Samstag, 4. Dezember 2010

Wasservogel-Exkursion nach Rapperswil SG und ein kurzer Abstecher nach Olten SO...

Eric, unser heutiger Leiter, führte uns nach Rapperswil SG. An einen Ort, an dem ganzjährig interessante Beobachtungen durchgeführt werden können. Die heutige ornithologische Bobachtungsgemeinschaft bestand wieder einmal aus vielen Teilnehmenden, leider jedoch nur aus einem jungen: Neben Nico, dem heute jüngsten Natrixler, mussten sich die Vögel auch auf Eric, David, Patrick, Merlin, Diana,Fabian D. und mich gefasst machen.

Als wir gegen halb zehn Uhr bei wunderschönem Winterwetter in Rapperswils Hafengelände standen, jagten auf dem Wasser zwei Zwergmöwen, die abgesehen von einer Gruppe Eiderenten jedoch die einzigen nennenswerten Arten auf dieser Seeseite blieben. So begaben wir uns auf den Holzsteg. Leider waren uns auch hier keine Beobachtungen seltener Arten vergönnt, doch erfreuten wir uns an fotogenen Schnatterenten, hübschen Zwergtauchern, majestätischen Eiderenten, Schellenten und Mittelsägern. In unseren Augenwinkeln durchquerte etwas Weisses den stahlblauen Himmel. Bei genauerem Hinschauen bestimmten wir es den Vogel als Singschwan, eine Art, die am Bodensee im Winter häufig zu sehen ist, für den Zürichsee jedoch ein relativ seltenes Vorkomnis darstellt. Später wurde die Gruppe von Simon komplettiert, der uns erzählte, er habe den Singschwan weiter westlich am See auch noch beobachtet.

Gegen Mittag liessen wir uns beim schneebedeckten Volleyballfeld nieder, wo wir nicht nur eine kleine Verpflegung einnahmen, sondern auch unsere Verspieltheit zu Tage brachten. Auf ein bescheidenes „Habicht-Fangis“ folgten erbitterte Schneballschlachten. Erst als alle bis auf die Haut von Schnee durchnässt waren, flachte die Kampflust allmählich ab.

Konspirative Sitzung der Swarovski-Elite. Die Besitzer fechten währenddessen eine gnadenlose Schneeballschlacht aus.

Trotzdem verging das Herzklopfen nicht, denn ein Natel nach den anderen erhielt eine verlockende Mitteilung. Da stand nämlich auf dem Bildschirm: SMSMA>Now Goldhähnchenlaubsänger/Pouillot de Pallas, Olten, 100m unterh. BHF an Aare, DH, 100%. Mit anderen Worten: Dominik Hagist hatte in Olten soeben einen Erstnachweis für die Schweiz entdeckt!So warteten wir auf den nächsten Zug Richtung Zürich HB, wo wir auf den Zug nach Olten umstiegen. Fünf Viertelstunden nachdem wir Rapperswil verlassen hatten, verliessen wir in Olten den Zug und hetzten an die nahe gelegene Aare. Hier waren wir nicht die Einzigen: Rund 50 Beobachter bewegten sich synchron der Böschung am Aareufer hin und her. So schlossen wir uns der Menge an und sahen bald den kaum zehn Zentimeter langen Vogel, der innert Kürze die Aufmerksamkeit der halben Schweizer Ornithologenszene auf sich gezogen hatte: Den Goldhähnchen-Laubsänger!

Die Schweizer Orniszene in Begeisterungsstürmen - die Natrix mitten drin.

Das wunderschöne Individuum, das uns mit seiner Schönheit nur so überwältigte, zeigte sich mit seinem attraktiven Scheitelstreif, dem goldenen Überaugenstreif, den zwei parallelen Flügelbinden und dem hellen Bürzel, kombiniert mit dem schönen Grünton des Federkleides, von seiner besten Seite!

Wieder einmal "sensationell": ein Goldhähnchen-Laubsänger aus der sibirischen Taiga, unweit des Bahnhofbuffets Olten.

Als das Abendrot unsere Augen blendete, dachten wir allmählich wieder an den Heimweg. An den Heimweg eines Tages, an den wir uns noch lange erinnern werden!

Bericht und Fotos: Jakob Hochuli

Samstag, 20. November 2010

Arbeitseinsatz in Kaiserstuhl D mit dem Verein Hotspots

Früh morgens fanden wir uns in Schlieren ein. Fabian K., Simon, Dennis, Merlin und ich waren anwesend. Aber damit nicht genug: Auch Stefan Wassmer, ein „eingefleischter“ Natrixler, war wieder einmal Teil der Gruppe. Kurz darauf raste Marco Sacchi mit einem kleinen Bus um die Ecke und die Fahrt in Richtung dem deutschen Kaiserstuhl konnte beginnen.

Nachdem einige von uns mit einem kleinen Nickerchen die vorhergehende, eher kurze Nacht, kompensiert hatten, stiegen wir nach mehreren Odysseen auf den Strassen unserer deutschen Kollegen bei relativ guten Wetterbedingungen aus dem Fahrzeug. Wir befanden uns nun im Raum Sasbach am Kaiserstuhl, wo sich die zu pflegenden Parzellen befanden.

Eine Erinnerung an alte Zeiten: eine prächtige Hochstammanlage

Sogleich wurden wir von einer lokalen Arbeitsgruppe in Empfang genommen und los gehen konnte die Arbeit: In alten, stillgelegten Obstgärten, die bedeutende Brutplätze für interessante Vogelarten wie Gartenrotschwanz, Steinkauz und Wendehals darstellen, mussten wir Bäumchen fällen, Unkraut entfernen, mähen, Bäume pflanzen und so weiter.

"Sehet die Vögel in der Luft: Sie säen nicht und ernten nicht,
und der himmlische Vater nährt sie doch."
Marco und Merlin sorgen dafür, dass das auch so bleibt.


Als Pausenverpflegung dienten frische Bretzel, welche uns Krampfern nicht nur den Hunger stillte, sondern auch für noch härtere Arbeit motivierten. So nahmen sich einige von uns einen hartnäckigen Baumstrunk vor, der einfach nicht aus dem Boden gehackt werden wollte. Apropos „gehackt“: Leider verlor ein wahrscheinlicher Springfrosch, der in Deutschland nur sehr selten anzutreffen ist und hier in der Erde Unterschlupf gefunden hatte, eines seiner Beine. Schliesslich konnte Dennis mit seinen kräftigen und wuchtigen Schlägen den Baum besiegen:

Wir sind ein gewalt- (und übrigens auch religions-) freier Verein.
Manchmal hilft aber nichts Anderes ;-).

Die Mittagsverpflegung genossen wir mit den der anderen Gruppe am Grill, wobei einzelne Rotdrosseln-Rufe eine schöne Ergänzung zu den Würsten und Maiskolben bildeten.

Später hatten wir noch eine weitere Parzelle zu bearbeiten: Hier mussten wir vor allem neue Bäume pflanzen, wobei Marco Sacchi viel von seiner Erfahrung preisgab. Wir lernten unter anderem, dass „Maulwurfserde“ das Wachstum eines Baumes besser fördere als „gewöhnliche“ Erde. Zudem sollte man laut Marco die Wurzeln eines Setzlings vor dessen Pflanzung ein wenig stutzen, „denn so wachsen die Wurzeln schneller“. Als dann die Dämmerung allmählich Einzug hielt, dachten auch die härtesten Arbeiter an die Rückfahrt. Zurecht, denn schliesslich hatten wir uns wieder einmal einen ganzen Tag der Pflege der Natur hingegeben.

Für den Bericht: Jakob Hochuli

Samstag, 13. November 2010

Nisthilfen für Mauersegler & Wildbienen

Am Samstagmorgen 13. November hiess es am Buecheggplatz: Jetzt wird gewerkelt, gebastelt, geschraubt, gebohrt, genagelt, gesägt, geschliffen und gefräst! Am diesjährigen Bastelmorgen der Jugendgruppe Natrix machten sich vier Natrixler bestens betreut von fünf Leitern an die Arbeit und krempelten die Ärmel hoch. Simon Stricker hat in riesiger Fronarbeit Holz für 50 Mauerseglernistkästen vorbereitet und auch Material für Wildbienen-Nisthilfen besorgt - dieses galt es nun zu verarbeiten.

Voll in Aktion!

Mauersegler sind sehr stark auf den Menschen angewiesen - sie brüten heutzutage nur noch in Ritzen und Spalten an Gebäuden, wo sie hineinschlüpfen und auf dem Dachboden ein kleines Nestlein bauen. Als perfekter Flieger ist die Brut die einzige Zeit im Leben des Mauerseglers, in welcher er festen Boden unter den Füssen hat. Die grösste Zeit nämlich fliegt der Mauersegler umher und jagt Insekten - selbst in der Nacht schläft er im Flug in grösseren Höhen. Da es im Winter kaum mehr Fluginsekten hat, verziehen sich die Mauersegler dann ins warme Afrika.

Die Produktion des Tages - 11 Nistkästen für Mauersegler

Dem Mauersegler Brutplätze zu schaffen - das ist das Ziel der Jugendgruppe Natrix. Wie die anderen Vereine unseres Dachverbands ZVS/BirdLife Zürich machen wir bei der Aktion 100xZüriNatur mit und haben uns bis ins nächste Jahr ein ambitiöses Ziel gesteckt: 100 Mauerseglerkästen zu basteln und aufzuhängen. Beim ersten November-Basteltag haben wir dieses Ziel leider noch nicht erreicht: 11 fertige Kästen konnten wir immerhin auftürmen - davon sind jetzt schon 8 aufgehängt worden. Fünf Kästen werden gerade am Winterthurer Gaswerk aufgehängt, wo während dem Umbau ehemalige Mauerseglernester zugemauert wurden. Drei weitere Kästen konnte Annina Bürgi an der Heliosstrasse 19 aufhängen.

Die Natrix-Leiter werden sich im Dezember treffen und beraten, wie wir das Ziel 100 Nistkästen erreichen können - sicher ist aber, ihr könnt euch auf mindestens einen weiteren Basteleinsatz freuen, an welchem wir Mauersegler-Kästen herstellen, damit die schnellen Flitzer um unsere Häuser kurven können!

Sonntag, 31. Oktober 2010

Arbeitseinsatz im Oerlinger Ried

Oerlinger Ried Natrix Power!!

Der traditionelle Arbeitseinsatz führte uns diesmal an einen spannenden Ort mit einigen Vögeln und vor allem... viel Action! Leider nahmen nur wenige Natrixler Teil, so machte sich das kleine Grüppchen Merlin, Fabian Kästli, Fabian Ducry und David unter der Leitung von Marco Sacchi - ehemaliger Natrixleiter und Gründungsmitglied - vom Verein Naturnetz (www.verein-naturnetz.ch) ins Oerlinger Ried auf.

Los geht's!

Die Aufgabe des Tages bestand darin, einen Teich freizumähen, um diesen wieder für Wasservögel wie viele rastende Limikolen freizumachen. Und nicht wie vor ein paar Jahren, als wir mit Sägissen das Schilf unter Wasser mähten, stand uns diesmal modernste Technik zur Verfügung: Motorsensen! Fast wie Astronauten eingekleidet, machten wir uns deshalb ins Knie- bis Hüft-tiefe Wasser (je nach Körpergrösse ;-) und gaben dem Schilf wortwörtlich den Rest...


Merlin 1, Schilf 0!

Das ganze Schilfgut musste aber natürlich auch an Land gezogen werden und dann aus dem Ried abtransportiert werden - und hier stellte sich Fabian Kästli als leidenschaftlicher Raupenfahrzeug-Pilot heraus. Alle durften mal das lustige Gefährt ohne Steuerrad durchs Ried kurven und lernten bald, wie man mit drei Hebeln (linke Raupe, rechte Raupe, Gas) einen Mini-Panzer steuern kann.


Panzerfahrer des Tages: Fabian Kästli!

Nach einer Stunde fanden wir heraus, für wen wir diese Arbeit eigentlich machen, ein junger Alpenstrandläufer flog bald um den Teich und landete - zu unserer Überraschung - nicht weit von uns am Boden. Mit der Zeit fanden wir heraus, dass wir ja die ganze Zeit an diesem Vogel vorbeigefahren sind, ohne es zu merken. Und Merlin bewies dann vollends, dass es sich um einen handzahmen Vogel handelte: Immer noch in Fischerstiefeln robbte er durch den triefenden Schlamm, bis er den Vogel auf einen (!) Meter mit der Kompaktkamera bildfüllend fotografieren konnte...

Von so einem Foto träumen viele mit teurer Ausrüstung... Merlin macht's mit der Kompaktkamera - woo-hoo! (Foto: Merlin Hochreutner)

Nach einer feinen Zvieri-Pause und einem bereits anstrengenden Morgen lud uns Marco zu einem grossen Zmittag im Restaurant ein - dort wollten wir's wissen und bestellten gleich eine Schlachtplatte für drei Personen, die wir zu fünft kaum zur Hälfte essen konnten... Trotz übervollem Bauch ging es aber am Nachmittag nochmals voll zur Sache und wir konnten den Teich komplett von Schilf befreien. Der grosse Haufen am Rand des Rieds zeugt von unserer grossen Motivation trotz kleiner Gruppe! Und als Fazit kann man sagen: Alle, die nicht dabei waren, haben ziemlich viel Action verpasst und haben beim nächsten Arbeitseinsatz sicher die Gelegenheit, dies nachzuholen!

Einen herzlichen Dank möchten wir an Marco Sacchi richten, für die Organisation des coolen Arbeitseinsatzes und den super-feinen Znüni & Zmittag!

Oerlinger Ried bei Andelfingen (ZH) - nach unserem Einsatz.

Dieser Schilfberg wartet jetzt auf die Abholung durch die Fachstelle Naturschutz Kanton Zürich!

Samstag, 9. Oktober 2010

Spontanexkursion ins Neeracher Ried

Da es die meisten Natrix-Mitglieder schon am ersten Herbstferientag in wärmere Gefilde gezogen zu haben schien und sich mit Nico und Patrick dem Jüngeren nur zwei tapfere Detektive für die Haselmaussuche anmeldeten, mussten wir etwas umdisponieren und führten deswegen an Stelle der besagten Nussjagd eine Spontanexkursion ins Neeracher Ried durch.

Nico, Dennis, Eric und Patrick der Ältere mussten vorerst ohne die Gesellschaft Patricks des Jüngeren auskommen, da dieser die Abfahrt unserer S-Bahn um einige Sekunden verpasste und die Gruppe erst später im Neeracher Ried vervollständigte. Zu viert machten wir uns also auf Entdeckungstour ins Neeracher Ried, über dem termingerecht zum Anfang des Monats Oktober eine zähe Hochnebeldecke hing.

Wenigstens ornithologisch graute es uns nicht.

Der beobachterischen Freude tat die graue Suppe allerdings keinen Abbruch, konnten wir doch vor den Beobachtungsverstecken (neudeutsch "Hides") Kormorane beim Gefiedertrocknen, Krickenten und den schneeweissen Silberreiher bei der Nahrungssuche und Bekassinen sowie eine der eher ungern gesehenen Rostgänse beim süssen Nichtstun observieren. Dass die Höhe der Sehschlitze in den Hides nach dem Patentrezept der Royal Society for the Protection of Birds aus dem Vereinigten Königreich für das Beobachten mit Fernrohren als eher suboptimal bezeichnet werden muss, ist ein altbekanntes Problem. Nico wusste es aber schlau und mittels der sehr gäbigen Bank einfach zu umgehen:

Nico beim konzentrierten Beobachten im Hide am Flachteich

Zwischenzeitlich konnten wir immer wieder den durchdringenden Ruf des Eisvogels vernehmen, bekamen ihn aber leider nie zu Gesicht.
Da der Blick aus dem zweiten, "hinteren" Hide auf die mittlerweile ausgetrocknete Riedwiese keine überwältigenden Beobachtungen mehr zeitigte, entschieden wir uns, die Ausstellung im Zentrum etwas anzuschauen und darauf einen Rundgang um den zentralen Teil des Flachmoores unter die Füsse zu nehmen. Mittlerweile waren auch Patrick mitsamt Vater eingetroffen und zu sechst verliessen wir das Zentrum.

Schon wenige Meter vom Ausgang entfernt nahmen allerlei Klein- und Zugvögel unsere Aufmerksamkeit in Anspruch: auf einer Birke waren Distelfinken zu sehen, kleine Gruppen von Staren streiften herum und plötzlich sahen wir einen grossen Schwarm mittelgrosser Vögel, die relativ gemächlich an uns vorbeizogen. Ein Blick durchs Fernglas brachte sofort Klarheit: wir hatten es mit ca. 200 Ringeltauben zu tun, ein nicht untypischer Anblick im späteren Herbst. Viele der Ringeltauben im Norden und Osten Europas sind Zugvögel und durchqueren unser Land im Oktober und November auf dem Weg in ihre Überwinterungsgebiete in West- und Südeuropa. Bei genauerem Hinsehen machte Eric dann auch noch zwei Kiebitze aus, die scheinbar in lockerem Verbund mit den Ringeltauben zogen.

Der weitere Rundgang wartete mit keinen weiteren Besonderheiten auf, ein singendes Rotkehlchen und die lokalen Rotmilan stellten die einzigen nennenswerten Beobachtungen dar. Deswegen marschierte die unmotorisierte Fraktion Richtung Niederglatt und machte sich mit Bus und Zug auf den Heimweg Richtung Zürich.

Bericht und Fotos: Patrick Mächler

Samstag, 18. September 2010

Beringungsstation Aegelsee, 18. September 2010

Heute galt es früh aufzustehen, denn die Vogelberinger am Aegelsee – einem der besten Beobachtungsgebiete des Thurgaus –beginnen bereits gegen 10 Uhr, ihre Netze abzubauen. Aber da sich die Natrixler das Frühaufstehen bekanntlich gewohnt sind, trafen wir bereits gegen sieben Uhr in Islikon ein. Dabei waren neben eingefleischten Natrixlern wie Patrick, Dennis, Simon, Kasmir und mir zu unserer Freude auch wieder mal einige junger Mitglieder, nämlich Tibor, Patrick und Flurin. Während noch ein geheimnisvoller Dunst über dem Wasser des Aegelsees lag, begrüsste uns Walter Schmid, einer der Beringer, und führte uns liebevoll ins Beringergeschäft ein.

Beringer Walter Schmid erklärt Spannendes rund um Beringung und Vogelzug. Merlin und Tibor strahlen um die Wette, während sich Rotkehlchen, Kasimir und Jakob im Lustig-aus-der-Wäsche-Gucken üben ;-).

Wir erfuhren zum Beispiel, welchem Zweck die Beringung dient, welche Daten der Beringer von einem gefangenen Vogel erfasst, welche Arten man wann fängt, und eine Vielzahl an anderen interessanten Sachen. Wir wurden den Netzstellungen entlang durch das Gebiet geführt, wobei uns Walter Schmid erklärte, dass man in regelmässigen Abständen die montierten Netzte kontrollieren und, falls sich ein Vogel darin verfangen hat, ihn mit grosser Sorgfalt daraus herauslösen muss, denn eine Verletzung des Fänglings will natürlich absolut vermieden werden!

Ein weiteres Rotkehlchen hat sich im Netz verfangen
und wird fachmännisch aus seiner misslichen Lage befreit.

Wir sahen, wie der Vogel in ein Stoffsäckchen gelegt und mit ins „Beringer-Häuschen“ genommen wird, wo alle möglichen Daten erfasst werden.

Im Beringerwagen: Walter Schmid erzählt Wissenswertes
über die Bestimmung des Teichrohsängers.

Manchen Vögel passt das Beringen gar nicht - der beherzte Hieb der jungen Amsel brachte aber eher Belustigung als Schmerz.

Beim Beringen blies Walter Schmid auf den Bauch eines Rotkehlchens, wodurch man sein Fettpolster betrachten und daraus ablesen konnte, wie es mit dem „Fitnesszustand“ des Vogels steht. Damit konnten wir Rotkehlchen und Mönchsgrasmücken einmal aus nächster Nähe betrachten, während einige von uns sogar einen Vogel losfliegen lassen durften.

Eine weibliche Mönchsgrasmücke zeigt sich von ihrer besten Seite.

Für den Beringer sei es immer wieder ein Highlight, einen Vogel zu fangen, der bereits beringt ist, erzählte uns Walter Schmid. So hätten sie einmal einen Bruchwasserläufer gefangen, der nur gerade zwei Tage zuvor in Schweden beringt worden sei! Da gerieten auch wir ins Staunen... Wenn der Vogel dann mit einem kleinen, sehr leichten Ring versehen ist, geht man mit ihm hinaus und überlässt ihm die Fortsetzung seiner geheimnisvollen Reise ins Überwinterungsgebiet bzw. Brutgebiet.

Als wir uns gegen 10 Uhr von Walter Schmid verabschiedet und uns für seine Führung bedankt hatten, konnten wir noch Flussuferläufer, einen Baumfalken, einen Sperber, Krick- sowie Löffelenten entdecken. Auf einer kleinen Wiese spielten wir in der Gruppe das „Rotmilan-Spiel“, das uns zum Abschluss einige lustige Momente brachte. Später trennte sich die Gruppe, und Dennis, Kasimir, Simon, Merlin und Jakob machten noch einen Abstecher an den Bodensee, während der andere Teil der Gruppe den Heimweg antrat. Als Höhepunkt kann man wohl die juvenile Schmarotzerraubmöwe bezeichnen, die wir abends in Romanshorn entdeckten.

Für den Bericht: Jakob Hochuli
Fotos: Patrick Mächler

Samstag, 28. August 2010

Exkursion ins Kaltbrunnerried, 28. August 2010

Um 09:15 traf sich eine kleine Gruppe mit David, Tobias und Dennis in Zürich am Treffpunkt, die die S-Bahn Richtung Uznach nahmen. In Uznach stiessen wir dann auch auf die Appenzeller Fraktion (Jakob, Kasimir, Nikolai, Merlin). Im Gegensatz zum letzten Jahr wurden wir nicht mit schönem Wetter beglückt, sondern mit strömendem Regen, was wir aber bezüglich der erhofften Zugstauwetterlage nicht so eng sahen. Im Kaltbrunnerried wurden wir auch gleich von einem schönen Rohrweihenmännchen und einem Grossen Brachvogel begrüsst, und im Windschutzstreifen zeigten sich mehrere Trauer- und Grauschnäpper.

Regen? Und wenn schon - die Rohweihe trägt's mit Fassung!
Foto Jakob Hochuli


Auf dem Beobachtungsturm trafen wir noch auf Simon, und es dauerte nicht lange, bis wir das erste Blaukehlchen entdecken konnten. Nicht nur Blaukehlchen, sondern auch verschiedene Limiarten wie Grünschenkel, Waldwasserläufer und Bekassine machten sich nicht rar. Nach einiger Zeit zeigte sich noch ein Tüpfelsumpfhuhn, eine zweite Rohrweihe und maximal 5 Blaukehlchen. Nachdem alles entdeckt worden war, vertrieben wir uns die Zeit mit einem Bestimmungstext-Ratespiel mit dem Svensson, da wir wegen des langen stark anhaltenden Regens nicht mehr bis zum Zweierseeli gehen wollten.

Auf dem Retourweg zum Bahnhof suchten wir den Windschutzstreifen noch nach Waldohreulen ab, aber ausser vielen Trauer- und Grauschnäppern und einem Schwarzkehlchenmännchen (au schön! ;-)) konnten wir dort nichts entdecken. Die Appenzeller Fraktion machte noch einen kleinen “Trip“ ins Jonadelta, ausser einem Flussuferläufer und Zwergmöwen konnten sie aber dort nichts Neues zur Tagesliste hinzufügen.

Für den Bericht: Dennis Riederer

Samstag, 29. Mai 2010

Grundkursabschlussexkursion ins Neeracherried

An der letzten Grunkursexkursion besuchten wir das Neeracherried, den zwischenzeitlichen Arbeitsort von Jonas. Schon als wir aus dem Bus stiegen, sahen wir die ersten Rotmilane am Himmel kreisen, unter ihnen der berühmte Rotmilan mit den kaputten Flügeln. Da sich die Hochulis (mit dem Auto unterwegs) verspäteten, mussten wir uns gedulden, bis uns Jonas vom Gebiet und seinen Bewohnern erzählen konnte. Später im Besucherzentrum veranschaulichte er seine Geschichten über die Vögel mit ausgestopften Exemplaren. Besonders imponiert haben der riesige Rotmilan (den man auch wie ein Segelflugzeug schiessen könnte;)) und die kleine Bekassine mit ihrem speziellen Schnabel.



Nach den spannenden Ausführungen von Jonas, wollten wir aber doch endlich Vögel beobachten und machten uns auf den Weg in Richtung Hides. Einige Meter vom Besucherzentrum entfernt, hatte es schon den ersten Höhepunkt: Ein Bachstelzennest direkt unter dem Steg.
Kiebitze, Lachmöwenjunge und Weisstörche präsentierten sich schön nahe bei den Hides. Später machte ein Rotfussfalkenpaar, welches sogar die eingefleischten Natrixler mitriss, den Morgen perfekt.
Als Abschluss des Grundkurses grillierten wir im nahe gelegenen Wald.

Hoffentlich machen unsere Nachwuchsornis weiter und kommen bald auf eine Exkursion mit den Grossen. :)


Geschrieben von Eric Christen

Montag, 17. Mai 2010

Auffahrtslager im Wallis, 13.-16. Mai 2010

Tag 1, 13. Mai 2010

Dennis, Joris, Fabian, David und Simon fanden sich bereits am Abend des 12.5. in Leuk ein.

Aufgrund des eher schlechten Wetters konnten sie vom Camping Torrent aus, dem traditionellen Campingplatz unseres Auffahrtslagers, in der folgenden Nacht keine singende Zwergohreule vernehmen. Aber am nächsten Morgen wurden sie im Leukerfeld zu ihrer Freude nur so von tollen Arten überschüttet! Beim ersten Halt, nämlich nahe des Golfzentrums, sang in den Weiden und Büschen ein Orpheusspötter. Von der Strasse aus entdeckten sie kurze Zeit später einen Brachpieper, der sich nach einem Überflug auf dem Golfplatzgelände beobachten liess. Auf einem der vielen Kieshaufen, ca. 200 Meter weiter, sass exponiert eine Kurzzehenlerche. Da sich Kurzzehenlerchen ja bekanntlich selten so frei zeigen, war die Freude am Vogel besonders gross. Nebenbei entdeckten die artenhungrigen Natrixler am selben Ort zwei Ortolane. Nun gings weiter zu den Teichen, wo als einzige nennenswerte Art ein Kuhreiher beobachtet werden konnte. Mit der Zeit verbesserten sich auch die meteorologischen Verhältnisse, und die fünf Beobachter entschieden sich dafür, mit dem Velo nach Turtmann zu fahren und dort nach der Singammer zu suchen, die hier vor zwei Wochen in den Büschen bei einer Autobahnbaustelle entdeckt worden war. Obwohl intensivste Suche betrieben wurde, war der mysteriöse Vogel nicht auffindbar.

Etwa zur gleichen Zeit, ca. 11 Uhr vormittags, kam der Rest der Lagerteilnehmer, nämlich Leiter Dominic und die Gaiser Fraktion mit Merlin, Kasimir, Melchior und mir in Leuk an. Bereits per Telefon hatten wir von den Beobachtungen der anderen erfahren und waren ganz kribbelig. In Eile luden wir das Gepäck auf dem Campingplatz ab und machten uns Richtung Leukerfeld auf. Nach vielen Braunkehlchen bekam Dominic ein Telefon von David, der sich mit seiner Gruppe nach dem Abstecher nach Turtmann bei der Kläranlage unterhalb der Felsensteppe eingefunden hatte: Schlangenadler über Felsensteppe! So effizient wie möglich suchten wir von den Teichen aus die Felsensteppe nach dem Vogel ab. Und dann sahen wir ihn! Nachdem er sich zuerst nur aus grosser Entfernung beobachten liess, kam er uns immer näher, bis er gerade über uns vor dem nun blauen Himmel in der Luft stehen blieb. Er liess sich gut fotografieren und kreiste dann wieder weiter gen Felsensteppe.

Bei den Teichen konnten wir ausser einer Menge Ornis keine spannenden Arten mehr ausmachen. Dafür sahen wir nun, dass über der Felsensteppe nicht nur ein, sondern zwei Schlangenadler kreisten! Als wir nach dieser Feststellung zu den dahinter gelegenen Feldern gingen, sahen wir den Kuhreiher auch noch – mit ein paar Graureihern im hohen Gras. Nachdem Dominic zunächt einen „komischen“ Steinschmätzer entdeckt hatte, der sich beim genaueren Hinsehen dann trotzdem als „normaler“ Steinschmätzer herausstellte, machten wir uns Richtung Kläranlage auf, um uns dem Rest der Lagergruppe anzuschliessen. Sie erzählten uns, sie hätten auf den Feldern noch eine Weihe beobachten können, die verdächtig nach einer Steppenweihe aussah. Nach einer genauen Fotoanalyse hätte der Vogel dann aber als Wiesenweihe bestimmt werden können.

Nachdem wir ein wenig „herumvegetierten“ und das Wetter langsam wieder zum Regnerischen mutierte, musste uns David Richtung Zürich verlassen. Auf der Brücke, die über die Rhone führte, suchten wir die vielen Rauchschwalben nach Rötelschwalben ab – leider ohne zu reüssieren. Anschliessend fuhren wir zurück zum Camping, machten Ordnung und nahmen eine Zwischenverpflegung ein. Etwas später beschlossen wir, dem ergiebigen Gebiet noch einen abendlichen Besuch abzustatten und schwangen uns erneut auf die Räder. Vom Beobachtungshügel konnten wir einen Rallenreiher beobachten, der dem Uferrand entlang einer Beute auflauerte. Zudem entdeckte Simon auf der Kuhweide einen rastenden Ortolan. Ein paar wenige von uns sahen während ca. 4 Sekunden einen vorbeifligenden Fischadler, der jedoch just hinter den vielen Bäumen verschwand und danach nicht mehr aufzufinden war. Und aus kurzer Distanz sang lautstark ein Feldschwirl. Jedoch war er sowohl heute als auch die folgenden Tage längst nicht der einzige Feldschwirl im Gebiet. Weil es langsam Abend wurde und uns, verursacht durch den Nieselregen, ein Gefühl der Kälte überkam, kehrten wir später wieder zum Zeltplatz zurück. Nun stiess Jonas zu uns, und gemeinsam nahmen wir die „Abendverpflegung“ mit Käse, Brot etc. ein. Nach einem überaus artenreichen Beobachtungstag verkrochen wir uns im Schlafsack.

Tag 2, 14. Mai 2010

Wir beschlossen, an diesem Tag früh auf den Beinen zu sein, um im regnerischen Morgen ähnlich viele Vogelarten zu sehen wie am Vortag. Am gleichen Ort sang wieder ein Orpheusspötter. Zudem beglückten uns mindestens drei Brachpieper, die sich auf einer Kiesplattform gut beobachten liessen. In der Baumreihe, die den Golplatz abgrenzte, sassen zwei Purpurreiher. Auf dem Weg zu den Teichen konnten wir danach eine Wachtel feststellen (Weil wir diese Art während des ganzen Aufenthalts im Wallis sehr oft hörten, werden die anderen Beobachtungen dieser Art im weiteren Verlauf des Berichtes nicht mehr erwähnt). Auf den Kieshaufen zeigten sich wie am Vortag zwei Ortolane. Nachdem ein Teil der Gruppe zum Campingplatz zurückgekehrt war, um diejenigen, welche den frühen Morgen lieber im Zelt verbrachten, aus dem Schlaf zu rütteln, und um im Dorf einkaufen zu gehen, begaben sich Jonas, Joris, Simon und ich auf den Beobachtungshügel und konnten während den nächsten zwei Stunden ein Vielzahl von Arten beobachten. Darunter befanden sich Arten wie Seidenreiher, Purpurreiher, Schilfrohrsänger, Drosselrohrsänger, Schafstelze zwei Flussuferläufer, eine weibliche Rohrweihe sowie ein Kuckuck. Die besten Arten waren jedoch ein Brachpieper, der sich auf einem Baum mitten der Teiche niedergelassen hatte, ein Fischadler, der die Wasserflächen mehrmals im Tiefflug überquerte und das wahrscheinlich gleiche Individuum darstellte, das schon am Vorabend hier gesehen werden konnte, eine weibliche Wiesenweihe und ein Kurzzehenlerche, die auf einem dahinter gelegenen Acker herumstreunte. Auf dem Rückweg konnten wir weiter vorne bei den Teichen für eine kurze Zeit erneut eine Wiesenweihe beobachten, die der Felsensteppe entlangzog. Als sich die beiden Gruppen auf dem Campingplatz wieder vereinten, wurde gekocht. Chefkoch und Leiter Dominic schöpfte aus dem Vollen und zauberte in der Mittagssonne für seine Leute einen wahren Festschmaus hervor. Die exzellenten Gnocchi füllten unsere Mägen gänzlich und verursachten einige lustige Momente, da wir ja nicht gerade eine Luxusküche zur Verfügung hatten und auf andere Mittel ausweichen mussten... Den halben Nachmittag verbrachten wir dann entweder schlafend, Schlangenadler suchend oder fotografierend auf dem Campingplatz.

Unter anderem beobachteten wir einen Steinadler, der auf einem der durch die Felsensteppe führenden Wanderwege herumstolzierte. Später fällten wir den Entschluss, Richtung Turtmann nach Vögeln zu suchen und teilten uns in zwei Gruppen auf: Während die eine zwischen Leuk und Turtmann keine nennenswerten Arten ausmachen konnte, zeigte sich der anderen in einem Windschutzstreifen ein männlicher Rotfussfalke. Wenig später trafen die beiden Gruppen beim Fluplatz Turtmann wieder zusammen. Die andere Gruppe konnte, bevor die andere beim Treffpunkt eingetroffen war, auf dem leicht überschwemmten Feld noch einen Sandregenpfeifer beobachten. Eine halbe Stunde später entdeckte Jonas in einer kleinen Schafweide auf wenige Meter einen Kuhreiher. In kürzester Zeit wimmelte es nur so von Objektiven – dadurch dass der Himmel bewölkt war, waren die Lichtverhältnisse jedoch nicht optimal. Der Kuhreiher aber bot uns auf wenige Meter eine sehenswerte Flugshow und zog all unsere Aufmerksamkeit auf sich. Der Rotfussfalke liess sich - nun von uns allen - nochmals beobachten, und an der gleichen Stelle konnten wir auch einen Wendehals vernehmen. Auf einem geteerten Strässchen nahe den Leuker Teichen entdeckten die abenteuerlustigen Natrixler für einmal keine Vögel, sondern eine riesige, verlockende Pfütze! Und sie liessen sie nicht unversehrt. Vor allem Jonas und Fabian hatten ihren Spass: Während Jonas mehr oder weniger ohne gravierenden Schaden davonkam, erlitt Fabian bei der Durchfahrt mit dem Velo durch die tiefe Pfütze einen schwerwiegenden Sturz. Obwohl ihm darauf heiter zumute war, war er von Kopf bis Fuss nass, und sein Velo musste er im Untergrund der Pfütze suchen...

Nachdem wir ausgiebig gelacht hatten, widmeten wir uns den Teichen. Hier konnten wir einen adulten Nachtreiher und einen Schilfrohrsänger ausmachen. Nachdem wie danach ausser den genannten zwei Arten nichts mehr entdecken konnten, suchten wir den Zeltplatz auf. Ich sah beim Industriegelände noch einen Kleinspecht. Nachdem wir gegessen hatten und die Nacht über uns kam, ging es in den Schlafsack. Aber vorerst entstand noch einmal Unruhe. Der Grund? Jonas und Simon spielten den Gesang der in den Vorjahren hier eigentlich immer gehörten Zwergohreule ab – und beide Male glaubten alle, welche noch nicht schliefen, es sei sie nun aber wirklich gewesen. Doch wenige Minuten später sang die Eule wirklich. Jedoch hörten sie bedauerlicherweise nur Jonas, Dominic und Fabian – ausgerechnet die drei, die die anderen zuvor reingelegt hatten (-:

Tag 3, 15. Mai 2010

Am Morgen konnten ein paar von uns vom Campingplatz aus einen singenden Pirol vernehmen. Diesen Tag aber widmeten wir uns der Felsensteppe, insbesondere der Waldbrandfläche. Während der Velofahrt hinauf Richtung Brentjong beobachteten wir unter anderem Zippammern, Neuntöter, Gartenrotschwänze und unzählige Berglaubsänger. Schnaufend bei den Sattelitenschüsseln angekommen, suchten wir die Waldbrandfläche von unten her nach Steinröteln ab, ohne Erfolg. Nachdem wir die Velos abgeschlossen hatten, machten wir uns Richtung Waldbrandfläche auf. Schon früh sang auf kurze Distanz ein mehr oder weniger fotogener Gartenrotschwanz. Auch eine Zippammer liess sich gut fotografieren. Weiter oben hörte Dennis als Einziger eine Heidelerche. Zudem liessen sich ein Zitonengirlitz im Fernrohr einstellen und zwei Steinadler beobachten. Nachdem wir das Gefühl hatten, die Waldbrandfläche ausgekostet zu haben, hatten wir vor, mit dem Velo zur Hohen Brücke zu fahren. In Brentjong konnten wir zunächst mindestens drei Neuntöter beobachten. Später, als wir mit den Rädern bei der Hohen Brücke angelangt waren, sah Joris gerade einen Mauerläufer um die Ecke der eindrücklich hohen Felswände davonfliegen. Leider war dies für heute die einzige Beobachtung dieser Art. Später beobachteten wir hier einen tief vorbei fliegenden Wespenbussarden und erneut einen Steinadler. Wie immer waren auch einige Kolkraben zugegen. Als der Spätnachmittag Einzug hielt, nahmen wir die Abfahrt nach Leuk auf uns. Als die Fahrtregeln, die danach trotzdem nicht von allen einwandfrei einhgehalten wurden, besprochen waren, stürzten wir uns mit unseren Drahteseln ins Tal.

Im malerischen Leuk gönnten sich diejenigen, die noch vor der Schliessung des Dorflädchens angekommen waren, eine erfrischende Glace.

Abends auf dem Campingplatz stand uns wieder einmal eine Mahlzeit à la Gaskocher bevor. Gravättchen standen auf dem Speiseplan. Wieder waren sie hervorragend zubereitet und liessen das Wasser auf unseren Zungen zergehen. Nach dem Essen vergnügten sich insbesondere die drei Hochulis damit, die Spatzen zu fotografieren. Jedoch wie gewohnt nicht mit eigenen Apparaten, sondern mit den langen Objektiven der älteren Natrixler. Natürlich wurden sie mit misstrauischen Blicken von den anderen Campern konfrontiert, im Sinne von „Sind das deine?“ oder „Von wem habt ihr die?“ Nachdem auch alles abgewaschen war, verliess uns Jonas frühzeitig in Richtung Zürich, und wir gingen in der Dämmerung zur Kläranlage, wo wir in den Vorjahren praktisch immer Ziegenmelker hören hatten können. Obwohl Mitbeobachter und Nicht-Narixler Christian B. dabei war, sang zu unserer Enttäuschung für einmal halt kein Ziegenmelker. Nach einer langen Suche gaben wir auf und radelten zurück zum Campingplatz. Wieder war ein ereignisreicher Tag vergangen.

Tag 4, 16. Mai 2010

Für den sowohl vierten als auch letzten Tag unseres Auffahrtslagers im Wallis waren keine Beobachtungen im Leukerfeld und in der Umgebung geplant. Nach dem feinen Frühstück mit Nutellabrot etc. beschlossen wir nach einem Hin und Her, dass Dennis und Dominic noch einen Besuch in der Préverenges abstatten werden und der Rest der Gruppe mit dem Zug nach Hause fahren würde. Und eben diejengen, für die ein Besuch in der Préverenges aus schulischen und anderen Gründen nicht mehr drin lag, war der Verzicht auf die Reise an den Genfersee im Nachhinein nicht bereuenswert. Im Gegenteil, der Verzicht lohnte sich. In Bern nämlich erreichte einige unserer Handys ein sms, nach dem in Schmerikon SG an der Aabachmündung zwei Sumpfläufer weilten. Und wenig später nochmal eines: Rötelschwalbe in Jona-Stampf! So bildeten diese zwei tollen Raritäten einen schönen Abschluss unseres Auffahrtslagers 2010, denn diejenigen, die in Zürich auf die S-Bahn nach Schmerikon und Jona umgestiegen waren, bekamen beide Arten noch zu Gesicht! Später trafen dann auch noch Dennis und Dominic – mit einer schönen Beobachtung eines Kiebitzregenpfeifers im Gepäck - am Untersee ein. Damit war ein tolles, arten- und ereignisreiches und wie immer sehr lustiges Auffahrtslager zu Ende.

Für den Bericht: Jakob Hochuli

Samstag, 24. April 2010

Anstatt eines Birdraces, 24. April 2010

Da das Natrix-Birdrace aufgrund einer sehr geringen Teilnehmerzahl abgesagt werden musste, einigten sich die Angemeldeten auf eine spontane Exkursion. Und die Frage nach dem Wohin erübrigte sich dank David, der zwei Tage zuvor in Wallbach, Kanton Aargau, einen Iberienzilpzalp entdeckt hatte – Erstnachweis für die Schweiz! Die Gaiser Fraktion mit Kasimir, Merlin und mir stieg schon um 5.50 Uhr in Gais in den Zug. Entgegen der Vereinbarung stieg Dennis in Winterthur nicht zu, wofür er den Wecker verantwortlich machte.
In Wallbach angekommen machten wir uns voller Erwartung Richtung ARA auf. Hier sang nun der Ausnahmegast und trug uns aufdringlich aber wunderschön seine Strophen vor. Natürlich durften zum „Ausländer“ auch ein paar Witze à la Ch. Mörgeli nicht fehlen. Nachdem wir uns ausgiebig über den Sänger, der sich zwischendurch exponiert zum Anschauen zur Verfügung stellte, gefreut hatten, kam dann auch Dennis gelaufen. Auf der gleichen Lichtung konnten wir danach aus kürzester Distanz zwei Trauerschnäpper-Männchen beobachten, die sangen und sich für ein Fotoshooting präsentierten.

Erhält eine befristete Aufenthaltsbewilligung: der Iberienzilpzalp von Wallbach, Erstnachweis für die Schweiz

Auch ein singender Waldbaumläufer und ein Sommergoldhähnchen konnten wir im gleichen Gebiet feststellen.
Am Nachmittag verliessen wir das Gebiet mit dem Vorhaben, der Linthebene noch einen Besuch abzustatten. Bei den Teichen südlich der Linth nahe Benken zeigte sich in der Spätnachmittagssonne ein immaturer Nachtreiher. Anschliessend gingen wir ins Kaltbrunnerried, wo wir ausser einer kreischenden Wasserralle bei Sonnenuntergang keine nennenswerten Arten mehr ausmachen konnten. So brachen wir glücklich, mit dem Wissen einen Erstnachweis beobachtet zu haben, nach Hause auf.

Bericht und Foto: Jakob Hochuli

Samstag, 17. April 2010

Vierte Grundkursexkursion: Katzensee

Die vierte Exkursion vom 17. April führte an den Katzensee. Dort wollten wir Kulturland- und einige Riedvogelarten kennenlernen. Die 19 Teilnehmer/innen machten sich um 8 Uhr zusammen mit Jonas, Simon und Fabian auf den Weg. Dank dem Vulkan auf Island hatten wir einen fluglärmfreien Morgen - eine seltene Sache am Katzensee.Nach dem Überqueren der lauten Autobahn tauchten schon die ersten Vögel auf. Als erstes trafen wir auf eine Wacholderdrossel. Danach ging es weiter mit einigen Waldarten wie Buntspecht und Kohlmeise. Eine wunderbare Gelegenheit, schon besprochene Vogelarten erneut anzuschauen. Mit Star und Ringeltaube gab es aber auch neue Arten zu bestaunen. Am See schliesslich waren neben Stockente und Blässhuhn auch ein paar Löffelenten zu beobachten.
Nach einer Pause brauchten alle ein wenig Bewegung, um wieder warm zu werden. Diese bekamen wir in mehr als ausreichendem Masse bei einem Turmfalken-Maus-Fangis. Das Ziel der Mäuse war, die auf der Wiese verteilte Nahrung zu sammeln und zu ihrem Bau zu bringen. Die Turmfalken hatten jedoch anderes im Kopf und verfütterten die Mäuse kurzerhand ihren Jungen.

Instruktion für das Turmfalken-Fangis

Unterbrochen wurde das Spiel nur durch sechs durchfliegende Silberreiher und kurz darauf erneut von einer Rohrweihe.
Nach dem Aufwärmen machten wir uns wieder auf, weitere Vögel zu suchen. Ein Grauspecht präsentierte sich sehr schön vor unserer Gruppe.

Grauspecht fotografiert von Jakob Hochuli

Auch Rotmilan, Mäusebussard und Turmfalke sowie Rabenkrähen liessen sich blicken. Gegen Ende beglückte uns noch eine Feldlerche mit ihrem Gesang.
Ein letztes Highlight war der Mäusebussardflügel, den Jonas der Gruppe zeigte. Selten sieht man die Zeichnung der Vögel so genau. Daneben demonstrierte Jonas auch, wie sich die Federn von Bussarden und Schleiereulen unterscheiden. Die weichen Eulenfedern sind beim Bewegen kaum hörbar, während die viel härteren und steiferen Bussardfedern ein deutliches Geräusch verursachen. Der lautlose Flug ist für die Eule wichtig, damit sie von ihren Beutetieren - die sich wie viele nachtaktive Tiere hauptsächlich auf das Gehör verlassen - nicht bemerkt wird. Für den Bussard, der ausschliesslich am Tag jagt, ist ein unhörbarer Flug unbedeutend.
Nach dieser Demonstration machten wir uns schon wieder auf den Rückweg zur Busstation. Die vier Stunden sind wie im Flug vergangen.

Samstag, 10. April 2010

Dritte Grundkursexkursion: Zürcher Innenstadt

Für einmal mussten die Grundkursteilnehmerinnen und -teilnehmer nicht allzu früh aufstehen. Zu dieser Exkursion in die Zürcher Innenstadt trafen wir uns um 10:15 beim Bellevue, wo Patrick mit einer sehr spannenden Mitteilung wartete. Er wurde von der Stadtpolizei Zürich um die Mithilfe bei der Suche nach einer grau-schwarzen Bande angefragt. Ohne lange zu zögern, beschlossen die GrundkürslerInnen, der Polizei bei der Suche zu helfen. Mit einem Fahndungsfoto ausgestattet machten wir uns auf den Weg in Richtung Grossmünster, wo die Bande zuletzt gesehen worden sei.


Bereits nach wenigen Metern tauchten die ersten Verdächtigen auf einem Hausdach auf. Mit Feldstecher und Fernrohr wurde genau überprüft, ob es sich um die gesuchte Bande handelt. Dem war jedoch nicht so! Es stellte sich heraus, dass auf den Dächern Strassentauben gelandet waren. Weiterhin sehr motiviert ging die Suche weiter. Kurz vor dem Grossmünster waren komische Rufen zu vernehmen. Was war das? Schnellen Schrittes nährten wir uns den Rufern, welche sich jedoch lange versteckt hielten. Plötzlich erschien eine Gruppe von sieben schwarzen Vögeln über den Dächern. Bereits im Flug kam bei einigen der Verdacht, dass es sich hier um die gesuchte Bande handeln könnte. Diese landete nach einer kurzen Runde über unseren Köpfen auf dem Dach des Grossmünsters. Dort konnte die Vermutung bestätigt werden. Die Vögel zeigten genau die auf dem Fahndungsfoto abgebildeten Merkmale, wie zum Beispiel den grauen Nacken und das helle Auge. Rasch wurde das Signalement ausgfüllt, welches anschliessend an die Exkursion von Jonas bei der Stadtpolizei vorbeigebracht wurde. Nach der Durchsicht des Bestimmungsbuches wurde einstimmig beschlossen, dass es sich bei der Bande um Dohlen handeln muss, welche sogar am Grossmünster brüten.

Vor dem Grossmünster.

Während einige noch dabei waren, die Dohlen zu beobachten, wie sie Moosstücke vom Kirchendach rissen und in ihre Löcher in den Türmen flogen, entdeckten Rémy und die zwei Dominics in einem nahen Gestrüpp Haussperlinge (Spatzen). Nachdem alle die nahezu handzahmen Haussperlinge ausgiebig beobachtet hatten, erklärte Jonas, dass es um die Haussperlinge in der Stadt nicht so gut steht, wie man meinen könnte. Die Haussperlinge in der Stadt haben grosse Probleme ihre Jungen gross zu ziehen, da es an Insekten als Nahrung fehlt. Pommes frites und andere Fast Food-Überreste sind auch für junge Spatzen keine gesunde und gute Ernährung. Etwas geschockt über diese traurige Entwicklung ging die Exkursion anschliessend weiter.
Beim Kunsthaus liess sich ein Hausrotschwanz über längere Zeit beim Singen beobachten. Es schien, als wolle er mit seinem kratzigen Gesang den ziemlich störenden Verkehrslärm übertönen. Als ursprünglicher Bewohner der Felslandschaften, hat der Hausrotschwanz in den Städten einen Ersatzlebensraum gefunden, welchen er an vielen Orten nutzt. Wie die Spatzen ist der Hausrotschwanz aber auch auf Insekten als Nahrung und somit auf Grünflächen, wo sich diese entwickeln können, angewiesen.
Nach den Ausführungen zum Hausrotschwanz durch Patrick hatten wir uns eine Pause verdient, die wir mit Blick über die Stadt und den Zürichsee auf der Terasse über der Kantonsschule Stadelhofen genossen.

Der Mauersegler verbringt die ersten zwei Lebensjahre in der Luft!

Auf dem Rückweg zum Bellevue liess sich dann nochmals ein wunderschönes Hausrotschwanzmännchen beim Singen beobachten. Sein kratziger Gesang, der hoffentlich den meisten im Gedächtnis bleibt, rundete die Exkursion in der Zürcher Innenstadt ab.

An dieser Stelle möchte ich noch den Dank der Stadtpolizei Zürich an die GrundkürslerInnen weitergeben. Nachdem ich der Polizei das Fahndungsprotokoll übergeben hatte, konnte diese die "schwarz-graue Bande" von Dohlen endlich finden.

Bericht: Jonas Landolt.

Mittwoch, 7. April 2010

Osterlager Westschweiz, 2. - 5. April 2010


Tag 1, 2. April 2010
Etwas enttäuscht waren die meisten der acht Natrixler schon, als sich um 11 Uhr auf den kümmerlichen Sandflächen in Yverdon-les-Bains keine einzige Limikole (und somit auch kein Seeregenpfeifer, der Tag zuvor noch gemeldet wurde) blicken liess. Abgesehen von zwei Eisvögeln und einigen Löffelenten herrschte auch in der übrigen Mujon-Bucht gähnende Leere. Immerhin verkürzte uns ein treuer vierbeiniger Zeitgenosse (wieso überrascht uns ein Vorfall mit Hunden in der Kombination „Natrix – Yverdon-les-Bains“ nur wenig? Vergleiche hierzu auch Tag 2) das Warten auf spannendere Arten: eine geschlagene Viertelstunde starrte dieser unentwegt den unschuldig den See absuchenden Dennis an, bis sein wutentbranntes Herrchen aggressiven Schrittes daher getrampelt kam und mit „Viens ici“-Rufen zum sofortigen Gehorsam aufrief. Zuvor hatten wir die Promenadenmischung nur mit ungläubigen „Ja, bitteeeeeeeee?“bedacht und uns laut gefragt, was denn an Dennis so ungeheuer faszinierend sein kann … ;-).

Ja, bitteeeee?

Bald war unsere Aufmerksamkeit aber wieder auf die lokale Avifauna gerichtet, denn zwei Alpenstrandläufer, ein Schwalbenschwarm, drei Heringsmöwen, eine überfliegende Schwarzkopfmöwe und ein mysteriöser Seetaucher luden im Verlauf der folgenden Stunden zum längeren Verweilen ein. Zwischenzeitlich trudelten auch David und Nikolai ein, wobei eine angeregte Diskussion über die Artzugehörigkeit des Gavia spec. im zweiten Kalenderjahr entstand, welcher nach langem Hin und Her und der Konsultation eines pdf-Artikels (i-Phone sei Dank!) über die Bestimmung von Pracht- und dem neulich vermehrt in Europa auftauchenden Pazifiktaucher als Prachttaucher angesprochen werden konnte. Das angestrengte Absuchen des Sees brachte neben dieser Gewissheit auch weitere Besonderheiten aus dem hohen Norden: auf einen Eistaucher im Schlichtkleid folgten zwei Sterntaucher, und mind. ein Prachttaucher im prächtigen Prachtkleid (es lebe die schlechte Alliteration!).

Das Osterwochenende dürfte mit max. 14 Natrixlern als das das bezüglich Teilnehmerzahl grösste Lager in die Vereinsgeschichte eingehen. Die engen Platzverhältnisse in den Fahrradabteilen der Züge brachten es mit sich, dass die Gruppe gestaffelt via Ste-Croix nach L’Auberson vor der schweizerisch-französischen Grenze reisen musste. Aus dem Zug versüsste eine prächtige Aussicht über das Schweizer Mittelland inkl. Neuenburgersee und über Teile der Alpen dem Fahrgast die Fahrt ins „Watch Valley“ (gern geschehen, Schweiz Tourismus).

Aussicht aus dem Regionalzug nach Ste-Croix

In der Unterkunft „La Grange“ wurden zuerst einmal Pingpong-Tisch und Töggelichaschte (baby foot, sprich: I babifut I) eingeweiht, ehe gemütlich u.a. Gaufrettes du Jura, Studentenfutter, Tuc, Früchte und nicht zuletzt d i e Gaumenfreuden des Abends, Waffeln mit Senf resp. Gravensteiner mit Senf, an Pingpongtisch Nummer 2 zum Z‘nacht eingenommen wurden .

Dominic auf kulinarischen Abwegen: pomme à la moutarde

Kurz bevor die Dämmerung vollends über die noch Schnee bedeckten Hänge hereinbrechen sollte, machten wir uns in Richtung der artenreichen Wälder an der französischen Grenze auf. In der Heimat von Eule und Raufusshuhn angekommen begrüsste uns ein Schwarzspecht mit seinem ganzen Spektrum an Rufen, und über die Lichtung flog ein adulter Wanderfalke mit Beute in den Fängen. Danach hiess es sich in Geduld und Stillsein üben, bis uns *Mänu (vollständiger Name den Teilnehmer bekannt) per Telefon darüber in Kenntnis setzte, dass nur ein Waldweg weiter unten ein Raufusskauz nicht nur ausgezeichnet gehört, sondern sogar bestens gesehen werden konnte. Hoffnungsvoll nahm die Gruppe eine kleine Wanderung ins schöne Frankreich unter die Füsse, und konnte unter *Mänus mehrfachem „sensationell“ an einer wohl einzigartigen Beobachtung teilhaben: nur wenige Meter vor uns sang ein Raufusskauz in einer Tanne und liess sich dabei wunderbar beobachten und von unserer Anwesenheit offensichtlich kaum stören. Auch wenn das Licht für gute Bildaufnahmen nicht mehr weit reichte, sagt folgendes Foto wohl mehr als tausend Worte:

Ein sensationeller Raufusskauz, Foto Jakob Hochuli

Zurück der Schweiz konnten leider nur zwei Teilnehmer den typischen Balzgesang einer Waldschnepfe vernehmen, doch allen führten mind. drei weitere singende Raufusskäuze auf kleinem Raum den ungewöhnlichen Artenreichtum und die bemerkenswert hohe Bestandsdichte seltener Arten vor Augen. Nach der Rückkehr in die Unterkunft gönnten sich die einen vor dem Zubettgehen Abendessen Nummer 2, während sich die anderen in Tischfussball oder Rundenlauf (darunter auch Lord of the Beans aka Merlin) duellierten.

Tag 2, 3. April 2010
Eine Frühexkursion ins Gebiet des Vorabends sollte uns und unserer Lagerartenliste weitere Charakterarten der Jurawälder bescheren, und so fuhren wir nach 6 Uhr mehr (oder v.a.) weniger wach gen Grenzland zu. Einige Drosseln, eine Heckenbraunelle und Gimpel waren die ersten beobachteten Arten und liessen sich von Dennis‘ listig getarntem gelbem Umhang nur wenig stören; Reh und Waldbaumläufer kam neben weiteren Waldarten später hinzu.

Studies in Advanced Camouflage Techniques – brought to you by Dennis

Während der grösste Teil der Gruppe mit David die Runde vollendete und das empörte Rufen eines Sperlingskauzes vernahm, entschieden sich Dennis, Dominic und Patrick für eine Abkürzung, da noch das Klären einiger Formalitäten mit dem Besitzer der Unterkunft auf dem Programm stand. Dabei mussten sie auf kalte Art und Weise erfahren, dass die Schneemenge auf den Wegen stark variieren und auch trotz fortgeschrittenen Frühlings noch sehr hoch sein kann:

Dominic (ver)sinkt - Dennis trägt's mit Fassung

Nach einem unterschiedlich opulenten Frühstück teilte sich die Gruppe für die Weiterreise in Richtung Ins erneut auf, wobei hier nicht nur logistische Überlegungen, sondern vor allen Dingen die Aussicht auf das luftige Hinabsausen von Sainte-Croix nach Yverdon-les-Bains mit eine Rolle spielte. Die erste Gruppe stiess in Ins auf Kasimir, und erledigte im örtlichen Coop die Einkäufe. Sehr zum Entsetzen der älteren Mitglieder dröhnte diesmal kein nasal-bernerisches „Gitzii a Ooschtere“ aus den Lautsprechern des Detaillisten. Vielleicht war dies der Grund, dass wir Mengen einkauften, die wir kaum zu sechst ins fünf Kilometer entfernte Ins verfrachten konnten. Es war aber wohl eher der Glaube, die „Hangsauser“ würden nur eine Stunde versetzt in der Kapitale des Grossen Moos eintreffen. Da diese Sportskanonen aber Cugy mit Payerne verwechselten und daher den Anschlusszug nach Ins verpasst hatten, waren Dennis, Kasimir, Eric, Merlin, Simon und Patrick u.a. mit 18 Litern Milch und 12 Brotlaiben auf sich allein gestellt. Mit etwas Organisationstalent und vor allem Müh und Not gelang es uns aber, alle Einkäufe heil ins heimelige und wie immer kalte Fanelhaus zu transportieren. Nach dem Eintreffen der Odysseefahrer (welche im Übrigen in Yverdon um eine gehässige Auseinandersitzung mit aufgebrachten Hundebesitzern reicher geworden waren: „c’est la plage des chiens!“) lockte trotz aufkommenden Regens der Gemshoger, von wo aus eine späte Saatgans, mehrere Mittelsäger, Schafstelzen, eine Rohweihe, ein Pärchen Schwarzkehlchen, eine Eiderente, ein Rohrschwirl, Beutel- und Bartmeisen sowie ein Rotschenkel beobachtet werden konnten.

Kleiner Mann Kasimir mit grossem Fernrohr – keiner zu klein, …

Nach Salat, Risotto, Waffeln (heute mal ohne Senf) und natrixtypischen Tischgesprächen über Bairdstrandläufer, Susannes und die Welt legten wir uns in Vorfreude auf den morgigen Tag, welchen wir ganz im Grossen Moos zubringen können würden, schlafen.

Tag 3, 4. April 2010
Die Frühmorgenexkursion auf den Berner Turm verlief spannend und erfolgreich. Auf den Inseln zog insbesondere eine Uferschnepfe die Aufmerksamkeit der Natrixler auf sich, ehe sie mehrere Runden drehte und sich über unsere Köpfe hinweg aus dem Staub machte. Aus dem Schilf erklang an mehreren Orten der Gesang des Schilfrohrsängers, der hier zwar (noch) nicht brütet, auf dem Durchzug aber des öfteren auch schon mal einige Strophen zum Besten gibt. Jonas konnte mit seinem Richtmikrofon auch einen frühen Feldschwirl lokalisieren; weiter verrieten mehrere Beutelmeisen und ein Biber geräuschvoll ihre Präsenz. Letzteren vermochten den meisten nur noch zu hören, wie er mit seinem brettartigen Schwanz auf das Wasser aufschlug und im Kanalsystem des Fanels verschwand. Auf eine weitere der doch eher seltenen Biberbeobachtungen brauchten wir aber nicht lange zu warten, denn auf der anschliessenden Tour zum Gemshoger bot sich einigen der Anblick eines erstaunlich relaxt-coolen Bibers längs des Weges, der sich sogar filmen liess, bis es ihm irgendwann zu bunt wurde:

Biberbeobachtung im Fanel, beide Fotos Fabian Ducry

Ferner gelangen uns u.a. schöne Beobachtungen von Meisen, die gar keine sind (Bart- und Beutelmeise), einer Heringsmöwe, der noch stets rumlungernden Saatgans, Brandgänsen und acht teils balzenden Mittelsägern. Am frühen Nachmittag war die Chrümmi bei Kerzers das erklärte Ziel, wobei wir keine Hast hatten, dorthin zu gelangen – zu spannend waren die Witzwiler Felder. Unweit des Fanelhauses zeigten sich Feldhasen mal von ihrer ruhigeren, mal lebendigeren Seite:

Feldhasen in der Witzwiler Feldflur, beide Fotos Fabian Ducry

Etwas weiter gegen Ins beschäftigten zwei Kampfläufer in einem Trupp Grosser Brachvögel, drei Heringsmöwen, ein Weissstorch Steinschmätzer, Schafstelzen und drei aus voller Kehle singende Grauammern Beobachter, Fotografen und vermehrt auch Filmer, die sich in der Natrix in letzter Zeit massenhaft zu vermehren scheinen und nun folgendes Schlüsselbundklirren in die heimische Stuben bringen:



Singende Grauammer, Witzwil, Film Jak
ob Hochuli

Nachdem uns Jonas und Eric gen Zürich verlassen hatten, zogen gleich zwei weibliche Kornweihen alle Blicke sowie Fabians Objektiv auf sich:

Eine von vier Kornweihen des Tages, hier nahe Ins, Foto Fabian Ducry

In der Chrümmi machte sich zuerst etwas Langeweile breit: nirgends war eine Limikole auszumachen, und ausser einer Kornweihe und einer Löffelente war nichts Erwähnenswertes zu sehen. Gerade als wir die beobachterische Arbeitslosigkeit für ein endlich fälliges Gruppenfoto nutzen wollten, hatte Joris das schon an den Vortagen aus dem Gebiet gemeldete Blaukehlchen gefunden. In voller Kameramontur postieren wir uns vor einer kleinen Gebüschgruppe, wo der Vogel gesehen wurde. Wir wurden keineswegs enttäuscht: nach kurzer Zeit präsentierte sich das Blaukehlchen den erstaunten und erfreuten Beobachtern auf wenige Meter bei der Nahrungssuche und immer wieder singend am Boden. Den Fotografen und „Filmern“ gelangen einige Aufnahmen, welche die Aussergewöhnlichkeit und Schönheit dieser Beobachtung zumindest ansatzweise zu illustrieren vermögen:

Fideles und ganz offensichtlich Weisssterniges Blaukehlchen, Chrümmi, Foto Dennis Riederer



Singendes Blaukehlchen, Chrümmi. Reminder für den nächsten Chrümmi-Besuch: Gartenschere mitnehmen...

Die Gruppe nach einer tollen Blaukehlchenbeobachtung, Chrümmi, Foto Fabian Ducry

Nach diesem weisssternigen Höhepunkt und obigen Gruppenfoto suchten wir andernorts im Grossen Moos nach einer weiteren Eulenart, dem Steinkauz. Leider gelang es nur einem Teil der Gruppe, den Vogel vor „seinem“ Schuppen zu Gesicht zu bekommen, ehe er rasch ins Innere verschwand. Auf dem Rückweg ins Fanel ergänzte ein männlicher Gartenrotschwanz die Liste geflügelter Frühlingsboten. Ein Teil der Gruppe versuchte nochmals das Glück auf dem Gemshoger, und wurde u.a. mit einer Beobachtung von Regenbrachvögeln belohnt. Im Haus schafften es Dominic, Fabian und Patrick in einem logistischen Kraftakt, vier Kilogramm Spaghetti, mehr als ein Kilogramm Gemüse und 2,1 Liter Tomatensauce bei begrenzter Pfannenauswahl zu einer Mahlzeit zu verarbeiten. Nach Salat, eben jenem Spaghettigericht, und einer grossen Schüssel Schoko-Crème zum Nachtisch waren die jüngeren Mitglieder zwar etwas überessen, deswegen aber nicht minder abenteuer- und entdeckungslustig. Zusammen mit Simon und Fabian begaben sie sich mit Taschenlampe und Fahrrad ins Dunkel der Nacht auf die Suche nach Schleier- und Waldohreule. Zwei Individuen der ersten Art liessen sich auf den Feldern den Lichtverhältnissen entsprechend schön beobachten. In der Zwischenzeit suchte Dominic angestrengt nach einer Lösung für die nicht gerade gering ausgefallenen Spaghettiresten. Bald erklang ein mechanisches Drehgeräusch durch das Haus, und Dominic vermixte unser Nachtessen zu einem Brei infusionsgerechter Konsistenz.

Die kulinarischen Abwege nehmen immer groteskere Formen an...

Mögliche Pläne zur Verarbeitung des Breis in Form eines mit Käse überbackenen Gratins mussten am morgigen Tag aus zeitlichen Gründen (leider?) verworfen werden… Mittlerweile kehrten auch die erfolgreichen Eulensucher zurück, und nach einem grösseren Effort mit Geschirrbürste und Abwaschmittel legte sich irgendwann spät in der Nacht Ruhe über das noch stets kühle (ca. 13 Grad) Haus auf dem Anstaltsgelände Witzwil.

Tag 4, 5. April 2010
Nach Eulensuche und kulinarischen Grenzerfahrungen gingen wir den letzten Morgen gemütlich an, frühstückten ausgiebig und brachten das Fanelhaus wieder zum Glänzen. Den Rest des warmen und frühlingshaften Tages verbrachten wir auf dem Gemshoger, wo wir nebst „Altbekanntem“ wie Rohr- und Kornweihe, Beutelmeisen und Regenbrachvögeln auch ein Grünschenkel und eine Klappergrasmücke vor die Linse bekamen. Ein Teil der Gruppe zog es zum Abschluss des Lagers nochmals ins Hinterland, wo zu guter Letzt auch die letzten Teilnehmer das pummelig-behäbige Käuzchen beobachten konnten und zufrieden nach Hause reisten. Der Gaiser Fraktion gelang beim Halt im Zürcher Hauptbahnhof sogar noch die Beobachtung eines Fischadlers, und das trotz abendlicher Stunde und nicht gerade tief hängender Wolken ;-).


Text und Bilder ohne Vermerk des Fotografen: Patrick Mächler