Sonntag, 16. August 2015

Von hohen Bergen und tiefen Seen - zu Besuch auf der Beringungsstation Bretolet und ein Abstecher nach Yverdon-les-Bains, 14.-16. August 2015

Erster Tag - 14. August 
Lange hatten wir diesem Wochenende entgegengefiebert - endlich ging es los! Die einen mussten zwar bereits in der ersten Schulwoche den Jokertag einziehen, aber der Col de Bretolet ist das wohl wert. Diese Exkursion bedeutete früh aufstehen und den ganzen Morgen im Zug verbringen. Anschliessend wurden wir in Champéry bereits von Donnergrollen erwartet. Dies konnte uns aber nicht vom Aufstieg nach Barmaz abhalten. Zügig gings hinauf in unser Nachtlager, wo wir uns einrichteten und danach auf Französisch unser Znacht bestellten - die einen schon ziemlich professionell, bei den anderen reichten die Sprachkünste wenigstens so weit, dass sie bekamen, was sie wollten ;-) Frisch gestärkt gings los auf die Nachtpirsch.
Leider machte sich kein Nachtvogel bemerkbar. Einige Stunden später sollten wir aber selber zu richtigen Nachtvögeln werden...

Text: Selina und Andrea.

Zweiter Tag - 15. August
Nach wenigen Stunden Schlaf klingelte der Wecker um kurz nach 3.00 Uhr. Wir stopften alles Nötige in den Rucksack, zogen uns an und schlichen so leise wie möglich hinunter in den Esssaal, in dem wir, auch nach minutenlanger Suche, keinen (funktionierenden) Lichtschalter finden konnten. Also assen wir im Lichte unserer Stirn- und Taschenlampen einen kleinen, aber stärkenden Zmorgen. Nachdem alle draussen bereitstanden, machten wir uns, ebenfalls im Licht unserer Lampen, auf den Weg… Nach zwei sehr nassen Wanderstunden im Nebel konnten wir vor uns zwei kleine Hütten erahnen: Die Rettung war doch noch gekommen! Das stark erhoffte Dach war jedoch nicht vorzufinden, zumindest war es nicht gross genug, um uns alle ins Trockene zu stellen. So warteten wir um 6.00 Uhr morgens vor der Beringungsstation im Regen… 

Fast so zielstrebig wie die Natrixler: Eine Graureiherpatrouille im Nebel.
Da! Da war jemand der Angestellten vor der Hütte! Dieser beachtete uns jedoch nicht gross und verschwand wieder in seinem trockenen, warmen Zimmer… Anstatt weiterhin im Regen zu warten, zogen wir die Schuhe aus und versuchten, es uns in einem Zimmer, das wahrscheinlich als Werkraum diente, gemütlich zu machen. Viele sassen auf dem Boden und schlossen die Augen. Es war sehr still, bis um ca. 7.00 Uhr jemand ins Zimmer hineinstürzte und erschrak, als er uns dort vorfand! Mit der Zeit wachten immer mehr Leute auf und wir sassen neben ihnen, als diese frühstückten. Wir spielten auch diverse Spiele, blätterten Bücher durch und rätselten an Fotos herum, von denen die meisten von Valentins Fotoapparat stammten. Als es draussen nicht mehr allzu nass und neblig war, nützten wir die Chance und stellten die Japannetze auf. Bei schlechtem Wetter (wie an diesem Tag) werden die Netze jede halbe Stunde kontrolliert, bei schönem Wetter jede volle Stunde. Nach 30 Minuten ging es los und wir konnten schon einige Arten aus den Netzen befreien: Erlenzeisig, Buchfink, Gimpel, Alpenbirkenzeisig und einen Zitronengirlitz! 

Beringer Fabian Schneider begutachtet einen Zitronengirlitz.
Nach dem Beringen durften wir die Schönheit dieses Finkenvogels auch noch aus nächster Nähe bestaunen.
Foto: Selina und Andrea.
Im weiteren Verlauf des Tages durften wir noch zwei Mal bei der Kontrolle dabei sein, weil sich das Wetter wieder verschlechterte. Bei den letzten zwei Kontrollen fingen wir noch ein Rotkehlchen, eine Gartengrasmücke und ein, zwei Arten, welche wir schon einmal gefangen hatten. 

Ein unscheinbarer Zeitgenosse: die Gartengrasmücke.
Es war spannend zuzusehen, wie die Vögel beringt wurden; besonders toll war auch, dass wir die gefangenen Arten freilassen durften!  

Danach machten wir uns auch langsam auf den Weg. Kurz vor unserem Abmarsch überflog uns noch ein recht grosser Trupp von Alpen- und Mauerseglern. Wir marschierten den gleichen Weg wieder hinunter, der nun bei Tageslicht wie ein fremder Weg wirkte. Nach anderthalb bis zwei Stunden kamen wir bei der Unterkunft an. Kurz davor konnten wir jedoch am Bergbach ein Trauerschnäpperweibchen und eine Wasseramsel beobachten. 

In der Unterkunft zogen wir uns um und hängten alles Nasse auf. Da wir noch mehr als genug Energie hatten, ging es mit einer Kissenschlacht und -eroberung weiter ;-). Wir versuchten, alle Decken und Kissen in eine Ecke zu bringen, schliesslich lagen wir alle auf den Decken und Kissen kreuz und quer übereinander; und zuunterst, unter diesem Haufen, lagen Samuel B. und Dennis, denen das scheinbar nicht viel ausmachte. Als wir uns ausgetobt hatten, ging es runter in den Esssaal, in dem sich wieder jeder selbst ein Menü aussuchen konnte.
An diesem Tag gingen wir nicht sehr spät zu Bett - wahrscheinlich konnte jeder von uns schnell tief und fest schlafen… 

Text: Leon.  

Dritter Tag - 16. August 
Weil es regnete, beschlossen wir (anstatt früh aufzustehen und auf den Col de Bretolet zu steigen) ein bisschen auszuschlafen und stattdessen nach Yverdon-les-Bains zu fahren. Nach dem köstlichen Frühstück nahmen wir - zur grossen Erleichterung einiger Teilnehmer - den Bus. Der Bus chauffierte uns nach Champéry, von wo wir die Bahn nehmen konnten. Nach einer angenehmen Zugfahrt hofften wir in Yverdon etwas Spannendes zu entdecken. Vorne am See angekommen legten wir erstmals einen kurzen Stopp ein, um diesen abzusuchen. Dies wurde mit einer überfliegenden Zwergdommel belohnt, die sich auch noch (wenn auch sehr versteckt) sitzend zeigte:

Meister der Tarnung: die Zwergdommel.
Danach spazierten wir an der Promenade Robert Hainard entlang. In der Bucht konnten wir Flussuferläufer, Zwergtaucher und eine Knäkente gut beobachten. Weiter draussen auf dem See liessen sich einige Trauerseeschwalben feststellen. Freude bereiteten aber auch häufigere Arten - sei es nun, weil wir sie in einem besonders putzigen Kleid beobachten durften oder weil sie sich wieder mal lustig verhielten:

Jööö! (Merlin lässt grüssen...): Ein wenige Tage altes Kolbenentenküken.
Ehekrach bei Herr und Frau Haubentaucher? Oder ist das bloss ein Bescheid an diese aufsässigen Paparazzi, sich schnellstens zu verdünnisieren?
Merlin hielt ein Nickerchen und plötzlich rief Leon (?) entzückt: "Eine Zwergseeschwalbe!" Merlin juckte auf und war sofort hellwach, nur leider erwies sich die Zwergseeschwalbe als Erfindung. Doch da es sowieso Zeit zu gehen war, war dieser Scherz nicht weiter schlimm. Am Bahnhof verabschiedeten wir uns von den Teilnehmer der Basler Sektion und stiegen in unseren Zug nach Zürich. Dort angekommen hatten wir trotz schlechten Wetters ein interessantes und unterhaltsames Wochenende erlebt und gingen zufrieden nach Hause. 

Text: Flurin.
Fotos ohne Vermerk des Fotografen: Samuel Betschart.