Sonntag, 21. September 2014

Zugvogelwochenende auf dem Gurnigel, 20. bis 21. September 2014

Da das letztjährige Gurnigel-Weekend wegen schlechter Wetterprognose abgesagt wurde – stattdessen ging es ins Kaltbrunner Riet – sollte es dieses Jahr nachgeholt werden. Petrus war uns gut gesinnt und so kamen wir bei strahlendem Sonnenschein auf dem Gurnigel an. Die vorangehende Postautofahrt war auch schon ein Erlebnis, da Alpabzugs-Stimmung herrschte und sich nicht weniger als ungefähr hundert Kühe auf der Strasse tummelten, die selbstverständlich Vortritt hatten. Prächtig geschmückt trotteten die Kühe mit schweren Glocken in Richtung Winterstall, begleitet von nicht minder schön gekleideten Alpsennen in Tracht. 

Stockender Verkehr auf der A1 in Richtung Gurnigel.
Gerade rechtzeitig packten wir unsere Feldstecher und Spektive aus, denn kaum auf der Passhöhe angekommen und ausgestiegen schraubte sich auf kurze Distanz ein Fischadler in die Höhe. Perfekt liess er sich beobachten, bis er nach einer Viertelstunde hoch genug war, um weiterzuziehen.
Der prächtige Fischadler.
Wo ist er denn?
Schlag auf Schlag folgten die nächsten Durchzügler: Birkenzeisig, Wiesen-, Berg- und Baumpieper, Rohrweihe, Wespenbussard, Sperber und vieles mehr. Genüsslich wurde Lunch verzerrt, als plötzlich ein gigantischer Schatten vor uns auftauchte. Ein Steinadler segelte lautlos über unsere Köpfe und brachte alle ins Staunen. Zu Recht trägt der nach dem Bartgeier zweitgrösste Vogel der Alpen den Übernamen „König der Lüfte“. Auch wenn der riesige Parkplatz beim Gurnigel völlig überdimensioniert und inmitten von artenreichen Bergwäldern nicht schön anzusehen ist, taugte er doch noch zu etwas. Kurzerhand ernannten wir ihn zur Spielwiese und machten „Fangis“ in allen Variationen:

Ein etwas anderes Fangis.
Hopp, hopp, hopp!
Als sich alle ausgetobt hatten, konnte es mit Beobachten weitergehen. Gemeinsam mit einigen weiteren Nicht-Natrix-Ornithologen konnten wir Baum- und Wanderfalke, Fichtenkreuzschnäbel, Kolkraben und Tannenhähere beobachten. Doch langsam neigte sich der Tag dem Ende zu und wir wanderten durch angenehm kühle Bergwälder zum Berggasthaus. Auf dem Weg komplettierte uns Jakob, der die Frage, ob schon neue Tierarten in seinem Haar entdeckt worden seien, beruhigend mit „nein“ beantworten konnte. Wenige Meter neben dem Weg konnten wir noch einen geringelten Fichtenstamm entdecken, doch leider ohne Dreizehenspecht. Daneben war eine im traumhaften Abendlicht stehende Sitzbank der perfekte Ort für ein Gruppenfoto.

Gruppenfoto.
Im Berggasthaus angekommen nahmen wir den Massenschlag in Bezug und begaben uns allmählich zum Speisesaal, wo wir ein feines Essen einnehmen konnten. Nach dem letzten vierten Gang hiess es Stifte packen und sich bereitmachen fürs abendliche Stimmenquiz. Die meisten Stimmen wurden erkannt und konnten der richtigen Art zugeordnet werden. Bravo! Beim anschliessenden Quiz für die Leiter, welches die Teilnehmer als „Revanche“ spontan durchführen wollten, wurde allerdings deutlich schlechter abgeschnitten. (Anmerkung: Es wurde uns aber auch sehr schwer gemacht... ;-)) Nach diversen Spielen hiess es Zähneputzen und Schlafen, wollten wir doch am nächsten Morgen dem Gesang von Sperlingskauz und Co. lauschen.

Die geplante Frühexkursion fiel leider ins Wasser, da uns mitten in der Nacht ein heftiges Gewitter aufweckte. Geschützt hinter den Fensterscheiben konnte man dem höllischen Donnern zuhören und die Blitze beobachten. Am Morgen gewitterte es nicht mehr, doch Petrus schien noch immer grosse Wassermengen zu horten und da Vögel bei starkem Regen nicht singen, legten wir uns nochmals hin. Nach dem Morgenessen guckte allmählich wieder die Sonne hinter den Wolken hervor und kündigte einen schönen Tag an. Zu den am Vortag schon beobachteten Vogelarten gesellten sich noch Schafstelzen und ein Rotmilan dazu. Ein Baumpieper setzte ganz nah auf einen Baumzipfel:

Einer der kooperativern Sorte.
Foto: Noah.


Traumhafte Aussicht bis auf den Thunersee ;-)
Gegen Mittag fuhr – als eine von drei Verbindungen pro Tag – auch schon wieder unser Postauto nach Schwarzenburg, diesmal jedoch ohne Stau verursachende Kühe. Gänzlich ungestört konnten wir im Postauto lustige Spiele spielen; insbesondere bei 1, 2, 3, 4, 5, 6, „Hugo“ war höchste Konzentration und Reaktionsschnelligkeit gefordert. In Zürich angekommen stellte sich die Frage, weshalb Natrix-Wochenenden immer so kurz sein müssen...

Bericht und Bilder ohne Vermerk des Fotografen: Merlin Hochreutener.

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