Montag, 9. April 2012

Osterlager im Groosen Moos, 6.-9. April 2012

Wie jedes Jahr stand auch diesmal wieder das Fanellager auf dem abwechslungsreichen Programm der Jugendgruppe Natrix. Ein Osterwochenende, das jedes Jahr mit vielen schönen Beobachtungen aufwartet.
 
Erster Tag: 06.04.2012
Nach der entspannenden Zugfahrt nach Ins wurden sofort die Feldstecher und Fernrohre ausgepackt, wollten wir doch keinesfalls einen rastenden Steppenkiebitz – wie ihn Simon auf der Einladung prophezeit hatte – verpassen. So begannen wir, von Ins in Richtung Fanel zu radeln. Unsere erste richtig beobachtete Art war sogleich auch die seltenste des gesamten Fanellagers: ein adulter Kranich zeigte sich von unserer Anwesenheit nicht gestört und konnte auf etwa 20 Meter gut beobachtet werden.
  
Der erste Höhepunkt unseres Lagers: ein adulter Kranich.
Nachdem alle den Kranich ausführlich bewundert hatten, ging es weiter zur Fruchtschür, wo wir uns eine Schleiereule erhofften. Leider war in der Scheune ausser ein paar Strassentauben nichts auszumachen. Dafür konnten wir rund um den Hof nicht weniger als vier Grauammern und zwei adulte Heringsmöwen beobachten. Der weitere Weg wies ausser einem Turmfalkenmännchen, das rüttelnd nach Nahrung suchte, nichts Besonderes mehr auf. Endlich angekommen, mussten wir leider vor verschlossenen Türen warten, da Simon, unser Lagerleiter, den Schlüssel für Fanelhaus und Berner Turm in der Strafanstalt Witzwil abholen musste. Als die Türe dann geöffnet worden war, legten wir vorerst nur unser Gepäck nieder, um sofort auf dem Berner Turm nach unseren gefiederten Freunden Ausschau zu halten. Die Ausbeute konnte sich sehen lassen: gleich vor dem Turm konnten vier Knäkenten in Gesellschaft von acht Löffelenten beobachtet werden. Ausserdem zogen zwei Weissstörche, drei Kiebitze und fünf Rohrweihen vorbei. Dazu posierten vor dem Fanelhaus noch eine Maulwurfsgrille und eine Zauneidechse für das Foto-Shooting.

Eine Maulwurfsgrille posiert zum Fotoshooting.
 Wir beschlossen früh zu essen, damit wir den Abend für das Chablais de Cudrefin frei hatten und nicht zuletzt auch, um unsere knurrenden Mägen zu befriedigen. Nach amüsantem Kochen, Simons Kochkünste à la „Seit wann kocht man Spaghetti nicht im kalten Wasser?“ oder „Wieso muss man Salz ins Spaghetti-Wasser geben?“ inbegriffen, konnten wir unsere erste warme Mahlzeit, Spaghetti mit Tomatensauce, einnehmen.

"Unter gelegentlichem Umrühren al dente kochen."
- Simon: "Umrühren, was ist denn das?"
Bild: Jonas Landolt
Den Abend schlossen wir  mit der CdC-Exkursion (Abkürzung für Chablais de Cudrefin) ab. Als Folge des hohen Wasserstandes gab es fast keine Sandbänke. Deshalb auch nicht erstaunlich, dass wir nur drei Limikolenarten sahen, nämlich eine Uferschnepfe, drei Regenbrachvögel und etwa 150 Grosse Brachvögel, welche das CdC als Schlafplatz nutzten. Nach dieser Abendexkursion und einigen amüsanten „Arschlöchle“-Partien (ein Kartenspiel) ging es dann mit tollen Erinnerungen an Kranich, Uferschnepfe und co. in das weiche und warme Bett.

Zweiter Tag: 07.04.2012
Schon um sechs Uhr morgens piepste der Wecker – draussen regnete es. Nichtsdestotrotz gingen wir warm bekleidet Richtung Damm. Bezüglich Vögel konnten wir nichts Neues beobachten. Dafür konnten wir unsere Stimmenkenntnisse verbessern. Im Chablais-Wald konnten wir diverse Singvögel akustisch wahrnehmen. Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiedeten wir die in Richtung Camargue reisenden Natrixler, dies waren Eric, Jakob, Jonas und Dominic. Mit vollen Bäuchen und mit Lunch bepackt radelten wir los – die Felder vom Fanel bis in die Krümmi standen auf dem Programm. Bei der Fruchtschür konnten wir eine Schleiereule sehen. Wunderschön, aber leider gerupft L… Beim Birkenhofweiher konnte nichts Aussergewöhnliches festgestellt werden, bis uns plötzlich Simon zurückpfiff: beinahe hätten wir einen Wiedehopf übersehen. Wir konnten ihn pickend auf einem Feldweg beobachten.

Leider war auf keinem Acker irgendein spezieller Vogel anwesend, so kamen wir relativ schnell vorwärts. In der Krümmi wurden wir sogleich von einer singenden Grauammer sowie einer Hohltaube begrüsst. Aber da war ein kleiner, herziger Vogel, der allen anderen die Show stielte – was war das wohl? An einem anderen Ort im Grossen Moos konnten wir ein Steinkauzpaar beobachten. Eine wunderschöne Beobachtung dieses herzigen, niedlichen und zugleich grimmig ausschauenden Vogels.

Das herzige Steinkäuzchen.
In den Lüften konnten ein Sperber, eine Rohrweihe sowie zwei ziehende Weissstörche beobachtet werden. Nach einer Beobachtungpause von zumindest einem Mitglied – unserem Leiter – ging es zurück zum Fanelhaus.

Simon war letztes Wochenende wohl etwas zu viel im Ausgang…
Am Abend auf dem Gemshoger sangen in schöner Abendstimmung Kuckucke, Wasserrallen sowie Rohrschwirle. Bis zum Eindunkeln harrten wir, es war relativ kalt, aber trotzdem gemütlich, an diesem Ort aus. Zurück im Lagerhaus stand dann wieder „Arschlöchlen“ auf dem Programm, wobei anzumerken ist, dass einige „brave“ Lagerteilnehmer auch schon früh ins Bett gingen, um dann am Morgen mit neuen Kräften auf Entdeckungstour zu gehen.

Dritter Tag: 08.04.2012

Morgens auf dem Gemshoger konnten wir fünf Schwarzkopfmöwen beobachten. Leider bekamen wir am Nachmittag heraus, dass wir morgens eine Weissbartseeschwalbe verpasst hatten – Oli hatte am Morgen sogar noch etwas von einer eher dunkleren Seeschwalbe gesagt… Mit den Gedanken beim knusprigen Frischbackzopf trauerten wir dieser verpassten Art nicht lange nach, sondern gingen etwas müde – die bereits vergangenen zwei Tage powerbirding waren nicht spurlos an uns vorbei gegangen – ins Fanelhaus zum Frühstücken zurück.

Wir beschlossen wegen der Müdigkeit einiger Teilnehmer – Dennis und Simon haben zwei ganze Stunden tagsüber geschlafen – keine grosse Velotour unter die Räder zu nehmen, sondern gemütlich ins Naturschutzzentrum La Sauge zu gehen. Dort kann man nämlich auf kleinem Raum eine erstaunliche Vielfalt an Tieren sehr nahe (in Beobachtungshütten) beobachten. Es zeigten sich ein Waldwasserläufer, eine Pfeifente sowie zwei Graugänse. Zwischendurch konnten wir uns auch die Ausstellung über die Wiederansiedelung von der Sumpfschildkröte ansehen.

Nachdem wir das Naturschutzzentrum für ausgekostet erklärt hatten, gingen wir nochmals auf den Damm. Das Highlight waren vier balztolle Mittelsäger, welche sich nicht weit von uns präsentierten. Auf dem See konnten wir keine Vögel mehr ausmachen, nur zwei Prachttaucher, welche wegen der grossen Distanz nicht 100%ig als solche bestimmt werden konnten. Nachdem unsere Finger definitiv abgefroren waren, gingen wir ins Fanelhaus zurück, wo sich die einen rundherum mit Fotografieren beschäftigten und die anderen im gemütlichen Bett schliefen. Am Abend ging es dann auf den Berner Turm. Dort konnten wir im Dunkeln Bekassinen und Wasserrallen hören. Das von Julien auf dem Neuenburger-Turm gehörte Kleine Sumpfhuhn konnten wir trotz gespitzten Ohren nicht hören. Auf dem Weg zurück ins Fanelhaus konnten wir unsere Liste noch um eine singende Waldohreule erweitern.

Vierter Tag: 09.04.2012

Am Morgen teilten wir uns in zwei Gruppen auf: Valentin und Merlin gingen auf den Damm; Meo, Oli, Yanick und Flurin auf den Gemshoger. Dennis und Simon schliefen aus… Viel konnten wir nicht sehen. Nur die immer schon dagewesenen Bartmeisen, Pfuhlschnepfe und Grosse Brachvögel. Das Highlight war wohl das Tüpfelsumpfhuhn, welches leider nur Valentin und Merlin etwa zehn Meter entfernt zu Gesicht bekamen.

Nach einem intensiven Fanelhausputz sowie einer heftigen Kissenschlacht mussten wir uns leider schon wieder auf den Bahnhof Ins für die Rückreise begeben.

Für den Bericht: Merlin Hochreutener.
Bilder ohne Vermerk des Fotographen: Merlin Hochreutener.

Keine Kommentare: