Die alljährliche
Generalversammlung wurde dieses Jahr speziell mit einer kleinen Exkursion nach
Rapperswil, einem ornithologisch ausgezeichnetem Gebiet am Zürcher Obersee, kombiniert. Dort gab es in den Tagen zuvor immer wieder spannende Arten wie
beispielsweise Mantelmöwe und Trauerente zu sehen. Aber nicht nur wegen
dieser Raritäten lohnt sich eine Exkursion nach Rapperswil. Auch die
ganzjährig anwesenden Eiderenten, spannende Grossmöwen und immer mögliche Entdeckungen
laden zu einem Besuch des Seedamms ein. Nach intensivem Birding stand die
offizielle GV auf dem Programm, welche dieses Jahr in der warmen Orni-WG von Dominic
und Jonas abgehalten wurde.
Gut
gelaunt kamen rekordverdächtig viele Teilnehmer pünktlich um 10:00 Uhr in
Rapperswil an und marschierten geradewegs Richtung Hafen, wo in den Vortagen
oftmals nicht nur häufige Mittelmeer-, sondern auch rare Steppen- und Silbermöwen
beobachtet werden konnten.
Die erste Besonderheit im Rapperswiler Hafen: eine junge Silbermöwe. |
Dort
angekommen kamen wir voll auf unsere Kosten: Zwei Steppenmöwen weilten
im Hafengelände und konnten eingehend studiert werden. Nicht nur ein
dreijähriges, in Polen beringtes Individuum zog faszinierte Blicke auf sich,
sondern auch ein fast ausgewachsenes Exemplar im vierten Winter:
Eine vom zwei Steppenmöwen im Hafen - abseits des Bodensees noch immer ein eher seltener Anblick! |
Nach
kurzer Repetition zur Bestimmung des Alters der beiden Tiere ging's in Richtung
Schloss, von wo aus man sich dank der erhöhten Position einen perfekten
Überblick über das ganze umliegende Gebiet verschaffen kann. Auf dem Weg
dorthin entdeckte Eric die weibchenfarbige Trauerente, welche zwischen der
Insel Ufenau und dem Seedamm intensiv nach Nahrung tauchte. Trauerenten überwintern alljährlich in der Schweiz, doch immer in geringen Zahlen. Als auch
der Letzte die quirlige Meeresente gesehen hatte, beschränkten wir uns auf die
Suche nach fünf Bergenten, die sich laut Meldungen in den Vortagen in der Bucht
tummeln sollten.
Wo wohl die Bergenten stecken? Foto: Jonas Landolt. |
Trotz intensiver Suche gelang uns keine
aussergewöhnliche Beobachtung, denn auch die am Vortag gesichtete Schwarzkopfmöwe liess sich nicht blicken. Sodann vernahmen
wir Rufe eines Kernbeissers und einiger Dohlen, welche sich im Schlossareal ihr
Brutrevier streitig machten. Trotz wolkenverhangenem Himmel blieben wir vom
Regen verschont und konnten die Suche getrost in Richtung Seedamm fortsetzen. Plötzlich
machten wir einen Schwarm von circa 120 Kiebitzen anhand ihrer breiten
Handflügeln hoch über uns aus. Sie flogen rasch „überhin“ (Patricks
Lieblingswort) Richtung Osten, ohne ihre unverkennbaren, melodischen Rufe von sich
zu geben. Nach vielen „wow, krass!"-Rufen zogen wir auf dem Holzsteg weiter bis
zur Kiesinsel in der Hoffnung, dort auf die überwinternde Mantelmöwe zu
stossen. Und prompt erblickten wir die grösste Möwe der Schweiz neben der
berühmt berüchtigten Geiermöwe – eine vorjährige Steppenmöwe mit einer extremen
Schnabelverformung, welche einem Geier stark ähnelt. Des Weiteren bestand
unsere Ausbeute aus einem Paar Spiessenten, einem Silberreiher, einem
männlichen Mittelsäger, 13 Eiderenten und gleich vielen überfliegenden Grossen
Brachvögeln, in der Insider-Natrixsprache „GBs“ genannt. Am Ende des
Stegs angelangt begrüsste uns ein „gschpässiger“ Ostschweizer Vogel lauthals
und verkündete, es seien einige Goldregenpfeifer im Nuolener Ried gesichtet
worden. Diese Neuigkeit nährte unsere Hoffnungen, doch noch eine Rarität selbst
zu entdecken (wir sind alle natürlich immer aufs Verlängern der doch so ausschlaggebenden Self-found-Liste bedacht ;-)),
und ermunterte uns, einen riesigen, im Frauenwinkel rastenden Trupp Kiebitze
genau zu durchkämmen. Erstaunlicherweise klickte es exakt 242-mal aus Dennis'
Richtung. Solch enorme Ansammlungen von Kiebitzen kommen im Binnenland ausschliesslich
zu den Zugzeiten vor und stellen eine Besonderheit dar. Leider nützte aber auch
akribisches Absuchen mit vereinten Kräften nichts und der aufkommende Hunger
musste mit Lunch an einer Wärme spendenden Feuerstelle gestillt werden. Nun,
Erics Nerven wurden wegen eines strangen Passanten-Aufhalters aufs Gröbste
strapaziert und mussten durch frühzeitiges Aufbrechen vor dem Zerreissen
gerettet werden.
Weibliche Überzahl am Bahnhof Pfäffikon. Foto: Jonas Landolt. |
Im Zug
erklang dann der Bienenfresserruf mit dem Update, es seien mindestens 120
Goldregenpfeifer im Raum Obersee umhergezogen. Etwas frustriert zogen wir uns
darauf in die warme Orni-WG zurück. Dort eingetreten erfüllte der Duft
leckerer Selina-Muffins die Wohnung. Wir bedanken uns ganz herzlich für ihr
kulinarisches Engagement!
Im
Anschluss an den Überblick über das letzte Vereinsjahr und die Finanzen wurde
der neue Vorstand gewählt. Neu als ExkursionsleiterIn integriert sind Selina sowie Merlin, den wir bedauerlicherweise nur über Skype zu Gesicht bekamen. Anschliessend wurde der ausgezeichnete, ehemalige Natrix-Präsident, David Marques, aus
dem Vorstand offiziell verabschiedet. Darauf präsentierten einige Mitglieder
ihre zehn spannendsten, besten und interessantesten Fotos aus dem Jahr 2013. Für den Abschluss hatte Jonas, der passionierte Flügelpräparator der Jugendgruppe,
ein Flügelquiz mit vielen Arten wie Bergfink, Kuckuck,
Waldschnepfe und Crex crex für uns vorbereitet.
Nach
diesem abwechslungs- und lehrreichen, aber auch anstrengenden Tag mussten wir
schon wieder den Rückmarsch antreten, um rechtzeitig am HB zu erscheinen.
Bericht und Fotos ohne Vermerk des Fotografen: Meo Sauter.
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