Sonntag, 2. März 2014

Exkursion nach Rapperswil und Generalversammlung


Die alljährliche Generalversammlung wurde dieses Jahr speziell mit einer kleinen Exkursion nach Rapperswil, einem ornithologisch ausgezeichnetem Gebiet am Zürcher Obersee, kombiniert. Dort gab es in den Tagen zuvor immer wieder spannende Arten wie beispielsweise Mantelmöwe und Trauerente zu sehen. Aber nicht nur wegen dieser Raritäten lohnt sich eine Exkursion nach Rapperswil. Auch die ganzjährig anwesenden Eiderenten, spannende Grossmöwen und immer mögliche Entdeckungen laden zu einem Besuch des Seedamms ein. Nach intensivem Birding stand die offizielle GV auf dem Programm, welche dieses Jahr in der warmen Orni-WG von Dominic und Jonas abgehalten wurde.

Gut gelaunt kamen rekordverdächtig viele Teilnehmer pünktlich um 10:00 Uhr in Rapperswil an und marschierten geradewegs Richtung Hafen, wo in den Vortagen oftmals nicht nur häufige Mittelmeer-, sondern auch rare Steppen- und Silbermöwen beobachtet werden konnten.

Die erste Besonderheit im Rapperswiler Hafen: eine junge Silbermöwe.
Dort angekommen kamen wir voll auf unsere Kosten: Zwei Steppenmöwen weilten im Hafengelände und konnten eingehend studiert werden. Nicht nur ein dreijähriges, in Polen beringtes Individuum zog faszinierte Blicke auf sich, sondern auch ein fast ausgewachsenes Exemplar im vierten Winter:

Eine vom zwei Steppenmöwen im Hafen - abseits des Bodensees noch immer ein eher seltener Anblick!
Nach kurzer Repetition zur Bestimmung des Alters der beiden Tiere ging's in Richtung Schloss, von wo aus man sich dank der erhöhten Position einen perfekten Überblick über das ganze umliegende Gebiet verschaffen kann. Auf dem Weg dorthin entdeckte Eric die weibchenfarbige Trauerente, welche zwischen der Insel Ufenau und dem Seedamm intensiv nach Nahrung tauchte. Trauerenten überwintern alljährlich in der Schweiz, doch immer in geringen Zahlen. Als auch der Letzte die quirlige Meeresente gesehen hatte, beschränkten wir uns auf die Suche nach fünf Bergenten, die sich laut Meldungen in den Vortagen in der Bucht tummeln sollten.

Wo wohl die Bergenten stecken?
Foto: Jonas Landolt.


Trotz intensiver Suche gelang uns keine aussergewöhnliche Beobachtung, denn auch die am Vortag gesichtete Schwarzkopfmöwe liess sich nicht blicken. Sodann vernahmen wir Rufe eines Kernbeissers und einiger Dohlen, welche sich im Schlossareal ihr Brutrevier streitig machten. Trotz wolkenverhangenem Himmel blieben wir vom Regen verschont und konnten die Suche getrost in Richtung Seedamm fortsetzen. Plötzlich machten wir einen Schwarm von circa 120 Kiebitzen anhand ihrer breiten Handflügeln hoch über uns aus. Sie flogen rasch „überhin“ (Patricks Lieblingswort) Richtung Osten, ohne ihre unverkennbaren, melodischen Rufe von sich zu geben. Nach vielen „wow, krass!"-Rufen zogen wir auf dem Holzsteg weiter bis zur Kiesinsel in der Hoffnung, dort auf die überwinternde Mantelmöwe zu stossen. Und prompt erblickten wir die grösste Möwe der Schweiz neben der berühmt berüchtigten Geiermöwe – eine vorjährige Steppenmöwe mit einer extremen Schnabelverformung, welche einem Geier stark ähnelt. Des Weiteren bestand unsere Ausbeute aus einem Paar Spiessenten, einem Silberreiher, einem männlichen Mittelsäger, 13 Eiderenten und gleich vielen überfliegenden Grossen Brachvögeln, in der Insider-Natrixsprache „GBs“ genannt. Am Ende des Stegs angelangt begrüsste uns ein „gschpässiger“ Ostschweizer Vogel lauthals und verkündete, es seien einige Goldregenpfeifer im Nuolener Ried gesichtet worden. Diese Neuigkeit nährte unsere Hoffnungen, doch noch eine Rarität selbst zu entdecken (wir sind alle natürlich immer aufs Verlängern der doch so ausschlaggebenden Self-found-Liste bedacht ;-)), und ermunterte uns, einen riesigen, im Frauenwinkel rastenden Trupp Kiebitze genau zu durchkämmen. Erstaunlicherweise klickte es exakt 242-mal aus Dennis' Richtung. Solch enorme Ansammlungen von Kiebitzen kommen im Binnenland ausschliesslich zu den Zugzeiten vor und stellen eine Besonderheit dar. Leider nützte aber auch akribisches Absuchen mit vereinten Kräften nichts und der aufkommende Hunger musste mit Lunch an einer Wärme spendenden Feuerstelle gestillt werden. Nun, Erics Nerven wurden wegen eines strangen Passanten-Aufhalters aufs Gröbste strapaziert und mussten durch frühzeitiges Aufbrechen vor dem Zerreissen gerettet werden.

Weibliche Überzahl am Bahnhof Pfäffikon. Foto: Jonas Landolt.
Im Zug erklang dann der Bienenfresserruf mit dem Update, es seien mindestens 120 Goldregenpfeifer im Raum Obersee umhergezogen. Etwas frustriert zogen wir uns darauf in die warme Orni-WG zurück. Dort eingetreten erfüllte der Duft leckerer Selina-Muffins die Wohnung. Wir bedanken uns ganz herzlich für ihr kulinarisches Engagement! 

Im Anschluss an den Überblick über das letzte Vereinsjahr und die Finanzen wurde der neue Vorstand gewählt. Neu als ExkursionsleiterIn integriert sind Selina sowie Merlin, den wir bedauerlicherweise nur über Skype zu Gesicht bekamen. Anschliessend wurde der ausgezeichnete, ehemalige Natrix-Präsident, David Marques, aus dem Vorstand offiziell verabschiedet. Darauf präsentierten einige Mitglieder ihre zehn spannendsten, besten und interessantesten Fotos aus dem Jahr 2013. Für den Abschluss hatte Jonas, der passionierte Flügelpräparator der Jugendgruppe, ein Flügelquiz mit vielen Arten wie Bergfink, Kuckuck, Waldschnepfe und Crex crex für uns vorbereitet.

Nach diesem abwechslungs- und lehrreichen, aber auch anstrengenden Tag mussten wir schon wieder den Rückmarsch antreten, um rechtzeitig am HB zu erscheinen.

Bericht und Fotos ohne Vermerk des Fotografen: Meo Sauter.

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