Samstag, 4. Dezember 2010

Wasservogel-Exkursion nach Rapperswil SG und ein kurzer Abstecher nach Olten SO...

Eric, unser heutiger Leiter, führte uns nach Rapperswil SG. An einen Ort, an dem ganzjährig interessante Beobachtungen durchgeführt werden können. Die heutige ornithologische Bobachtungsgemeinschaft bestand wieder einmal aus vielen Teilnehmenden, leider jedoch nur aus einem jungen: Neben Nico, dem heute jüngsten Natrixler, mussten sich die Vögel auch auf Eric, David, Patrick, Merlin, Diana,Fabian D. und mich gefasst machen.

Als wir gegen halb zehn Uhr bei wunderschönem Winterwetter in Rapperswils Hafengelände standen, jagten auf dem Wasser zwei Zwergmöwen, die abgesehen von einer Gruppe Eiderenten jedoch die einzigen nennenswerten Arten auf dieser Seeseite blieben. So begaben wir uns auf den Holzsteg. Leider waren uns auch hier keine Beobachtungen seltener Arten vergönnt, doch erfreuten wir uns an fotogenen Schnatterenten, hübschen Zwergtauchern, majestätischen Eiderenten, Schellenten und Mittelsägern. In unseren Augenwinkeln durchquerte etwas Weisses den stahlblauen Himmel. Bei genauerem Hinschauen bestimmten wir es den Vogel als Singschwan, eine Art, die am Bodensee im Winter häufig zu sehen ist, für den Zürichsee jedoch ein relativ seltenes Vorkomnis darstellt. Später wurde die Gruppe von Simon komplettiert, der uns erzählte, er habe den Singschwan weiter westlich am See auch noch beobachtet.

Gegen Mittag liessen wir uns beim schneebedeckten Volleyballfeld nieder, wo wir nicht nur eine kleine Verpflegung einnahmen, sondern auch unsere Verspieltheit zu Tage brachten. Auf ein bescheidenes „Habicht-Fangis“ folgten erbitterte Schneballschlachten. Erst als alle bis auf die Haut von Schnee durchnässt waren, flachte die Kampflust allmählich ab.

Konspirative Sitzung der Swarovski-Elite. Die Besitzer fechten währenddessen eine gnadenlose Schneeballschlacht aus.

Trotzdem verging das Herzklopfen nicht, denn ein Natel nach den anderen erhielt eine verlockende Mitteilung. Da stand nämlich auf dem Bildschirm: SMSMA>Now Goldhähnchenlaubsänger/Pouillot de Pallas, Olten, 100m unterh. BHF an Aare, DH, 100%. Mit anderen Worten: Dominik Hagist hatte in Olten soeben einen Erstnachweis für die Schweiz entdeckt!So warteten wir auf den nächsten Zug Richtung Zürich HB, wo wir auf den Zug nach Olten umstiegen. Fünf Viertelstunden nachdem wir Rapperswil verlassen hatten, verliessen wir in Olten den Zug und hetzten an die nahe gelegene Aare. Hier waren wir nicht die Einzigen: Rund 50 Beobachter bewegten sich synchron der Böschung am Aareufer hin und her. So schlossen wir uns der Menge an und sahen bald den kaum zehn Zentimeter langen Vogel, der innert Kürze die Aufmerksamkeit der halben Schweizer Ornithologenszene auf sich gezogen hatte: Den Goldhähnchen-Laubsänger!

Die Schweizer Orniszene in Begeisterungsstürmen - die Natrix mitten drin.

Das wunderschöne Individuum, das uns mit seiner Schönheit nur so überwältigte, zeigte sich mit seinem attraktiven Scheitelstreif, dem goldenen Überaugenstreif, den zwei parallelen Flügelbinden und dem hellen Bürzel, kombiniert mit dem schönen Grünton des Federkleides, von seiner besten Seite!

Wieder einmal "sensationell": ein Goldhähnchen-Laubsänger aus der sibirischen Taiga, unweit des Bahnhofbuffets Olten.

Als das Abendrot unsere Augen blendete, dachten wir allmählich wieder an den Heimweg. An den Heimweg eines Tages, an den wir uns noch lange erinnern werden!

Bericht und Fotos: Jakob Hochuli