Sonntag, 1. September 2013

Limikolen statt Heuschrecken - Ersatzexkursion an den Klingnauer Stausee

Da Bucheli & Co. für den Monatsanfang in der Nordostschweiz Gewitterzellen prognostizierten, entschieden wir uns schweren Herzens, die geplante Heuschreckenexkursion auf dem Randen auf das kommende Jahr zu verschieben. Als Ersatzprogramm wurde von den Teilnehmern eine Exkursion an den Klingnauer Stausee im Aargau gewünscht - ein Klassiker, der in den Tagen zuvor wieder einmal mit einigen ornithologischen Besonderheiten aufwarten konnte.

Bevor wir uns auf die Suche nach Sumpfhühnern und Limikolen begeben konnten, mussten die artig am Treffpunkt wartenden Szymon, Meo und Patrick aber einige Kitzelattacken von Sontje und Gian-Luis überstehen, da diese ihr zweitliebstes Steckenpferd nach der Vogelbeobachtung ganz offensichtlich noch nicht abgelegt hatten ;-) Dennis, Merlin und Andri, der zum ersten Mal auf einer Natrixexkursion mit dabei war und bei uns "schnupperte", komplettierten die Gruppe erst auf dem Gleis und blieben daher von Schlimmerem verschont (aus unerfindlichen Gründen sollten Meo und Patrick auch im weiteren Verlauf der Exkursion Hauptopfer von Sontje und Gian-Luis bleiben).

Via Baden und Döttingen gelangten wir an den Stausee, wo sich in Form von Grossen Brachvögeln und Bekassinen schnell die ersten Limikolenarten bei der typischen Nahrungssuche auf Schlick beobachten liessen. Meo entdeckte in weiter Ferne sehr wahrscheinlich ein (das schon gemeldete?) Kleine(s) Sumpfhuhn, die Beobachtungsdauer und Distanz machten eine sichere Bestimmung aber leider unmöglich. Vom Turm aus konnten wir zwar einen guten Überblick über das Gebiet erhalten, allzu viel Besonderes gab es aber nicht zu sehen. Ein Eisvogel pfeilte vorbei, ein einzelner Silberreiher dagegen stand stoisch im Flachwasser. Als einige Jungornithologen von vermeintlich taubstummen älteren Zeitgenossen händisch zur Seite "gebeten" wurden, befanden wir Älteren die Zeit für reif, unsere kleine Wanderung fortzusetzen. Von den vereinzelten Lücken aus, die im Vegetationssaum um den Klingnauer Stausee noch übrig sind, konnten wir viele neue Limikolenarten entdecken: Mehrere Kampfläufer, Alpenstrandläufer, zwei Bruchwasserläufer, drei Kiebitze und als Höhepunkt auch drei Sichelstrandläufer luden zum Bewundern und - im Falle der Strandläufer - auch zum Detailstudium ein (der nächste Graubrust-Strandläufer kommt bestimmt, es gilt also, vorbereitet zu sein ;-)). Musikalisch untermalt wurden diese Beobachtungen vom unablässigen Rufen der Grünschenkel, die mindestens zu neunt anwesend waren und sich und der Welt aus irgendeinem Grund ungeheuer viel mitzuteilen hatten. Bei diesen Beobachtungsstopps mussten wir dann unseren ersten Eindruck revidieren - "er" konnte tatsächlich sprechen. Nur scheint sich der ältere Herr dieser Fähigkeit nur ausnahmsweise bedienen zu wollen, wie etwa, wenn er bei der Strandläuferbestimmung mit seinem Latein am Ende ist... Nach der Beobachtung von einigen spannenden Entenarten (Spiessente, Löffelente, Brandgans) und gleich mehreren Tüpfelsumpfhühnern juckte es einigen Teilnehmern beim Anblick des invasiven Drüsigen Springkrauts in den Fingern und die Natrixler stellten bei einem Kurzarbeitseinsatz ihre Neophytenvernichtungstauglichkeit eindrücklich unter Beweis. Angesichts der grossen Mengen der aus Asien stammenden Pflanze konnten wir zwar nicht gerade viel ausrichten, für die herbstlichen Einsätze auf den Hegmatten sind wir aber ganz offensichtlich gewappnet. 

Neophytenbekämpfer in der Nähe des Einsatzortes.
Wir schlossen das botanisch-naturschützerische Intermezzo ab und marschierten weiter, bis wir kurz vor dem Bunker wieder eine ordentliche Übersicht über das Gebiet erhielten. Nach einem weiteren Tüpfelsumpfhuhn am Schilfrand und einigen Enten zeigten sich wie erhofft weitere Rallenarten. Neben zwei Wasserrallen posierte nämlich auch ein diesjähriges Kleines Sumpfhuhn - leider etwas verdeckt und nicht allzu lange - auf einem Holzstück, ehe es wieder ins Schilfdickicht verschwand. Daneben begeisterte auch eine Schwalbenschwanzraupe mit ihren Farben:

Raupe mit Weitblick.
Zusammen mit dem obligaten Wanderfalken auf dem Kormoranstrommasten in der Seemitte stellten diese Beobachtungen Höhe- und zugleich Schlusspunkt der Exkursion dar, mussten wir doch schon wieder nach Döttingen zurück, um rechtzeitig wieder nach Hause und ins Bett zu kommen. 

Auch er erwies uns die Ehre: der Klingnauer Wanderfalke.

Fotos: Merlin Hochreutener
Bericht: Patrick Mächler.

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