Sonntag, 13. März 2016

NDS: Raritätensuche in der Region Krümmi

Nach fünf Jahren war es wieder einmal Zeit für ein sogenanntes NDS (Abkürzung für neudeutsch Natrix Dynamic System). Erst am Tag davor wählten wir unser Beobachtungsziel. Die Entscheidung fiel aufs Berner und Freiburger Seeland. 
Um 7.45 Uhr warteten 15 topmotivierte Natrixler am Treffpunkt in Zürich. Da bei der Wahl des Beobachtungsortes eines NDS-Anlasses das Auftreten seltener Arten eine entscheidende Rolle spielt, waren die Erwartungen hoch. Mit dem Zug ging es dann über Bern nach Müntschemier. Dort angekommen trübte der starke Wind etwas unsere Hoffnung, viele spannende Arten zu sehen.

Vom Bahnhof machten wir uns auf Richtung Obermoos. Dort suchten wir die Felder ab und es vergingen keine fünf Minuten, bis ein "Sumpfohreule!" die Stille der konzentrierten Beobachter durchbrach. Auf etwa 600 Meter Distanz konnten alle Natrixler die seltene Eule, welche von zwei Rabenkrähen verfolgt wurde, für etwa eine halbe Minute beobachten, ehe sie in einem Graben Zuflucht suchte. Für die meisten war es das erste Mal überhaupt, dass sie eine Sumpfohreule beobachten konnten - für alle ohne Zweifel das erste Highlight des Tages!

Nicht alle mögen sie - die Natrixler aber definitiv: eine der im Grossen Moos überwinternden Sumpfohreulen beim Versuch, eine lästige Rabenkrähe loszuwerden.

Der Krümmi entlang liefen wir in den unteren Bereich des Obermooses. Unterwegs waren elf Rehe, darunter drei Rehböcke, die aufregendste Beobachtung. 

Die Rehe im Grossen Moos zeigen ein anderes Verhalten als die meisten Artgenossen in den übrigen Teilen des Landes. Sie leben die meiste Zeit in der offenen Feldflur, weit weg vom Schutz des Waldes.

Unten angekommen verbrachten wir einige Minuten mit der Hoffnung, dass die Sumpfohreule erneut auftaucht. Leider blieb sie für den Rest des Tages verborgen. Immerhin zeigte sich ein Kornweihenweibchen im typischen Jagdflug:

Im eleganten Suchflug: Frau Kornweihe.

Als alle ihr Znüni gegessen hatten, setzen wir unseren Weg Richtung Hinteres Horn fort. In der Höhe entdecken wir einen Kiebitztrupp. Diesen inspizierten wir genau, da sich in dieser Jahreszeit gerne auch andere Limikolen daruntermischen. Das Absuchen war von Erfolg gekrönt: Vier Kampfläufer sowie ein seltener Goldregenpfeifer drehten mit den Kiebitzen eine Runde und landeten an einem kleinen Weiher. Die Limikolen waren zwar weit weg gelandet, aber trotzdem konnte jeder durchs Fernrohr den Goldregenpfeifer bewundern. 

Immerhin ein Indiz, dass der Frühling unterwegs ist: ein Goldregenpfeifer unter Kiebitzen.

Wer gerade an die richtige Stelle schaute, hatte zudem das Glück, einen Feldhase zu sehen, der sich aber sogleich wieder im hohen Gras versteckte. Nach diesen äusserst erfolgreichen Stunden suchten wir einen windgeschützten Schuppen auf, um uns unser wohlverdientes Mittagessen schmecken zu lassen. 

Endlich etwas Ruhe vorm Wind - und endlich was Ordentliches zu essen!

Einige besonders harte Natrixler liessen sich von dem stärker werdenden Wind nicht aufhalten und suchten um den Schuppen das Gelände ab. Ausser ruffreudigen Goldammern gab es jedoch nicht viel zu sehen.

An einem Kanal entlang gingen weiter zur Krümmi, bis uns ein toter Graureiher im Kanal aufhielt. Da es auch mehrere Federsammler unter uns gibt, war das Interesse an dem Kadaver gross. Es sah schon etwas seltsam aus, als Samuel den Kadaver des mächtigen Vogel an den Weg schleppte:

Ganz ohne Berührungsängste auf Tuchfühlung mit Herrn/Frau Graureiher (Gott hab ihn selig): unser Sämi.
Foto: Flurin. 

Dort konnte sich jeder ein persönliches Feder-Souvenir ergattern. Als der Graureiher wieder der Natur überlassen wurde, sahen wir einige lebendige Artgenossen und drei Silberreiher darunter. 
Am Weiher der Krümmi machten über 70 Pfeifenten mit Rufen auf sich aufmerksam. Darunter entdeckten wir auch zwei Löffelenten. Zufrieden konnten wir langsam unsere Route Richtung Bahnhof Müntschemier fortsetzten und uns dort in den warmen Zug setzen. Damit fand dieser fantastische Tag, der uns bestimmt noch einige Zeit in Erinnerung bleiben wird, aller Müdigkeit zum Trotz einen gemütlichen Abschluss.

Bericht und Bilder ohne Vermerk des Fotografen: Samuel Betschart.