Sonntag, 19. Januar 2014

Möwenbestimmung - die Praxis! Oder: Exkursion an den Bodensee

Stolze 23 Teilnehmer standen auf der Teilnehmerliste, womit wohl sogar der langjährige Rekord der Unterseeexkursion vom Dezember 2002 gebrochen werden konnte. Ein Grossteil der Gruppe war zudem eine  Woche vorher am Theorienachmittag zur Grossmöwenbestimmung in der Orni-WG von Jonas und Dominic. Ideale Voraussetzungen und höchste Zeit, die gewonnenen Erkenntnisse im Feld anzuwenden. Die Zugfahrt von Zürich nach Staad gestaltete sich allerdings etwas schwierig... Einige wagemutige Personen suchten sich die Geleise als Aufenthaltsort aus und so waren wir ziemlich überrascht ob der Zugdurchsage: „Wegen Personen auf den Geleisen verzögert sich unsere Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit“. Glücklicherweise setzte sich der Zug nach einer Viertelstunde wieder in Bewegung und schon bald war der Endbahnhof des Intercitys, St. Gallen, erreicht. Als Folge der neuen S-Bahn St. Gallen mit verdichtetem Fahrplan stand auch gleich eine Thurbo-Zugkomposition bereit und wir erreichten Staad mit einer Viertelstunde Verspätung. Die Fraktionen aus Sargans und Gais waren bereits vorher pünktlich eingetrudelt und hatten deshalb etwas Vorsprung auf der Suche nach befiederten Seltenheiten. Nach Auspacken der Feldstecher und Fernrohre war dann aber die gesamte Gruppe start- respektive beobachtungsklar. Auf der Steininsel tummelten sich drei Steppenmöwen, eine adulte Heringsmöwe und 16 Singschwäne, die sich gut beobachten liessen. Allerdings stahl kurz darauf ein Wanderfalke allen anderen Arten die Show. Über Wasser lieferte er sich einen rund zehn Minuten andauernden Kampf mit einer Lachmöwe. Nachdem Worte wie „wow“, „krass“ oder „arme Lachmöwe“ aus unsern Mündern entwichen waren, ging der Wanderfalke als Sieger vom Feld (respektive See) und kam in den Genuss eines hart erarbeiteten Sonntagsbratens. Nach dieser blutigen, aber doch genialen Beobachtung ging es zurück zum Bahnhof, um weiter nach Rorschach zu reisen. Dort kamen vor allem die Möwenliebhaber auf ihre Kosten. Neun Steppenmöwen, zwölf Silbermöwen und eine Heringsmöwen liessen sich in verschiedenen Alterskleidern auf kurze Distanz beim Hafen begutachten. Mehrere Vögel waren beringt, so zum Beispiel eine achtjährige Silbermöwe aus Murmansk (Russland) und eine dreijährige Sturmmöwe aus Polen.

Diese Möwe hat eine lange Reise hinter sich - sie wurde vor acht Jahren in Russland beringt! Foto: Meo Sauter.



Wer zwischenzeitlich etwas Ablenkung von der komplexen Möwenbestimmung brauchte, war mit den zahmen Strassentauben gut bedient ;-)
Foto: Meo Sauter.




Nachher bestiegen wir einmal mehr den Zug, um an die Seetaucherstrecke zu fahren. Dort erhofften wir uns, oh Wunder, Seetaucher ;-). Mindestens zwei Eistaucher wurden die Tage zuvor beobachtet. Dort angekommen konnten wir als erstes die relativ zahlreichen Rothals- und Prachttaucher entdecken. Etwas später präsentierte sich dank Meos geübtem Blick auch der Eistaucher auf ziemlich kurze Distanz. Wir staunten nicht schlecht, als plötzlich ein Car mit mehr als fünfzig weiteren Vogelbeobachtern herangefahren kam. So bekamen wir ungeplant Gesellschaft von den Basler Absolventinnen und Absolventen des Feldornithologenkurses. Als vor lauter Ornithologen die Vögel nicht mehr gesehen werden konnten, zogen wir uns zurück, um nach einem vogel- und erlebnisreichen Beobachtungstag erschöpft die Heimreise anzutreten.

Intergeneratives Beobachten. Gemeinsam sieht man mehr - oder eben auch nicht ;-). 
Foto: Meo Sauter.

Gruppenbild mit der neuen Natrixflagge. 
Foto: Nikolai Orgland.

Bericht: Merlin Hochreutener.

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