ausgelichtet. Dies, um einen strukturreichen Lebensraum für Waldlaubsänger, Baumpieper, Haselhuhn, Gartenrotschwanz, Trauerschnäpper, Neuntöter und Grau-, Grün- sowie Schwarzspecht zu schaffen. Unsere Aufgabe sollte darin bestehen, die Äste zusammenzutragen und auf Haufen zu stapeln, damit dazwischen eine Wiese angesät werden kann und ein lichter Wald entsteht.

Nicht weniger als 17 Natrixlerinnen und Natrixler wollten etwas Gutes tun für die Natur und kamen am Treffpunkt in Zürich zusammen. Die Anreise ins Projektgebiet dauerte etwa eineinhalb Stunden und führte uns via Oensingen und Balsthal zur Passhöhe Langenbruck. Von dort aus wanderten wir nochmals 30 Minuten, bis wir im Einsatzgebiet ankamen. Eine idyllische Region, die bestimmt die wenigsten von uns vorher schon gekannt geschweige denn besucht hatten... 

Idyllischer Ausblick aus dem Projektgebiet.
Foto: Martin Schuck.

Andi Ducry und Martin Schuck von BirdLife Schweiz versorgten uns mit Instruktionen und dem notwendigen Werkzeug – und dann konnten wir auch schon mit der Arbeit beginnen. Viele Äste, Baumstrünke und sonstiges Kleinzeug trugen wir zu Haufen zusammen.

Natrixler im Einsatz. Sieht doch schon ganz schön aufgeräumt aus… :-)
Foto: Martin Schuck.

Schnell zeigte sich, was 17 Personen zu leisten imstand sin. Der obere Teil des Waldes sah schon sehr schön aufgeräumt aus, als plötzlich Selina und Elias einen Feuersalamander entdeckten. Schnell versammelten sich alle um sie herum und bewunderten das schöne Tier, das man nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt. Für einige von uns war es sogar die erste Sichtung eines Feuersalamanders. 

Alle bestaunen den hübschen Feuersalamander.
Foto: Martin Schuck.

Nach einer Pause, in der wir uns an Nussstängeli und Getränken labten, ging es weiter mit der Arbeit. Die einen begannen damit, eine Feuerstelle für den Zmittag einzurichten, die anderen trugen weiter Äste und Co. zusammen.


An Flurin gibt’s kein Durchkommen. Wir sind zwar ein
gewaltfreier Verein, aber manchmal hilft einfach nichts anderes ;-)

Nach einer weiteren Stunde begann uns langsam aber sicher der Magen zu knurren. Inzwischen glühte beim Feuer auch eine schöne orange Glut und der Grill war installiert. Ein ganzes Sammelsurium aus verschiedensten Grilladen von Gemüsespiesschen über Maiskolben, Schlangenbrot, Frühlingsrollen und Schokobananen sorgten dafür, dass  niemand hungrig blieb – man lief eher Gefahr, sich zu überessen... ;-)
 
Grillmeister Fabian stellte sicher, dass auch ja nichts schwarz wird.
Foto: Ruben.

Nach dem feinen Zmittag schufteten wir nochmals für eine Stunde. Danach machten wir noch ein Gruppenfoto und staunten ab unserer eigenen Arbeit – ist schon noch erstaunlich, was 17 Nasen in so kurzer Zeit alles erreichen können. Fast die Hälfte des gesamten Gebietes konnten wir bearbeiten und aufräumen. Sogar die beiden BirdLife-Vertreter hätten nicht damit gerechnet, dass wir derart gut vorwärtskommen. Ein Vorher-Nachher-Bild wäre interessant gewesen.

Gruppenfoto. Die Natrixler im Einsatz für die Natur!
Foto: Martin Schuck.
Eine der vielen interessanten und zugleich auch speziellen
Kunstinstallationen (die anderen, etwas obszönen, ersparen wir euch).
Konstantin fand diese hier perfekt geeignet für einen
Slalomparcour und absolvierte diesen in Rekordzeit. ;-)
Foto: Ruben.

Danach machten wir uns auf den Rückweg. Auf diesem konnten wir noch ein paar kleine Feuersalamanderlarven, Schmetterlinge und nicht allzu spektakuläre Vögel ausmachen. Zufrieden fuhren wir mit Postauto und Zug nach Hause. Dabei versammelten sich fast alle in einem resp. um ein Abteil, nämlich dort, wo es auf dem iPad das WM-Spiel Deutschland – Mexiko zu sehen gab. Es sollte der Anfang einer deutschen Misere werden... Als Dankeschön für den Einsatz bekamen alle Teilnehmer ein Natrix-T-Shirt geschenkt, gesponsert von BirdLife.


Hat Deutschland das Gegentor schon kassiert oder nicht?

Zu Ende ging ein erfolgreicher und toller Einsatz für die Natur.


Bericht und Fotos ohne Vermerk des Fotografen: Merlin Hochreutener.

Montag, 14. Mai 2018

Auffahrtslager in Leuk, 10.–14. Mai 2018

Erster Tag – 10. Mai
Mit viel Vorfreude trafen wir uns um 8.40 am Zürcher HB und fuhren nach Visp. Dort holten wir unsere Velos ab und nahmen in zwei Gruppen den Zug nach Leuk. Auf dem Campingplatz wurden wir  von zwei Bienenfressern, einem Gartenrotschwanz und später auch noch von einem Wiedehopf herzlich begrüsst. Nachdem wir unsere Zelte aufgestellt hatten, fuhren wir direkt zur Bienenfresser-Kolonie. Auf dem Weg dorthin begegneten wir vielen, wunderschönen Smaragdeidechsen:
 
Egal vor welchem Hintergrund, die Smaragdeidechsen beeindrucken auf dem Boden...
Foto: Andrea Wüst.
... und im Astwerk.
Foto: Elias.

Als wir bei der Kolonie angekommen waren und den Bienenfressern eine Weile zugeschaut hatten, hörten wir noch einen Wendehals, leider sahen wir ihn nicht. Nach ungefähr 10 Schlangenadlern, die sich als Schwarzmilane entpuppten, machten wir eine Runde um die Felder. Wir sahen verschiedene Schafstelzen, Bluthänflinge, Steinschmätzer und eine Feldlerche im Singflug. 

Auch ohne Rot hübsch anzusehen: der Bluthänfling.
Foto: Levi.

Ab und an kamen auch Entomologen auf ihre Rechnung:

Eine kecke Feldgrille.
Foto: Elias.

Ruben, Konstantin und Merlin, die vorhin zu Alice gefahren waren, um unseren Znacht vorzubereiten, riefen uns an und sagten, dass wir um 17.50 Uhr beim Zeltplatz sein sollten. 

Kohldampfend: Die Natrixler warten auf halbvegane Spaghetti cinque pi.
Foto: Ruben Lippuner.

Zum Znacht gab es Spaghetti Cinque Pi, doch da der Rahm den beschwerlichen Weg ins Wallis nicht geschafft hatte, war die Hälfte der Sauce mit Reismilch gemacht worden. Merlin hat diese Herausforderung aber bravourös gemeistert und so war die leckere Reismilch-Cinque-Pi-Sauce zuerst weg. Nach ausgiebigem Ping-Pong-Spielen fuhren wir um circa 21 Uhr los, um den Ziegenmelker zu suchen.
 
Hört jemand ein "Trrrrrrrrrrrrrrrrrr....?
Foto: Ruben Lippuner.

Leider konnten wir ihn weder hören noch sehen. Zurück auf dem Zeltplatz schliefen alle friedlich ein.

Tagesbericht: Noémie & Alina.

Zweiter Tag – 11. Mai

Den zweiten Tag starteten wir um 4.45 Uhr. Bevor wir in die Waldbrandfläche gingen, assen wir etwas Brot. Mit dem Velo und dem Bus fuhren wir in die Waldbrandfläche. 

Wie fast immer gilt: "Im Frühtau zu Berge" ist ein Garant für einmalige Stimmungen.
Foto: Ruben Lippuner.
Blick in die Waldbrandfläche –
15 Jahre nach dem grossen Brand.
Foto: Levi.

Dort suchten wir sofort typische Vögel für dieses Gebiet. Schon nach kurzer Zeit konnten wir Neuntöter, Zippammer und einen Steinrötel beobachten. 

Zipp!
Ein männlicher Steinrötel in seiner ganzen Pracht.
Beide Fotos: Elias.

Erstaunt waren wir auch über die grosse Dichte an Berglaubsängern. Nach dem wir ein Stück hochgelaufen waren, assen wir noch einmal Zmorgen, dieses Mal richtig. Wir beschlossen, dass wir früh zurückgehen wollen, um vom Zeltplatz ziehende Greifvögel zu beobachten. Auf dem Rückweg kamen noch Arten wie Steinhuhn (rufend), Wiedehopf, Heidelerche und Wendehals dazu. Nach dieser gelungenen Morgenexkursion spielten wir auf dem Campingplatz einige Runden Tischtennis. 

Seit jeher die bevorzugte Sportart der Natrixler: Pinp-Pong!
Foto: Ruben Lippuner.

Plötzlich hiess es, dass ein Schlangenadler weit weg vor der Waldbrandfläche fliege. Als er landete, konnten alle den seltenen Greifvogel beobachten. Während einige nun ebenfalls Greifvögel suchten, spielten die anderen nochmals Tischtennis. Die nächsten Greifvögel, die etwas Aufregung auslösten, waren zwei adulte Bartgeier. Sie liessen sich relativ lange beobachten. Kaum wollten einige wieder Tischtennis spielen (wir wurden regelrecht vom Rundlauf-Fieber gepackt!), kam der nächste Alarm: Eine Weihe kreiste über unseren Köpfen! Zuerst wussten wir nicht sicher, welche Art es war. Nachdem wir aber die Bilder nochmals angeschaut hatten, erwies sich der Vogel als Wiesenweihe:
 
Foto: Elias.

Am späteren Nachmittag stiegen wir nochmals aufs Velo, um zu einer Brätelstelle zu radeln. Es gab Vegi-Plätzli, Gemüsespiesse und Kartoffeln. Einige hatten noch nicht genug vom Tischtennisspiel, deshalb wurde ein Tisch kurzerhand zum Tischtennistisch umfunktioniert. Andere vertrieben sich die Wartezeit mit dem «cup song». 

In Form von Schoko-Bananen-Schiffchen gab es sogar einen Dessert!
Foto: Merlin Hochreutener.

Nach dem leckeren Abschluss gingen wir zurück auf den Campingplatz. Dort packten wir unsere Sachen, um ein letztes mal in die Waldbrandfläche zu gehen. Als es eindunkelte, hörten wir den ersehnten Ziegenmelker! Auch er ist eine typische Art für Leuk. Ungefähr zehn Prozent des Schweizer Bestandes lebt in dieser Region. Zusammen mit einer anderen Beobachtergruppe lauschten wir seinem Gesang. Danach gingen wir auf den letzten Bus und kamen spät auf dem Zeltplatz an. Alle gingen nach dem Duschen zufrieden und müde ins Bett. 

Tagesbericht: Levi.

Dritter Tag – 12. Mai

Einige Frühaufsteher machten sich um 5.15 Uhr auf den Weg ins Leukerfeld. Dort konnten sie die Bienenfresser an der Brutwand beobachten, die Morgenstimmung geniessen und einen Nachtreiher beim Sonnenbad entdecken:
 
An den Teichen im Leukerfeld.
Foto: Ruben Lippuner.
Auf der Suche nach Ruhe und innerem Frieden
war wohl auch dieser Nachtreiher. Er konnte ja nicht ahnen,
dass die Natrixler schon so früh auf den Beinen sind!
Foto: Elias.

Auf dem Rückweg wurden sie dann mit der seit einiger Zeit im Gebiet anwesenden Sumpfohreule belohnt:

Spitzt die Öhrchen – eine Sumpfohreule im schönsten Licht!
So schön sieht man sie in der Schweiz selten.
Foto: Andrea Wüst.

Für den Rest der Gruppe begann der Tag ungefähr um 7.00 Uhr. Wir fuhren mit dem Velo an den Bahnhof. Mit dem Zug gelangten wir nach Sion/Sitten, von wo aus es mit dem Bus weiterging. Wir stiegen aus, als wir in der Nähe der Felswand bei Chamoson waren. Nachdem wir durch die Rebberge gelaufen waren, standen wir unterhalb der Felswand, an der die einzige Blaumerle im Wallis brütet. Wir beobachteten die schroffe Steilwand und hielten Ausschau, bis wir plötzlich eine Blaumerle sahen! Einige konnten sie beobachten, ehe sie wieder verschwand. Wir suchten und suchten, doch der Vogel blieb verschollen. Und so sah nur knapp die Hälfte diesen wunderhübschen Vogel, den Elias weit oben in der Felswand entdeckt hatte. 

Steil, steiler, Chamoson. Die Natrix beim einzigen
(bekannten) Brutstandort der Blaumerle im Wallis.
Foto: Ruben Lippuner.

Als wir dann einen Wanderfalken mit einer Taube, die tot in seinen Krallen war, sahen, beobachteten wir, wie sich ein Mäusebussard auf den Wanderfalken stürzte. Zum Glück kam ein männlicher Wanderfalke dem Weibchen zu Hilfe und verjagte den Mäusebussard. Nach diesen Beobachtungen stiegen wir wieder in den Bus und fuhren danach mit dem Zug nach Montreux am Genfersee. 

Einige nutzten die Fahrt für ein wohlverdientes Mittagsschläfchen.
Foto: Ruben Lippuner.

Am See teilten wir uns in zwei Gruppen auf: Eine Gruppe wollte in Préverenges die gemeldeten Sumpfseeschwalben und den Steinwälzer twitchen, die andere in die Grangettes, um selber etwas entdecken. Als meine Gruppe ankam, fuhren wir ein Stück mit dem Bus und den Rest liefen wir bis zum Genfersee. Wir beobachteten viele Vögel, darunter auch seltene (Sumpfohreule und Steinwälzer!). 

Arenia interpres wälzte sich im Prachtkleid durch die Landschaft
und lief Merlin direkt vor die Kamera.

Nach einer Weile wollten wir gehen, doch unser Leiter Merlin machte noch 200 Fotos von einem Buchfinken. Wenigstens eines davon war auch scharf ;-):

Ein patenter Papa: Buchfink auf Nahrungssuche für die Jungmannschaft.
Foto: Merlin Hochreutener.

Nach einer weiteren Bus- und Zugreise trafen wir bald die andere Hälfte der Gruppe, die die seit langem in den Grangettes anwesende Eisente neben drei Eiderenten und hübschen Schwarzhalstauchern gesehen hatten. Von letzteren hatten sie uns auch ein paar Belege mitgebracht:

Verbreitert das immense Artenspektrum dieses Lagers noch weiter:
ein Schwarzhalstaucher in Schwarz-Rot-Gold.
Foto: Elias.

Zurück in Leuk fuhren wir mit unseren Velos, die wir am Morgen abgestellt hatten, zurück auf den Campingplatz. Dort spielten wir zur Abwechslung mal Frisbee, da der Wind so stark blies. Bald assen wir leckeren Risotto mit Salat und nach dem Abendessen spielten wir wieder Ping-Pong, bis ein SBA eintrudelte, dass 6 Individuen der sehr seltenen Lachseeschwalbe soeben in den Grangettes (wo eine Gruppe heute war!) beobachtet worden sei. Von dieser Neuigkeit etwas aufgewühlt putzten wir unsere Zähne und gingen in unsere Zelte.
 
Tagesbericht: Lara. 

Vierter Tag – 13. Mai 

Die Mehrheit der Gruppe hatte sich gestern entschieden, heute Morgen um 03.45 aufzustehen, um die Lachseeschwalben zu twitchen. Das mitgebrachte Frühstück assen wir im Zug Richtung Villeneuve, wo wir kurz vor Sonnenaufgang ankamen. Wir hetzten schnell in Richtung Turm, wo wir einen Kolben- x Stockenten-Hybrid entdeckten. Da wir die Lachseeschwalben vom Turm aus nicht sahen, versuchten wir unser Glück von Chez Bonnet aus. Doch auch von dort konnten wir sie trotz intensiver Suche nicht finden. Die einzigen beiden nennenswerten Arten waren Habicht und die Eisente. Darum liefen wir weiter zum Damm. Dort verteidigte ein Schwan sein Nest, indem er nach uns schnappte, als wir vorbeigingen.

AnSel 1, Höckerschwan 0!
Foto: Elias.

Da es viel zu fest stürmte, um den See einigermassen deckend abzusuchen, hielten wir es nicht länger vorne auf dem Damm aus und machten uns auf den Rückweg. Als wir nochmals im Chez Bonnet vorbeischauten, konnten wir unter den vielen Lachmöwen mindestens zwei Schwarzkopfmöwen entdecken. Beim Spaziergang zurück an den Bahnhof sahen wir einen männlichen Rotfussfalken wegfliegen. Auf der Rückreise nach Leuk mussten sich einige dem Schlaf ergeben (kein Wunder, wenn man so früh in den Tag startet :-)):
 
Foto: Ruben Lippuner.

In Leuk trafen wir die übrigen Natrixler, die unterdessen die Felder abgesucht und die Bienenfresserkolonie besucht hatten. Dann hiess es Zelteabbauen, Packen und noch eine letzte Runde Tischtennisspielen, währenddessen nochmals einige Bienenfresser durchflogen.
 
Wehmut kommt hoch: Wir müssen an die Heimkehr denken...
Foto: Ruben.

Schon war der Moment gekommen, in dem wir uns von dem schönen Ort verabschieden mussten. Mit dem Zug brachten wir unsere Velos nach Visp, wo wir sie verschickten. Wir assen wir noch ein Glacé und durften dann im für uns reservierten Erstklasswagen zurück nach Zürich fahren. 

Ein erstklassiger Abschluss eines genialen Lagers!
Foto: Merlin Hochreutener.

Uns fiel es sehr schwer, uns von der grossartigen Gruppe zu trennen, mit der wir so viele schöne Momente erlebt hatten.

Tagesbericht: Leon, Andrea & Selina.