Sonntag, 20. September 2015

Zugvögel am Klingnauer Stausee

Der Klingnauer Stausee gehört zu den besten Naturschutzgebieten der Schweiz. Besonders im September rasten viele seltene Zugvögel in diesem Gebiet. Kein Wunder, dass zahlreiche Natrixler an dieser erfolgsversprechenden Exkursion teilnahmen. 

Nachdem wir in Koblenz angekommen waren, marschierten wir sogleich zum Gippinger Wald. Leider ertönte nur selten eine Stimme aus dem schönen Auenwald. So durchquerten wir diesen ziemlich schnell. An der Aare lockten drei Baumfalken, welche über den Baumwipfeln des andern Ufers jagten, die Aufmerksamkeit auf sich. Besonders durch die typischen Rufe, welche ununterbrochen zu hören waren, konnte das Vogelstimmenwissen einiger Teilnehmer ergänzt werden. Auf einmal wurde die Aufmerksamkeit schlagartig auf einen anderen Vogel gelenkt: Zuoberst auf einem kahlen Baum am andern Flussufer zeigte sich der seltene Mittelspecht. Im Herbst sind diese Vögel sehr schwer zu entdecken und für einige war es sogar der erste überhaupt! Ein herrliches Erlebnis. Als dieser in einem nicht einsehbaren Baum verschwand, betrachteten wir wieder die Baumfalken, welche etwas näher gekommen waren. Einer meinte es mit uns besonders gut und flog wenige Meter an uns vorbei:

Ein kooperativer Baumfalke.
Wir beschlossen weiter in Richtung Gippinger Grien zu gehen. Auf dem Weg zeigten sich unzählige Eichelhäher und eine Rabenkrähe, welche eine Nuss exakt auf der Strasse platzierte, um sie von einem Auto knacken zu lassen. Im Gippinger Grien wurden wir von einem zutraulichen und wunderschön gefärbten Fitis begrüsst. Die zahlreichen Entenarten boten ein gutes Bestimmungsquiz, da sie grösstenteils im Schlichtkleid waren. Auf einem im Wasser liegendem Ast entdeckten wir eine Schildkröte. Beim Betrachten dieses Reptils wurde schnell klar, dass es sich um eine nicht-einheimische Art handelt. Etwas weiter oben fanden wir die ersten Limikolen, einige Waldwasserläufer und einen Flussuferläufer. In den alten Bäumen verweilten viele Kleinvögel, insbesondere die Trauerschnäpper waren zahlreich. Es liess sich hervorragend beobachten, wie diese aufflogen, sich ein Insekt schnappten und oft auf den Ast, auf dem sie Sekunden zuvor gesessen waren, zurückkehrten. 

Als wir schlussendlich am Klingnauer Stausee ankamen, machten auch wir eine kleine Rastpause auf der Wiese vor dem Staudamm. Daraufhin ging die Vogelsuche weiter. Auf einem Baumstumpf liess sich ein Gartenrotschwanz nieder. Weiter vorne entdeckten wir eine frühe Spiessente, welche den Weg an den Klingnauer Stausee gefunden hatte. Bei den ersten Schilfinseln zogen Kiebitze, Grosse Brachvögel sowie Bekassinen die Aufmerksamkeit auf sich. Die ursprünglich aus Asien stammende Rostgans ist am Klingnauer Stausee regelmässig anzutreffen. An diesem Tag zeigte sie sich in besonders hoher Anzahl.

Beim Bunker machten wir eine kleine Spielpause. Wir gaben uns die Hände und verknoteten uns mit unsern eigenen Armen. Das Ziel war, diesen Knoten ohne die Hände des andern loszulassen, zu öffnen. Nach einiger Zeit gelang es uns, auch wenn einige nicht mehr in die richtige Richtung schauten. 

Eine nähere Inspektion eines kleines toten Fisches am Seeufer zeigte, dass am Klingnauer Stausee eine schweizweit nur an wenigen Seen vorkommende Fischart lebt: der Bitterling.

Ein ebenso seltener wie leider auch toter Bitterling.
Eine kleine Limikole auf grosse Distanz mit leicht krummem Schnabel, hellem Bauch, an dem noch einige kleine schwarze Flecken an das Prachtkleid erinnerten, war ein gutes Bestimmungsquiz. "Alpenstrand- ... oder doch ein Temminckstrandläufer?" war in der Runde zu hören. Nach einiger Zeit einigten sich alle auf Alpenstrandläufer. Das schwierigste Bestimmungsquiz des Tages war bestanden. Danach machten wir ein weiteres Spiel. Wir stellten uns in zwei Gruppen auf und bekamen Behauptungen zu verschiedenen Vögel. Je nachdem, ob diese richtig waren, mussten wir von der andern Gruppe wegspringen oder diese fangen. Wer wann in welche Richtung springen musste, forderte einigen bis zum Schluss alle Koordination ab.

Auf dem grossen Turm hofften wir auf durchziehende Greifvögel. Abgesehen von einem Sperber, welcher dicht über unsere Köpfe flog, war jedoch nicht viel zu sehen.
 
Der aufregendste Greifvogel der heutigen Exkursion: ein Sperber.
Wir gingen daher weiter und stiessen bald auf ein Tüpfelsumpfhuhn, das auf kurze Distanz vor uns herumstakste:

Juhui, ein Tüpfelsumpfhuhn!
Das Sumpfhuhn war klar eines der ornithologischen Highlights des Tages und machte viele, die auf diese Art gehofft hatten, froh. Den hübschen Abschluss der Exkursion stellte ein Seidenreiher dar, der sich uns ebenfalls auf wenige Meter präsentierte.

Einmal mehr brachte eine Exkursion an den Klingnauer Stausee viele zufriedene Gesichter zurück an den Treffpunkt im Bahnhof Zürich. Und es ist schon jetzt klar, dass wir das Gebiet bald wieder besuchen werden!

Bericht und Fotos: Samuel Betschart.

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